Thalfang hält sich alle Optionen offen

Die Verbandsgemeinde (VG) Thalfang lässt sich weiter Zeit bei der Suche nach einem möglichen Fusionspartner. Gespräche mit Vertretern der VG Birkenfeld haben zwar zu einer Zusammenarbeit im Tourismussektor geführt, eine Fusion scheint jedoch sehr unwahrscheinlich.

Thalfang. Eine Woche nach dem wohl letzten Sondierungsgespräch der Thalfanger Kommunalpolitiker über eine mögliche Fusion weiß noch immer niemand, wohin die Reise geht. Klar ist aber, dass man sich weiter Zeit lässt. "Nach übereinstimmender Auffassung der Fraktionen im Verbandsgemeinderat soll vor der Landtagswahl am 27. März keine weitere Arbeitskreissitzung stattfinden", schreibt VG-Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo in einem Brief an die 21 Ortsbürgermeister. Danach sei die Angelegenheit erneut zu erörtern. Die Argumente seien intensiv zu prüfen, vor allem weil sich die Verbandsgemeinde bei einer Fusion "in der nicht einfachen Rolle des Juniorpartners" befinde. Ob und wie diese Prüfung stattfinde, sei noch zu beraten, bevor die "Angelegenheit im Verbandsgemeinderat entscheidungsreif ist".

Gemeinsame Auftritte bei Tourismusmessen



Bislang standen drei potenzielle Partner im Raum: Morbach, Birkenfeld und Hermeskeil. Allerdings ist eine Ehe mit Birkenfeld wohl auszuschließen. Bereits vor dem Treffen der Delegationen im Hunsrückhaus stand fest: Es wird nicht über eine Fusion gesprochen. Denn die Birkenfelder mit knapp 20 000 Einwohnern müssen nicht auf Partnersuche gehen. Und sollten sie es doch tun, tendieren sie eher zu einer Hochzeit mit dem kleinen Baumholder.

Stattdessen suchen Thalfanger und Birkenfelder nach Gemeinsamkeiten. Die Wichtigste ist der Erbeskopf, mit 816 Metern der höchste Berg in Rheinland-Pfalz. Auch wenn er in der Verbandsgemeine Thalfang liegt, "ist es doch auch unser Erbeskopf", sagt Bernhard Alscher, Bürgermeister der VG Birkenfeld. Geprüft wird das Anlegen einer Traumschleife, die durch beide Verbandsgemeinden führt. Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt es auch zwischen der Umweltbildungsstätte Hunsrückhaus am Erbeskopf und dem Birkenfelder Umweltcampus - einer Fachhochschule für Umweltthemen.

Eine Kooperation wäre für das Hunsrückhaus interessant, zumal dort ein Umweltmessfeld existiert, das dem Hunsrückhaus vom Umweltbundesamt (UBA) geschenkt wurde. Seit dem Abzug der UBA-Außenstelle 2004 wird dieses Feld nur noch sporadisch genutzt, könnte aber durch die Zusammenarbeit mit Birkenfeld wiederbelebt werden.

Bereits besiegelt ist eine Zusammenarbeit im touristischen Bereich. Es gab bereits gemeinsame Messestände bei der Luxemburger Vakanz (Januar) und bei der Niederrheinischen Touristikmesse in Rheinberg (Februar). Auch auf der Saar-Lor-Lux Tourismusbörse in St. Ingbert am 19. und 20. März will man gemeinsam um Urlauber werben.

Morbach: Auch eine Verschmelzung mit der benachbarten Einheitsgemeinde Morbach ist unwahrscheinlich. "Die Thalfanger sind uns liebe Nachbarn", hatte Gregor Eibes vor einem Sondierungsgespräch im August 2010 gesagt. Und dabei blieb es offenbar. Das größte Hindernis ist die unterschiedliche Struktur. In einer Einheitsgemeinde würden die Ortsgemeinden in der VG ihre Unabhängigkeit verlieren. Auch dass die Morbacher zur 22. Ortsgemeinde in der VG Thalfang werden, ist unwahrscheinlich, weil die EG dabei extrem an Bedeutung verlieren würde.

Hermeskeil: Bleibt noch eine Verbindung mit der Verbandsgemeinde Hermeskeil. Dafür stehen die Zeichen günstiger. Nach einem Treffen im Juni sprachen die Thalfanger von einem "Gespräch unter Freunden", die Hermeskeiler beschworen ein "Hochwälder Wir-Gefühl". Doch auch hier gibt es ein Ehehindernis: die Kreisgrenze.

Die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich ist dagegen, ohne ein Vetorecht zu haben. Zu einer Lösung dieser Frage hat sich Innenminister Karl Peter Bruch noch nicht konkret geäußert.

Meinung

Spiel auf Zeit

In Neumagen-Dhron macht man Nägel mit Köpfen. Die VG wird zwar faktisch zerschlagen, aber immerhin sind dort bereits die ersten Beschlüsse gefallen. Die Thalfanger dagegen setzen sehr bedächtig einen Schritt vor den anderen. Zwei Jahre sind vergangen, seit Innenminister Karl Peter Bruch eine Liste von Kommunen veröffentlicht hat, die sich einen Fusionspartner suchen sollen. Die Thalfanger haben gerade erst ihre Sondierungen abgeschlossen. Dabei endet Mitte 2012 bereits die Frist für kleine Kommunen, sich freiwillig einen Partner zu suchen. Und mit der Beratung über die weitere Vorgehensweise lässt man sich auch Zeit. Dass man sich erst nach der Landtagswahl wieder treffen will, spricht Bände. Denn unter den Thalfanger Kommunalpolitikern hält sich die Fusionsbereitschaft in Grenzen. Und sollte sich Ende März die Zusammensetzung der Landesregierung ändern, könnten die Karten neu gemischt werden. Es ist ein offenes politisches Geheimnis, dass beispielsweise die CDU zwar die Kommunalreform generell fortsetzen will, die Verbandsgemeinden allerdings eine mehrjährige Galgenfrist bekommen sollen. i.rosenschild@volksfreund.de

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