Thalfanger gehen auf Morbacher zu

Thalfang · Der Thalfanger Verbandsgemeinderat hat sich mit großer Mehrheit für Fusionsgespräche mit den Morbacher Nachbarn ausgesprochen. In der gut besuchten Sitzung erstaunte Landrat Gregor Eibes mit der Ansage, Fusionen der Verbandsgemeinde (VG) mit Partnern außerhalb des Kreises seien rechtswidrig.

 Von wegen zwei Paar Schuhe: Thalfang und Morbach wollen gemeinsame Wege gehen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Von wegen zwei Paar Schuhe: Thalfang und Morbach wollen gemeinsame Wege gehen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Thalfang. So gut besuchte Ratssitzungen sind selten. Etwa 40 Zuhörer waren zur Thalfanger Verbandsgemeinderatssitzung mit dem Thema Kommunalreform gekommen, darunter auch eine Handvoll Ratsmitglieder aus Morbach. Schnell wurde deutlich, dass das Gros der Besucher - die Morbacher ausgenommen - andere Prioritäten setzte, als die Ratsmehrheit. Während die Gäste verstärkt klatschten, wenn es um Bürgerbefragungen ging oder auch darum, dass einzelne Orte wie Heidenburg mit einem Wechsel zu einer VG außerhalb des Kreises liebäugeln, beschloss der Rat mehrheitlich, Fusionsverhandlungen mit der Einheitsgemeinde Morbach aufzunehmen. Und zwar als Ganzes, so wie es der Arbeitskreis der Kommune in Absprache mit Landrat Gregor Eibes beschlossen hatte.
Lediglich die beiden Ratsmitglieder der FWG stimmten mit Nein. Sie sprachen sich für den Beschlussvorschlag ihrer Gruppierung aus. Darin forderten sie, neben Morbach auch mit Hermeskeil zu verhandeln. Zudem verlangte die FWG ein klares Bekenntnis des Rates zum Erhalt der Selbstständigkeit der Ortsgemeinden sowie Bürgerentscheide zu diesem Thema.
Mehrfach wurde in der Sitzung betont, dass die Selbstständigkeit der Dörfer nicht in Gefahr sei, allen voran Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo. Er sagte: "Die Ortsgemeinden stehen nicht zur Disposition." Der VG-Chef lobte die gute Infrastruktur der Kommune und warb um Unterstützung für die "Herkulesaufgabe" eines Fusionsversuchs mit dem Nachbarn Morbach. Doch Dellwo sagte ebenfalls: "Verhandlungen können gelingen, aber auch scheitern." Für einige Zuhörer überraschend waren die Ausführungen des Landrats. Gregor Eibes warnte davor, dass der Kreis durch den Wechsel weiterer Ortsgemeinden zu anderen Kommunen außerhalb des Kreises und erst recht durch einen Wechsel der VG Thalfang Richtung Hermeskeil in seiner Substanz gefährdet sei. Dies widerspreche den gesetzlichen Vorgaben, sagte Eibes und kündigte für den Fall einer Fusion von Thalfang mit Hermeskeil eine rechtliche Überprüfung an. Der Landrat mahnte, man müsse bei einer Fusion mit einem externen Partner an die im Kreis zurückbleibenden Bürger denken, die mit höheren Belastungen - beispielsweise für Müll - zu rechnen hätten. Auf die Infrastruktur der VG würde sich eine Aufsplittung ebenfalls negativ auswirken.
Eibes Worten folgte eine ausführliche und nur wenig konträre Diskussion. Burkhard Graul (SPD) äußerte Verständnis für die Wechsel-Wünsche in einigen Orten. Es gehe jedoch nicht um Wünsche, sagte Graul. Die Ratsmitglieder müssten Verantwortung übernehmen. In Verhandlungen sei eine ganze Verbandsgemeinde stärker als eine halbe.
Richard Pestemer (FWG) hingegen plädierte dafür, die Bürger zu Wort kommen zu lassen. Für die CDU dankte Gereon Haumann dem Kreis für "40 hervorragende Jahre", in denen viele Millionen von dort in Thalfanger Ortsdurchfahrten, Schulen und Sportstätten geflossen seien. Er stellte infrage, ob dies in anderen Kreisen angesichts großer Konkurrenz um leere Geldbeutel genauso funktioniere.
Haumann warnte davor, die Bürger in "Volksbefragungen" zu jagen. "Das ist kein Schlager-Grand-Prix. Das Thema ist viel komplexer als die einfache Frage: Was gefällt dir besser?"
Der Christdemokrat sprach sich für eine starke Hunsrückgemeinde im Kreis Bernkastel-Wittlich aus.Der einzige Redner, der sich kritisch Richtung Morbach äußerte, war Rudi Marx (FDP), nach eigenen Aussagen das älteste Ratsmitglied. Ihm sei etwas unwohl gewesen, als Morbachs Bürgermeister Andreas Hackethal gleich zum Amtsantritt auf die Stärke seiner Kommune hingewiesen habe, sagte Marx. "Ich habe mich bei Verhandlungen noch nie unter Druck setzen lassen." Er forderte Verhandlungen auf Augenhöhe und empfahl, bei Druck die Option einer Fusion mit der VG Bernkastel-Kues ins Spiel zu bringen. Grundsätzlich sprach sich Marx aber für Verhandlungen mit Morbach, dem nächstliegenden Partner, aus. Als Kompromiss zwischen Einheits- und Verbandsgemeinde schlug er eine VG mit einer großen Gemeinde Morbach und den 21 Thalfanger Ortsgemeinden vor. mai

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