Kunstausstellung Tony-Munzlinger-Ausstellung „Heimspiel“ in Wittlich ist ein Volltreffer

Wittlich · Tony Munzlinger hat viele Fans in Wittlich. Zur Ausstellungseröffnung seines „Heimspiels“ kommen mehr als 200 Besucher. Der Künstler ist nur in seinen Werken präsent und Pianist Thomas Bracht spielt die passende Jazzmusik.

 Brigitte und Joachim Petry schauen sich auf der Tony Munzlinger Ausstellung „Heimspiel“ eines der Wittlich-Bilder des Künstlers an.

Brigitte und Joachim Petry schauen sich auf der Tony Munzlinger Ausstellung „Heimspiel“ eines der Wittlich-Bilder des Künstlers an.

Foto: Christina Bents

Die Wittlich-Plakate mit den kleinen Schweinchen von Tony Munzlinger kennt fast jeder Wittlicher. Was jetzt in der aktuellen Ausstellung in der Casa M. bei „Tonys Heimspiel“ zu sehen ist, wird manchen überraschen.

In der Ausstellung Tonys Heimspiel sind 60 Bilder des Malers, Cartoonisten und Filmemachers Tony Munzlinger, der 1934 in Wittlich geboren wurde, zu sehen. Munzlinger lebt bis heute im nördlichen Italien und schuf außer seinen Zeichnungen und Karikaturen auch Bilder, zahlreiche Filme sowie Bücher, Plakate, Grafiken und Keramiken.

In der Ausstellung sind 28 Leihgaben von Privatpersonen zu sehen. Simone Röhr, Geschäftsführerin der Stiftung der Stadt Wittlich, berichtet: „Einigen Privatpersonen haben wir für die Dauer der Ausstellung Bilder aus unserer Sammlung ausgeliehen, denn das Heimspiel dauert ein halbes Jahr.“

Den weitesten Weg hatten Bilder aus Hannover und Berlin. Die Kuratorin Diana Lamprecht erklärt: „Die Ausstellung ist in dieser Form einmalig, weil viele Werke aus Privatbesitz stammen und sie in dieser Zusammensetzung noch nicht gezeigt wurden und wohl auch nicht mehr gezeigt werden.“

Es sind Bilder, die meist Landschaften aus Wittlich, der Mosel, der Eifel und dem Hunsrück zeigen. Sie sind in Puzzletechnik oder in Aquarell gemalt oder gezeichnet und stammen aus verschiedenen Jahrzehnten. Das früheste Bild der Ausstellung ist aus dem Jahr 1948, da war der Maler gerade einmal 14 Jahre alt. Es zeigt eine Straßenansicht, mit St. Markus im Hintergrund.

Viele der Werke strahlen eine große Ruhe aus, beispielsweise die Mischtechniken vom Totenmaar. Auf einem schmalen, mittigen, dunklen Streifen, ist nur die Kapelle in Weiß und eine Baumreihe zu sehen.

Durch die Reduziertheit in den Farben und im Motiv wird die eigene Phantasie angeregt. In einem anderen Werk stehen die Farben blau und grün im Vordergrund. Es heißt: Gipperather Zaunpfähle. Hier sind Zweidrittel des Bilds Himmel, was sehr harmonisch wirkt. Im restlichen Bild sind Zaunpfähle, die an Dominosteine erinnern, denn der eigentliche Zaun fehlt.

„Das Wittlicher Viadukt vom Tempelkopf aus gesehen“ lenkt den Blick dagegen auf ein klitzekleines Detail. Zwischen bildschönen Bergen, Tälern, Feldern, Wäldern und sattem Himmel ist das dezent orangerote Viadukt stecknadelkopfgroß zu entdecken. Munzlingers charmant kluge Fingerzeige findet man auch in seinen Heimatbildern, wenn er beispielsweise das Bernkastel-Kueser Weinfest malt, indem er Spitzenhäuschen und Co. im Mondschein auf tausenden leeren Weinflaschen zeigt. Als Krönung des Marktplatzbrunnens steht eine Flasche Moselwein auf der Spitze, die mit Engelsflügeln verziert ist.

In Leiwen ist der Mond ebenfalls am dunklen Himmel, und wirft Licht auf den jüdischen Friedhof. Der Ort selbst fehlt, dafür ziert eine Weinflasche anstelle eines Grabsteins ein Grab.

Zu den Bildern gab es ein musikalisches Gegenstück. Thomas Bracht hat am Flügel ebenso wie Tony Munzlinger immer wieder kleine Verzierungen in seine Stücke eingebaut, oder sie sehr erfrischend und harmonisch gestaltet. Nach der offiziellen Eröffnung der Ausstellung in der Synagoge zu der Tony Munzlinger selbst wegen einer Verletzung am Fuß nicht kommen konnte, ging es in die Casa Tony M. Dort wurden die Bilder von Kunstinteressierten, Wittlichern und Munzlinger Fans genauer unter die Lupe genommen. Dabei entdeckte man manches Detail.

Auf einem Triptychon, das eine Auftragsarbeit für die Firma Simon Fleisch ist, sieht man die Tiere der Arche Noah. Die ersten drei sind bei Munzlinger aber bereits mit Zerlegungszahlen gekennzeichnet und ihr Weg so unweigerlich vorgezeichnet.

 Die kleinen Details machen Tony Munzlingers Bilder zu etwas Besonderem. Hier entdecken Clemens und Rosemarie Klein einige von ihnen.

Die kleinen Details machen Tony Munzlingers Bilder zu etwas Besonderem. Hier entdecken Clemens und Rosemarie Klein einige von ihnen.

Foto: Christina Bents
 Über 200 Personen waren in die Synagoge zur Eröffnung des "Heimspiels" gekommen.

Über 200 Personen waren in die Synagoge zur Eröffnung des "Heimspiels" gekommen.

Foto: Christina Bents

Wer Zuhause Lust hat, sich mit den Bildern zu beschäftigen, dem hilft dabei der von Chris Marmann gestaltete Katalog. Dieser ist für 16 Euro im alten Rathaus zu bekommen.

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