Tierschutz und Gaumenfreuden

Feinschmecker aufgehorcht: Delikatessen aus dem Gelege der Weinbergschnecken gewinnen, das ist die Passion von Max Klären aus Morbach. Seine 1500 "freien Mitarbeiterinnen" schenken ihm einmal im Jahr mit ihren Eiern "weißen Kaviar". Jetzt forscht der Rentner an feinen Sudkreationen, damit der Genuss vollkommen wird.

 Max Klären ist es gelungen, aus den Eiern von Weinbergschnecken „weißen Kaviar“ zu gewinnen. Feinschmecker sollten aufhorchen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Max Klären ist es gelungen, aus den Eiern von Weinbergschnecken „weißen Kaviar“ zu gewinnen. Feinschmecker sollten aufhorchen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Morbach. (doth) "Ich bewundere Weinbergschnecken schon seit 60 Jahren", sagt Max Klären und hebt die Abdeckung auf einem seiner Gehege im Garten hoch. Darin tun sich Dutzende von Schnecken gerade am Salat und anderen Leckereien gütlich. Mit der Pensionierung hat sich der ehemalige Hochbaupolier in Morbach ganz der Schneckenzucht gewidmet.

Das Schlüsselerlebnis zur Überlegung, aus den Schneckeneiern Kaviar herzustellen, kam mit einem Fernsehbericht. Darin wurde gezeigt, wie dem Stör die Bäuche aufgeschnitten, die schwarzen Eier herausgenommen und die Tiere wieder ins Wasser geworfen wurden, nur um aus Profitgier schnell an den Kaviar zu kommen.

"Das muss doch irgendwie anders und vor allem humaner gehen", dachte sich Klären. Er hielt ab sofort Weinbergschnecken in Gehegen, beobachtete sie genau und gewann von Jahr zu Jahr immer mehr Eier. "Das ist wie mit Hühnern, die man nicht verspeist, sondern nur die Eier nutzt", so sein Vergleich.

Jede Schnecke legt einmal im Jahr rund 50 fast erbsengroße Eier. Die werden zunächst in Salzwasser gründlich gewaschen, danach auf 100 Grad erhitzt und abgeschreckt.

"Mein weißer Kaviar schmeckt in diesem Zustand noch etwas neutral", bedauert Klären. Aber auch für den Gaumengenuss entwickelt er Ideen. Mit selbst ausgedachten Sudrezepten aus vielen Kräutern und Moselriesling werden die Schneckeneier zu Delikatessen. Sie sind sehr eiweißhaltig und sollen sogar Krebs vorbeugen.

Bislang produziert Klären nur für den Eigenbedarf, würde aber auch gern mit guten Köchen zusammenarbeiten. Eine eventuelle Vermarktung kann jedoch schwierig werden, denn: "Bei der Ernte muss alles von Hand gemacht werden. Jeder Maschineneinsatz würde die Eier zerstören."

Damit sei die Produktion eine teure Angelegenheit. Der Schneckenexperte forscht weiter mit seinen Lieblingstieren und am besonderen Sud für faszinierende Geschmacksrichtungen.

Den Schnecken selbst geht's dabei gut. Sie werden entweder in die Freiheit entlassen oder sterben eines natürlichen Todes, an Alterschwäche.

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