"Tolle Jugendliche"

OTTMACHAU. Acht komplette Grabsteine des jüdischen Friedhofs in Ottmachau, der Partnerstadt der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, haben Jugendliche aus Polen, Tschechien und von der Mosel frei gelegt. Das meldeten Renate Khoschlessan und Elmar Georg Konrath gestern per E-Mail aus Polen.

Die Gruppe Jugendlicher aus der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues und die israelische Delegation, die am 26. Juli nach Polen aufgebrochen waren, haben sich in Ottmachau mit polnischen und tschechischen Teilnehmern zu einem guten Team entwickelt. Auf dem jüdischen Friedhof, der völlig überwuchert war, haben sie mittlerweile acht komplette Grabsteine freigelegt, gereinigt und aufgestellt. "Und sie werden die hebräischen Grabinschriften erneuern", berichtet Projektleiterin Renate Khoschlessan auf TV-Anfrage. Sie ist begeistert, wie gut das Projekt funktioniert. "Es sind tolle Jugendliche, die mit Feuereifer bei der Sache sind", berichtet Khoschlessan. Und: Auch in Polen herrschen Temperaturen wie in Deutschland. Glück haben die Teilnehmer, dass der Friedhof in einem Waldstück liegt.Besuch in Auschwitz setzt Emotionen frei

Neben den ganzen Grabsteinen haben die jungen Leute auch Bruchstücke von zerstörten Steinen gefunden, die werden von den Teilnehmern in eine Denkmalsmauer integriert.Aber nicht nur auf dem Friedhof selbst wird gearbeitet. Es wurden auch Archive durchforstet auf der Suche nach Informationen über den Friedhof selbst und die dort beerdigten Menschen. Per Internet verglichen die Teilnehmer Bilder und Inschriften. Am Ende soll eine ausführliche Dokumentation zu diesem Projekt stehen, reich bestückt mit Fotos über die Arbeiten, und alles in vier Sprachen übersetzt. Damit ist in erster Linie Elmar Georg Konrath beschäftigt. Der 37-Jährige aus Osann-Monzel ist einer der Betreuer in Ottmachau und arbeitet die meiste Zeit am PC. "Jeder Teilnehmer bekommt eine CD mit den Fotos und der Dokumentation", berichtet Konrath auf TV -Anfrage. Und: Auch ein Link auf der Homepage der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues ist geplant. "Darum kümmert sich Jugendpfleger Guido Moll", so Konrath weiter, der selbst beim Finanzamt Bernkastel-Kues beschäftigt ist. Der Finanzbeamte ist in Ottmachau außerdem für das sportliche Rahmenprogramm zuständig. Neben den sportlichen Aktivitäten gibt es gesellige Veranstaltungen wie die Länderabende, die die Jugendlichen der jeweiligen Delegationen selbst gestalten. Und auch Ausflüge nach Breslau und Krakau hat das Team unternommen.Ein Höhepunkt war der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz mit einer gemeinsamen ökumenischen und jüdischen Zeremonie zum Gedenken an alle dort Ermordeten. "Dieser Besuch hat emotional viel frei gelegt", sagt Khoschlessan. Bei den so genannten Integrationsgesprächen, die jeden Abend stattfinden, wurde sehr frei darüber diskutiert. Englisch ist dabei die Hauptverständigungssprache, oft werde aber auch in fünf verschiedenen Sprachen geredet, was viel Geduld erfordere, aber auch für viel Spaß sorge. Dass Projekt, dessen Träger das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage ist, soll Integration, Toleranz und Verständnis bei der Jugend fördern. Aber auch der Spaß kommt nicht zu kurz. So haben die Jugendlichen beim "deutschen Ländernachmittag" einen Umzug durch Ottmachau gemacht, der unter dem Motto "Karneval, Kirmes und Weinfest" stand.Das Projekt dauert noch bis Samstag, dann heißt es Abschiednehmen. Die Jugendlichen von der Mosel sind Sonntagmorgen wieder zu Hause.

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