Tragen und ertragen

BERNKASTEL-WITTLICH. Für ihre Schlagfertigkeit und ihren Humor ist Landrätin Beate Läsch-Weber bekannt. Am 1. April sind es zehn Jahre, dass sie die Geschicke des Landkreises lenkt. Im Interview des Trierischen Volksfreundes beantwortet die Landrätin Fragen zur Kommunalpolitik und gewährt auch kleine Einblicke in ihr Pivatleben.

 Landrätin Beate Läsch-Weber Foto: TV-Archiv

Landrätin Beate Läsch-Weber Foto: TV-Archiv

Die tollen Tage sind vorbei. Trotzdem: Schlägt in der Landrätin eigentlich ein Karnevalisten-Herz? Läsch-Weber:Ja, mein Herz ist auch ein Karnevalisten-Herz. Wie es mein Vorname schon sagt, bin ich ein fröhlicher und glücklicher Mensch. Ich lache gerne und viel, oft auch über meine eigenen Missgeschicke.Nun haben Sie ja Ihren Traum-Job. Wenn vielleicht auch "nur" für Karneval 2004 - welche neue Rolle würden Sie gerne einmal testen? Läsch-Weber: Landrätin zu sein ist für mich wirklich mein Traum-Job. Ich arbeite gerne für Menschen und mit Menschen. Gerne würde ich einmal "die Fronten" wechseln und als Journalistin im Bereich Politik und Wirtschaft arbeiten. Und was wollten Sie als Mini-Mädchen einmal werden? Läsch-Weber: Als Mini-Mädchen bin ich gerne Traktor gefahren, habe auf unserem Bauernhof Tiere versorgt und meine kleine Welt erobert. Einen Traumberuf hatte ich nicht. Jetzt ist Fastenzeit. Auch der Kreis muss mit "Bonbons" sparen. Wo würden Sie denn gerne, gäbe es den Sparzwang nicht, einmal richtig viel Geld "verjubeln" (beruflich wie privat)? Läsch-Weber: beruflich: Sonderinvestitionsprogramm kreiseigene Schulen und Kindertagesstätten und Sonderinvestitionsprogramm Kreisstraßenbau und Radwege, privat: Sprachen lernen und reisen. Apropos "verjubeln", wo vergisst Frau Landrätin, wie hart das Geldverdienen ist und "muss" einfach kaufen. Wo werden Sie schwach, haben Sie 100 Paar Schuhe im Schrank? Läsch-Weber: Einen besonderen Einkaufstick habe ich bei mir noch nicht festgestellt. Wenn es um Wünsche meiner Tochter geht, werde ich schnell schwach. Stichwort einkaufen. Das ist ja nicht nur angeblich Frauenthema, sondern auch das von Stadtmarketing-Experten. Was gefällt Ihnen an Wittlich als Einkaufsstadt? Läsch-Weber: Wittlich ist eine attraktive Einkaufsstadt mit besonderem kleinstädtischen Flair. Wittlich ist eine Stadt der kurzen Wege. Wittlich hat eine gute Einbindung in den öffentlichen Personennahverkehr und viele kostenlose Parkplätze. Das Warenangebot in Wittlich ist umfassend, breit gefächert und von hoher Qualität. Für mich hat Wittlich mit seinem historischen Stadtkern eine gemütliche und heimelige Atmosphäre. Hier macht Einkaufen Spaß. Ihr Tipp für die Kreisstadt: Was könnte noch besser werden? Läsch-Weber: Einheitliche Öffnungszeiten und noch mehr gemeinsame Events, insbesondere für Familien mit Kindern. Die Einkaufsstadt Wittlich sollte sich insgesamt zu einem großen Marktplatz entwickeln. Gute Tipps hatte ja auch Ihr "Kollege Mierscheid", der ja bekanntlich Olympische Sommerspiele in Morbach austragen lassen wollte? Was würde Jakob Maria Mierscheid denn wohl für die Kreisstadt empfehlen? Läsch-Weber: Der Bundestagsabgeordnete Jakob Maria Mierscheid aus Morbach ist ein sehr innovativer und kreativer Politiker. Seine Ideen sind immer von bestechender Klarheit und zukunftsgerichteter Weitsicht. Ihre Frage habe ich an Herrn Mierscheid persönlich