Totes Holz beherbergt Tiere und Pflanzen

BERNKASTEL-WITTLICH. Dass der Wald einen lebendigen Lebensraum bietet für die unterschiedlichsten Pflanzen- und Tierarten ist bekannt. Um ein ausgeglichenes Ökosystem zu garantieren sind aber auch Bestände von Totholz erforderlich. Wie viel von diesem Totholz vorhanden ist, wurde jetzt im Kondelwald untersucht.

Im Wirtschaftswald alter Prägung, der in erster Linie auf eine erfolgreiche Vermarktung des Holzes ausgerichtet war, herrschte noch "Ordnung". Kein altes Holz lag herum, tote Bäume wurden entfernt und so gut wie möglich vermarktet. Tier- und Pflanzenarten, die an Alt- und Totholz gebunden sind, seien dadurch selten geworden, bestätigt der stellvertretende Leiter des Wittlicher Forstamtes Horst Womelsdorf. Im naturnahen Waldbau, den heute die meisten Waldbesitzer als Ziel nennen würden, versuche man ganz bewusst das "ökologische Gold" des Totholzes im Wald zu belassen. Vor allem Stämme, die durch viele starke oder faule Äste oder eine starke Krümmung eine geringe Qualität haben und daher schlecht zu vermarkten sind, überlasse man dem natürlichen Verfall, so Womelsdorf.Anlass für die Erhebung des Totholzbestandes war die Tatsache, dass man bisher nur wenig über dessen Menge, Verteilung, Qualität und Varianz wisse. Dieter Kurzmeier von der Forschungsanstalt für Waldökologie in Trippstadt bei Kaiserslautern sorgt dafür, dass sich das ändert. Bei einem Forschungsprojekt an der Uni München habe ein Diplomand ein Verfahren entwickelt, liegendes Holz auf eine großen Fläche zu bestimmen. Dadurch sei es jetzt möglich, eine Gesamterhebung zu machen, bei der das stehende und das liegende Totholz erfasst werden könne.Zwei Wochen war Dieter Kurzmeier mit seinen Mitarbeitern im Kondelwald unterwegs und erfasste in dieser Zeit eine Fläche von 2000 Hektar. Am Schreibtisch wurde zuvor ein Raster über das ganze Gebiet gelegt. In bestimmten Abständen wurden Punkte beziehungsweise Koordinaten markiert. Mit Hilfe eines Satelliten-Navigationssystems wurden dann vor Ort die Punkte ausfindig gemacht. Von den Punkten aus wurde an einer Linie von 250 Metern Fäden gezogen. Jedes Totholz, das von diesem Faden geschnitten wurde, wurde anschließend aufgenommen und vermessen. "Es ist viel mehr da als man denkt", schildert Kurzmeier. Wie viel es wirklich ist, kann er aber erst nach Auswertung der Ergebnisse sagen. Vorgefunden habe man eine große Vielfalt: altes und junges Holz, dazu sämtliche Baumarten. Vor allem in den Bereichen des Waldes, die für das Brennholz-Machen schwer zugänglich seien, gebe es viel Totholzbestände.Auch wenn so reichlich Lebensraum für Vögel und Insekten geboten würde, müsse man mit Geduld und Augenmaß vorgehen, erklärt Womelsdorf. Man brauche die Entwicklung nicht aktiv beschleunigen, etwa durch Ringelung von Waldbäumen. Eine weitere Gefahr von großen Totholzmengen sieht Horst Womelsdorf bei der erhöhten Unfallgefahr bei der Waldarbeit. "Zielgerichtetes Totholzmanagement ist als umfassende Aufgabe auf die Kompetenz der Forstleute angewiesen", macht er die Schwierigkeit des Themas deutlich.

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