Tourismus Warum sich eine Steuer nicht immer lohnt

Morbach · Nicht alle Steuern rechnen sich für jede Gemeinde: Morbach verzichtet freiwillig auf die Tourismusabgabe. Der Erlös würde gerade einmal den Verwaltungsaufwand finanzieren.

Rund 40 000 Euro würde der Tourismusbeitrag der Gemeinde Morbach pro Jahr einbringen. Der Gemeinderat hatte in seiner letzten Sitzung im vergangenen Jahr eine entsprechende Vorlage des Tourismus-Ausschusses einstimmig beschlossen, der sich gegen diese Abgabe richtet. Andreas Hackethal, Bürgermeister der Einheitsgemeinde, verweist darauf, dass durch neue Vorschriften die Bemessung für die Erhebung des Tourismusbeitrags sehr aufwendig geworden sei. Rechtlich gesehen müsse dazu eine neue Satzung verfasst werden. Denn es gibt Änderungen in den Voraussetzungen. Demnach wären auch Vermieter von Immobilien, Ärzte oder etwa Steuerberater unter Umständen abgabenpflichtig.

Auch bei öffentlichen Einrichtungen wie etwa dem Freibad müsste ermittelt werden, wie hoch die Aufwendungen für touristische Zwecke sind. Konkret müsste in diesem Fall zum Beispiel aufgelistet werden, wieviele Einheimische und wieviele Touristen das Schwimmbad besuchen.

Nach all diesen Erhebungen müsste dann der „umlagepflichtige Aufwand“ ermittelt werden, erläutert Expertin Lisa Bastian von der Morbacher Verwaltung. Und außerdem müssten von beitragspflichtigen Betrieben, wie etwa Rechtsanwaltskanzleien, die Umsätze angefordert werden. Dazu seien monatelange Vorarbeiten erforderlich, außerdem müsse der Betrag jedes Jahr neu berechnet werden.

Für ihren Chef Andreas Hackethal steht fest: „Das ist ein unheimlich aufwändiges Verfahren. Und da mussten wir uns mal die Frage nach dem Kosten- und Nutzenaufwand stellen.“

Der Erhebung von jenen durchschnittlich kalkulierten 40 000 Euro stehen Personalkosten von mehr als 35 000 Euro gegenüber. Das mache in Morbach im Gegensatz zum Moseltal, wo man vom Tourismus lebe, keinen Sinn. Mit dem Verzicht auf diese Abgabe reiht sich Morbach in den Kreis seiner Nachbargemeinden ein.

Auch in Herrstein, Birkenfeld, Wittlich-Land, Hermeskeil, Rhaunen, Thalfang und Kirchberg werde mangels Volumen kein Tourismusbeitrag erhoben.
Auch wenn die kritische Menge, ab der sich eine solche Steuer lohnt, nicht erreicht ist, entwickelt sich der Tourismus insgesamt im Hunsrück positiv (der TV berichtete). In Morbach nehmen die Übernachtungszahlen zu. Im Vergleich zum Jahr 2015 zeigt die Statistik für 2016 eine Steigerung der Übernachtungen in Morbach von 11,4 Prozent.

2015 haben 60 356 Gäste in Morbach übernachtet. 2016 waren es schon 67 237 Personen. Auch die Dauer des Aufenthalts hat sich erhöht: Von 3,12 Tagen 2015 auf 3,39 Tage im Jahr 2016.

Die Besucherzahlen der drei Morbacher Museen (Hunsrücker Holzmuseum, Morbacher Telefonmuseum und Archäologiepark Belginum) haben ebenso zugenommen.

Erstmals wurde im vergangenen Jahr die Zahl von Wanderern auf der Traumschleife Hunolsteiner Klamm mit einem speziellen Gerät  erfasst: 10 211 Wanderer sind dort entlanggegangen.  Die Zahl der Tagestouristen konnte bisher statistisch nicht erfasst werden. Auch die Zahl der Wohnmobilfahrer und Camper kann bislang nicht erfasst werden.

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