weitergeleitet. Er hat wie folgt geantwortet: "Wittlich ist weltweit bekannt als Säubrennerstadt. Dieses Alleinstellungsmerkmal muss über die Säubrennerkirmes hinaus noch stärker herausgearbeitet werden. Wittlich braucht einen Säubrenner-Park als Themenpark, der dem Euro-Disney bei Paris echte Konkurrenz macht. Wäre das nicht einmalig: Schweinin Piggi und Schwein Paus als Maskottchen, eine Schweine-Parade, Schweine-Boote, Schweine-Scooter, Schweine-Wagen auf der Achterbahn, Schweine-Gespenster usw., usw...." Eine phänomenale Idee, wie ich finde. Ein Tag ohne Kreisverwaltung! Was unternehmen Sie in Wittlich? Läsch-Weber: Wittlich ist für mich zum Einkaufen immer eine Reise wert. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie vor der so genannten "Landrätinnen"-Ampel an der Kreisverwaltung stoppen müssen? Läsch-Weber: Wie ein normaler Mensch und das bin ich auch. Ohne Ihre Familie im Rücken könnten Sie sicher nicht so erfolgreich sein. Bitte vervollständigen Sie den Satz: Familie ist, wenn ..... Läsch-Weber: ... jede/r in der Familie von den anderen getragen und ertragen wird. Im Kreistag sind Sie ja sehr diplomatisch, zu Hause auch? Läsch-Weber: Zuhause steht die Diplomatie nicht im Vordergrund. Beate Läsch-Weber kann auch sehr emotional und direkt sein. Was macht die Landrätin am liebsten, um zu entspannen? Läsch-Weber: Entspannung pur mit einem Buch, einem (und mehr) Glas Wein im Liegestuhl auf der Terrasse mit Blick in die Natur. Was ist Ihre Lieblingsmusik - nicht nur in der Badewanne? Läsch-Weber: Musik begleitet mich in meinem Leben nicht nur über meine ehrenamtliche Funktion als Präsidentin des Landesmusikverbandes. Das Spektrum meiner Lieblingsmusik ist sehr breit. Es reicht von Klassik, insbesondere auch sinfonische Blasmusik, bis hin zur modernen Unterhaltungsmusik, auch Rock und Pop. Dabei mag ich weder in der gespielten, noch in der gesungenen Musik die schrillen und unharmonischen Töne. Finden Sie, dass ein Chauffeur heute noch zeitgemäß ist? Wäre Taxifahren nicht billiger? Läsch-Weber: Der Dienstwagen ist mein zweites Büro, an vielen Tagen mein erstes. Nur mit Fahrer kann ich die Fahrzeit als Bürozeit nutzen. Im übrigen gibt es in der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich keinen Chauffeur, sondern einen Fahrer, der auch mit einem erheblichen Teil seiner Arbeitszeit im Fachbereich Organisation im Kreishaus eingesetzt ist. Kleinere Strecken im Landkreis fahre ich in der Regel selbst. Wie macht die Landrätin eigentlich Urlaub? Läsch-Weber: Immer mit Familie, denn ich bin oft genug allein unterwegs; bevorzugt Nordsee (Radfahren, Faulenzen) oder Städtereisen (Kultur, volles Besichtigungsprogramm). Was war das merkwürdigste Vorurteil in Ihrer Amtszeit?
Läsch-Weber: Vorurteile sind immer merkwürdig und derer gab es besonders zu Beginn meiner Amtszeit viele. Besonders getroffen hat mich das damalige Urteil, dass eine so junge Frau mit einer kleinen Tochter das schwierige Amt der Landrätin nicht meistern könne; ein Urteil, das über einen Mann so nie gefällt würde. Ich hoffe, dass sich dies mittlerweile als Vorurteil herausgestellt hat. Frauen sind anders, und das hat auch Vorteile. Was können Sie, was kein Landrat kann? Läsch-Weber: Kinder zur Welt bringen.*Die Fragen stellte unsere Redakteurin Sonja Sünnen.

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