Thalfanger Wehr gleicht Scherbenhaufen - Weitere Mitglieder wollen Feuerwehr verlassen

Thalfang · Der Streit geht weiter: Erneut haben mehrere Mitglieder der Stützpunktwehr Thalfang um ihre Entpflichtung gebeten. Dazu haben die beiden stellvertretenden Wehrführer ihre Ämter niedergelegt. Mediator Peter Schüßler spricht von einem normalen Verlauf der Streitschlichtung.

 Was von der einst stolzen Stützpunkt Feuerwehr Thalfang übrig ist, gleicht derzeit einem Scherbenhaufen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Was von der einst stolzen Stützpunkt Feuerwehr Thalfang übrig ist, gleicht derzeit einem Scherbenhaufen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Thalfang. In der Thalfanger Feuerwehr kehrt keine Ruhe ein. Mehrere Feuerwehrleute haben in den vergangenen Wochen bei Bürgermeister Marc Hüllenkremer um ihre Entpflichtung gebeten. Darunter befinden sich mit Jörg Kiefer, der auch von seinem Führungsposten als stellvertretender Wehrführer zurückgetreten ist, und dem ehemaligen Wehrführer Michael Schäfer erfahrene Leute. Auch der zweite stellvertretende Wehrführer, Marko Haink, hat seinen Posten niedergelegt, behält allerdings seine Ämter als stellvertretender Wehrleiter der VG Thalfang und als Wehrführer der Löschgruppe Bäsch. Nach dem Rücktritt des bisherigen Wehrführers Timo Haink im vergangenen Jahr ist die Thalfanger Stützpunktwehr damit ohne gewählte Führung.
Wieviele Feuerwehrleute insgesamt um ihre Entlassung gebeten haben, ist zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Es sollen aber deutlich weniger als noch Anfang 2014 sein, als 30 von 52 Wehrleuten ihren Abschied von der Wehr eingereicht hatten.Nur einer wird deutlich


Diese hatten damals wieder einen Rückzug gemacht, um eine geplante Mediation abzuwarten. Mit Hilfe eines externen Mediators sollen die Streitigkeiten in der Wehr aufgearbeitet und zukunftsweisende Lösungen gefunden werden. Seit dem 26. Juni 2014 läuft diese Mediation.
Bei den zahlreichen Bitten um Entlassungen aus dem Dienst hatte es sich damals um eine Protestaktion der Aktiven gehandelt. Grund dafür waren Spannungen zwischen einem Teil der Stützpunktwehr und Wehrleiter Roland Sommerfeld (der TV berichtete). Die Gründe der Wehrleute für ihren erneuten Wunsch um Entpflichtung bleiben diesmal unklar.
Keiner der Betroffenen will sich derzeit gegenüber dem TV äußern - auch nicht ohne Namensnennung. Nur der Hilscheider Wehrführer Detlef Haink, der bis zum 31. Dezember 2014 stellvertretender Wehrleiter der Thalfanger Feuerwehr war, wird deutlicher. Bei der turnusmäßigen Neuwahl des Wehrleiters war er im Herbst gegenüber Amtsinhaber Sommerfeld mit einer Stimme unterlegen (der TV berichtete).
In einem Schreiben an die Wehrführer in der VG Thalfang bezeichnet er die Thalfanger Stützpunktwehr als "Scheiterhaufen", in der es keine Wehrführer, stellvertretende Wehrführer sowie kaum noch Gruppen- geschweige denn Zugführer gebe. Er habe versucht, dieses "Desaster" abzuwenden. "Wenn keine funktionierende Stützpunktwehr vorhanden ist, müssen wir mit unseren Wehrleuten die Bevölkerung vor Schäden schützen", sagt Haink. Über den Verlauf der Mediation sei er, auch als stellvertretender Wehrleiter, nie unterrichtet worden. VG-Bürgermeister Marc Hüllenkremer hält die Situation nicht für desaströs. Es seien noch einige Gruppen- und Zugführer in der Thalfanger Stützpunktwehr aktiv, sodass die Einsatzbereitschaft gewährleistet bleibe. "Warum Herr Haink diese Behauptungen aufstellt, ist mir unklar", sagt der Verwaltungschef. Die Inhalte des Schreibens möchte er mit ihm in einem persönlichen Gespräch besprechen. Zu den eingereichten Bitten um Entpflichtung möchte sich Hüllenkremer derzeit nicht äußern, da mit diesen Wehrleuten noch Gespräche geplant sind. Erst danach werde er mitteilen, wie viele Aktive aus der Stützpunktwehr ausscheiden wollen. Ein Termin für die Neuwahl der Wehrführung müsse noch festgelegt werden.
Peter Schüßler von der Feuerwehr- und Katastrophenschutzschule in Koblenz, der als Mediator die Spannungen zwischen Stützpunktwehr, Verwaltung und Wehrleitung aufarbeiten soll, spricht von einem normalen Verlauf in der Streitschlichtung, ohne dabei auf Details einzugehen. "Wir sind noch an Baustellen dran", sagt er. Es sei nun eben ein Punkt erreicht, an dem der eine oder andere Aktive mit dem Verlauf der Mediation unzufrieden ist. Dies sei jedoch die Sicht "einiger weniger".
Die Wehrleute müssten zudem akzeptieren, dass Wehrleiter Sommerfeld für weitere zehn Jahre gewählt worden sei. "Man muss der Wehrleitung eine Chance geben", fordert Schüssler. Für Ende März sei erneut ein Treffen vorgesehen, bei dem auch kontrolliert werde, ob Absprachen eingehalten worden sind.Meinung

 Die Wehrführer der Thalfanger Stützpunktwehr nach ihrer Wahl im Februar 2013. Inzwischen sind alle drei von ihren Ämtern zurückgetreten. Von links: Jörg Kiefer, Timo Haink und Marko Haink. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Die Wehrführer der Thalfanger Stützpunktwehr nach ihrer Wahl im Februar 2013. Inzwischen sind alle drei von ihren Ämtern zurückgetreten. Von links: Jörg Kiefer, Timo Haink und Marko Haink. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Fehler liegt nicht beim Mediator
Egal ob gekränkte Eitelkeiten, Eifersüchteleien oder wirklich handfeste Gründe: Wenn nicht desaströs ist, was sich seit einiger Zeit bei der Thalfanger Feuerwehr abspielt, was dann! Immerhin steht die wichtigste Wehr der Verbandsgemeinde faktisch ohne Führung da. Ob die Mediation zu einer Besserung führt? Sie ist immer ein Prozess, mit dessen Verlauf und Ergebnis nicht alle Beteiligten vollauf zufrieden sein werden. Zumal in einer Situation, die so eskaliert ist, wie in Thalfang. Der Fehler liegt da nicht beim Mediator, sondern bei denen, die in der Vergangenheit zu lange weggesehen oder nichts unternommen haben. c.beckmann@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort