Toleranter Schalke-Fan

Sein 40-jähriges Priesterjubiläum hat er vor zwei Jahren feiern können. In diesem Jahr steht ein weiteres Jubiläum an: Krankenhaus-Seelsorger Hermann Josef Menge wird 70 Jahre alt

 Krankenhaus-Seelsorger Pater Hermann Josef Menge hat die Bibel im Großformat, ein Geschenk seiner Mutter zur Priesterweihe, in der Krankenhauskapelle zum Betrachten ausgelegt. TV-Foto: Erich Gerten

Krankenhaus-Seelsorger Pater Hermann Josef Menge hat die Bibel im Großformat, ein Geschenk seiner Mutter zur Priesterweihe, in der Krankenhauskapelle zum Betrachten ausgelegt. TV-Foto: Erich Gerten

Wittlich. (ger) "Shalom", der jüdische Gruß, steht an der Tür zu seiner kleinen Wohnung im vierten Obergeschoss des Wittlicher Krankenhauses St. Elisabeth. Muslimen hat er schon mal einen Teppich zum Gebet in der Krankenhauskapelle überlassen, Protestanten und Katholiken bitten den Krankenhaus-Seelsorger Hermann Josef Menge um Rat.

Und dann gibt es noch etwas, das Pater Menge ein ganzes Leben lang begleitet: "Neben Schalke, meinem Lieblingsfußballclub, bin ich am 9. Juli 1939 geboren, und zwar in Herten, der Nachbarstadt von Gelsenkirchen", sagt er mit einem freudigen Glanz in den Augen.

Als Menge 1961 in den Orden der Steyler Missionare in Wien eintrat, wollte er Missionar auf den Philippinen werden. Daraus wurde nichts, eine Diabetes-Erkrankung versagte ihm diesen Wunsch. Er wandte sich dem Studium der Theologie in St. Augustin zu, wurde 1967 zum Priester geweiht und Kaplan in einer von den Steyler Missionaren zu betreuenden Pfarrei in Berlin-Charlottenburg und zudem Dekanatsjugend-Seelsorger. In dieser Funktion kam ihm sein Enthusiasmus für Fußball zugute. Viele Jahre hatte er mit Kindern und Jugendlichen zu tun, davon 1973 bis 1984 als Internatsleiter der Steyler Missionare in Ingolstadt und in Aulendorf (Oberschwaben).

Die Fußball-Leidenschaft brachte Pater Menge 1984 mit zum Missionshaus St. Paul ins Wittlicher Tal. Er organisierte Freundschaftsspiele zwischen den Novizen aus St. Paul und der Wengerohrer Jugend.

Seit 1991 lebt und arbeitet Pater Menge im Krankenhaus. "Kürzlich hatte ich fünf Krankensalbungen, die erste morgens um Viertel vor vier, dann um halb sieben mit dem Taxi nach St. Paul einen Gottesdienst mitgestalten, um 9 Uhr im Krankenhaus ein Gespräch, dazwischen die zweite Krankensalbung, am Vormittag die dritte, um halb vier die vierte, abends nach dem Gottesdienst in der Krankenhauskapelle die fünfte."

Normalerweise geht es nicht so hektisch zu. Alle drei Tage erteilt er durchschnittlich zwei Krankensalbungen. Gesprächsanfragen sind häufiger. Auch Trost spenden für Angehörige gehört zu den Aufgaben, "denn die Seelsorge ist nicht nur für Patienten gedacht". Ebenso wichtig für Pater Menge: "Ich gehe zu den Patienten aller Religionsgemeinschaften hin, da mache ich keine Unterschiede." Selbstredend vermittelt er auch Kontakte zu evangelischen Seelsorgern.

Im Krankenhaus erfährt Pater Menge schon mal, dass so mancher Kranke wieder Zugang zur Religion erhält: "Ich bin Ansprechpartner für die Kirche. Hier ist die Kirche zu fassen, hier kann man unkompliziert mit Kirche sprechen."

Heute, Donnerstag, zelebriert um 19 Uhr der frühere Dechant von Berlin-Charlottenburg in der Krankenhauskapelle einen Gottesdienst zum Geburtstag von Pater Menge. Gäste sind willkommen, anschließend ist gemütliches Beisammensein.

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