Tigerbär soll im Hunsrück heimisch werden

Eine in Dieblich (Kreis Mayen-Koblenz) im Alter von vier Wochen gefundene Wildkatze wird bei Kempfeld ausgewildert. Dort gibt es eine Auffangstation zum Schutz der bedrohten Tiere.

 Wer Tigerbär zu nahekommt, wird angefaucht. Foto: Ulrike Hochgesand

Wer Tigerbär zu nahekommt, wird angefaucht. Foto: Ulrike Hochgesand

Kempfeld/Dieblich. Tigerbär schmust nicht gern. Zumindest nicht mit Menschen. Wer ihm zu nahekommt, wird angefaucht.

Seinen Findeleltern, Ulrike Schubach-Kirchwehm und Helmut Kirchwehm aus Dieblich, ist das aggressive Verhalten des Katzenbabys vom ersten Tag an aufgefallen. Der Gedanke, dass es sich bei Tigerbär um eine Wildkatze handeln könnte, liegt nahe.

"Sein Verhalten ließ darauf schließen", sagt Helmut Kirchwehm, "Tigerbär hat nie wie andere kleine Katzen gespielt, und er ist immer in geduckter Haltung durch die Wohnung gelaufen." Trotzdem bleiben den Kirchwehms Zweifel, denn die Untermosel zählt gemeinhin nicht zum Verbreitungsgebiet von Wildkatzen.

Genetische Untersuchung bringt Gewissheit



Die genetische Untersuchung einer Haarprobe bringt schließlich Gewissheit. Tigerbär ist eine Wildkatze. Gefunden wird der Kuder, wie die männlichen Wildkatzen genannt werden, im Alter von vier Wochen im Breitenweg in Dieblich. Ein Hund stöbert das völlig unterernährte und verwahrloste Kätzchen auf. Die Finder bringen es zur Tierärztin nach Kobern-Gondorf, und die gibt es vier Wochen später, als Tigerbär auf dem Weg der Besserung ist, gemeinsam mit einer anderen Findelkatze in die Obhut der Familie Kirchwehm.

"Die beiden sind ein Herz und eine Seele", sagt Ulrike Schubach-Kirchwehm. Wenn Tigerbär auch die Menschen meidet, bei denen er wohnt, mit dem gleichaltrigen Katzenbaby Lillifee spielt, kuschelt er ganz so, als ob er eine Hauskatze sei. Weil er das aber erwiesenermaßen nicht ist, haben ihn die Kirchwehms - wenn auch schweren Herzens - nun in die Obhut von Experten gegeben. Im Wildfreigehege Wildenburg bei Kempfeld im Hunsrück soll Tigerbär ausgewildert werden.

Umzug in neues Gehege im Frühjahr



"Er ist zunächst in einer Art Schutzhütte untergebracht", erzählt Helmut Kirchwehm nach dem Besuch in der Auffangstation im Wildfreigehege, die im Rahmen des Projekts "Die Wildkatze in Rheinland-Pfalz" im Sommer eröffnet worden ist.

In der Hütte sind Holzgestelle zum Hochklettern installiert. Und statt Trockenfutter gibt es in der Auffangstation tote Küken und tote Mäuse. Eine Weile werden die Ehrenamtlichen des Hunsrückvereins Tigerbär beobachten. Wenn er sich wie gewünscht entwickelt, darf er im Frühjahr ins Auswilderungsgehege. Dort kann er sich frei bewegen, wird aber noch gefüttert, wie der Leiter des Wildfreigeheges, Gisbert Geisler, erklärt.

In einem weiteren Schritt soll sich der Kuder dann sein eigenes Revier suchen. Die Kirchwehms wollen ihn dabei begleiten. Sie haben sich vorgenommen, Tigerbär im Wildfreigehege Wildenburg regelmäßig zu besuchen und eine Patenschaft für "ihre" Wildkatze zu übernehmen.

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