TV-Umfrage Wittlicher Saubraten: Schöne Tradition oder überholt?

Wittlich · Regelmäßig erreichen die TV-Redaktion Schreiben von Tierschützern, die fordern, die Säubrennerkirmes und Wittlicher Tradition kritisch zu hinterfragen. Obwohl die Kirmes in diesem Jahr wegen der Pandemie erneut ausfällt, haben wir die Wittlicher mal mit den Forderungen der Tierschützer konfrontiert.

Tierschützer kritisieren Wittlicher Saubraten Tradition
Foto: TV/Hans Krämer

Saubraten auf dem Brötchen hat für die Wittlicher auf der Kirmes eine lange Tradition. Akut bereitet den meisten Stadtbewohnern wohl deshalb Sorge, dass ihr großes Volksfest das zweite Jahr in Folge pandemiebedingt ausfällt und es nichts zu feiern gibt. Doch ungeachtet dessen fordern Tierschützer, die Traditionsveranstaltung und dabei insbesondere die Tradition des „Säubrennens“ kritisch zu hinterfragen.

Der Tierschutzverein Xorga verfasste dazu jüngst einen offenen Brief, der auch die Lokalredaktion Wittlich erreichte. Die Tierschützer sehen durch die kulinarische Tradition der Säubrenner zum einen das Tierwohl gefährdet: „Bei näherer Betrachtung scheinen Tiere genauso individualisiert wie Menschen, deswegen spricht die Verhaltensbiologie mittlerweile von Tierpersönlichkeiten.“ Zum anderen sorgen sich die Tierschützer um die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Sie fürchten insbesondere, dass durch die Tötung der Tiere sowie die „Objektifizierung leidensfähiger Wesen und den Konsum ihrer Körper“, auch die Psyche insbesondere junger Kirmesbesucher Schaden nehmen könnte: „Wie wir uns gegenüber Tieren verhalten, so mögen wir uns ebenfalls gegenüber Menschen verhalten. Was wir als Kinder lernen, mit Tieren zu tun, mögen wir später mit Menschen tun.“ Die Tierschützer meinen, es sei dringend an der Zeit, „die Tradition der Säubrennerkirmes kritisch zu hinterfragen und neu zu überdenken zum Wohle der Kinder, beziehungsweise der Menschen und der Tiere und deren gemeinsamer Zukunft auf diesem Planeten.“ Ist die Tradition der Säubrennerkirmes, zu der die Röstung der Schweine über Feuer sowie der massenhafte Verzehr von Fleisch gehört, noch zeitgemäß? Sollte man den Kirmesbesuchern am Saubratenstand nicht zumindest eine vegetarische Alternative bieten? Oder sollte man an der Tradition der Säubrennerkirmes nicht rütteln? TV-Mitarbeiterin Leontien Heidemann hat die Wittlicher mit diesen – nicht ganz einfachen – Fragen konfrontiert.

Birgit Gasser-Pauly, 54, Wengerohr: „Ich finde, die Tradition sollte beibehalten werden. Man muss ja kein Fleisch essen, wenn man auf die Kirmes geht. Alleine der Name „Säubrennerkrimes“ spielt eine große Rolle, darauf baut doch die Kirmes auf.“

Ralf und Esther Werland, 47 und 45, Zeltingen-Rachtig :

„Wir finden, die Tradition sollte aufrechterhalten werden. Man sollte aber auf die Haltungsbedingungen der Tiere achten, also Fleisch von artgerecht gehaltenen Schweinen anbieten. Die Kirmes ist schon lange sehr erfolgreich, wer damit ein Problem hat, muss ja nicht hingehen. Es ist wichtig, dass Traditionen erhalten bleiben.“

Diana S., 34, Wittlich:

„Das ist ein schwieriges Thema. Auf der einen Seite ist die Tradition der Säubrennerkirmes sehr wichtig für die Stadt Wittlich, gerade wirtschaftlich. Außerdem verzehren wir schon seit jeher Nutztiere und man sollte niemandem vorschreiben, was er essen soll. Es ist aber wichtig, dass man darauf achtet, wo das Fleisch herkommt. Es sollte auf jeden Fall auf artgerechte Haltungsbedingungen geachtet werden.“

Ilker Sarikaya, 23, Wittlich:

„Ich denke, wenn man darauf achtet wo das Fleisch herkommt, ist es in Ordnung die Tradition fortzuführen. Die Kirmes ist ja sehr bekannt und erfolgreich, dann sollte sie auch so bleiben wie sie ist. Ich denke, es ist auf jeden Fall eine gute Idee, vegetarische Alternativen auf der Kirmes anzubieten.“

Jörg Weber, Wittlich, 54:

„Ich finde die Säubrennerkiimes ethisch nicht fraglich. Es ist eine Tradition und es bleibt jedem selbst überlassen, ob er dran teilnehmen möchte oder nicht. Auf jeden Fall sollte man vegetarische Alternativen anbieten, um die Kirmes auch für die andere Seite zu eröffnen.“

Petra Teusch, 58, Wittlich:

„Ich denke, die Tradition sollte auf jeden Fall beibehalten werden. Es kann ja jeder selbst entscheiden, ob er dann auch Fleisch essen möchte oder nicht. Mittlerweile gibt es auch vegetarische Alternativen. Man sollte den Menschen keine Vorschriften machen, was sie essen sollen oder nicht.“

Wolfgang Scheid, 65, Gillenfeld:

„Natürlich sollte die Tradition beibehalten werden. Ich finde, man sollte den Leuten nicht vorschreiben, was sie essen sollen. Aber ich halte es auch für eine gute Idee, vegetarische Alternativen auf der Kirmes anzubieten.“

 Birgit Gasser-Pauly

Birgit Gasser-Pauly

Foto: TV/Leontien Heidemann
 Jörg Weber

Jörg Weber

Foto: TV/Leontien Heidemann
 Ralf und Esther Werland

Ralf und Esther Werland

Foto: TV/Leontien Heidemann

Liebe Leser, sind Sie auch der Meinung, die Tradition der Säubrennerkirmes sei kritisch zu hinterfragen? Oder darf man an der alten Tradition nicht rütteln? Was könnte man künftig anders machen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung zu den Bedenken der Tierschützer per E-Mail an die Adresse mosel@volksfreund.de (mit der Angabe Ihres Wohnorts und Ihres Vor- und Nachnamens, auf maximal 1800 Zeichen inklusive Leerzeichen).

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