Totes Holz belebt die Natur

Die beiden Naturwaldreservate "Gottlob" und "Springenkopf" am Erbeskopf sind Teil eines Langzeitprojekts der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt. Es sind ganz besondere Schutzzonen. Der Mensch soll möglichst wenig eingreifen, der Wald sich selbst überlassen werden. Spaziergänger müssen sich strengen Regeln unterwerfen.

 Ab hier regiert die Natur alleine. Ab dem Schild mit dem Hirschkäfer gelten bald strenge Auflagen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Ab hier regiert die Natur alleine. Ab dem Schild mit dem Hirschkäfer gelten bald strenge Auflagen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Erbeskopf. Wanderer, die die beiden Naturwaldreservate "Gottlob" und "Springenkopf" am Erbeskopf erkunden wollen, stehen kurz vor dem Ziel vor einem dreieckigen Schild mit grünem Rand, auf dem ein großer Hirschkäfer eingezeichnet ist. Ab dieser Stelle ist der Wald strengstens geschützt. "Gottlob" mit 17 Hektar und "Springenkopf" mit 18 Hektar Größe sind die am höchsten gelegenen der sechs Naturwaldreservate, für die das Forstamt Dhronecken zuständig ist. Knapp 800 Meter liegen sie über dem Meeresspiegel. 56 Naturwaldreservate mit einer Gesamtfläche von 1985 Hektar gibt es in ganz Rheinland-Pfalz. "Unser Ziel ist es, die Entwicklung des Ökosystems Wald ohne Zutun des Menschen zu beobachten", erklärt Hans-Jürgen Wagner, Leiter des Forstamtes Dhronecken. Die Jagd ist erlaubt, damit hohe Wilddichten das wissenschaftliche Untersuchungsergebnis nicht verfälschen. Die Kernzonen, so genannte "Zellen", sind sogar eingezäunt und damit wildfrei.

Spaziergänger müssen unbedingt auf den Wegen bleiben, Hunde angeleint sein. Blumen pflücken ist strengstens untersagt. Leitungen, ob für Wasser, Strom oder Telekommunikation, dürfen nicht gebaut werden. Es darf ferner weder gedüngt und auch nicht in den Wasserhaushalt eingegriffen werden. "Das Wachstum der Bäume wird genau beobachtet. Umgefallene Bäume werden exakt vermessen", erklärt die zuständige wissenschaftliche Leiterin der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt, Dr. Patricia Balcar.

Genauer untersucht ist bislang in der Region nur das Gebiet "Himbeerberg" bei Mandern. Über einen Zeitraum von fünf Jahren prüften dort Förster und Biologen der Universität Göttingen die Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt. Auf den 20 Hektar unberührter Fläche lassen sich mittlerweile beträchtlich mehr Käfer-, Vogel-, Pilz-, Moos-, Fledermaus- und Flechtenarten finden als im bewirtschafteten Wald. Totes Holz belebe also die Natur mit mehr Artenvielfalt, sagt die Wissenschaftlerin. Es seien sehr langfristige Prozesse. Blacar: "Der Wald stirbt zunächst, um dann Platz und Nahrung für neues Leben zu schaffen."

Derzeit arbeitet die Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt an der Weinstraße an einer Rechtsverordnung für die Naturwaldreservate des Forstamtes Dhronecken, in der unter anderem der Schutzzweck definiert ist und die Verbote aufgelistet sind.

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