Trauer ohne Kirche

MORBACH/THALFANG/HERMESKEIL. Bei einem Sterbefall haben die Angehörigen mit vielen Problemen zu kämpfen. Neben der persönlichen Trauer kommen auf sie auch organisatorische Schwierigkeiten zu. Stirbt ein Mensch, der keiner Konfession angehört, wird selbst die Trauerfeier zum Problem.

Man mag versucht sein, das Problem der würdigen Bestattung von Konfessionslosen wegen der kleinen Zahl der Betroffenen zu ignorieren, und tatsächlich, die Zahl der Beerdigungen von Konfessionslosen im Hunsrück ist noch gering. Die Lage ändert sich jedoch zunehmend: Knapp zehn Prozent der Bevölkerung in der Einheitsgemeinde Morbach und der Verbandsgemeinde Thalfang sind nicht mehr Mitglied einer der großen Kirchen. Bundesweit ist die Zahl noch weit höher. Laut Statistischem Bundesamt sind von den 82 Millionen Einwohnern Deutschlands bereits knapp 28 Millionen konfessionslos oder andersgläubig. Bestattungsinstitute verändern Angebote

Zwei ähnlich gelagerte Fälle veranschaulichen das Problem: Ein junger Familienvater aus der Einheitsgemeinde Morbach verunglückt tödlich. Zusätzlich zu dem großen Schmerz und allerlei anderen Problemen gehört der Verstorbene keiner Glaubensgemeinschaft mehr an. Wer gestaltet die Trauerfeier? In kürzester Zeit muss ein Trauerredner gefunden werden. Der verantwortliche Pfarrer winkt ab. Spontan springt Bürgermeister Gregor Eibes ein. Von einer ähnlichen Situation weiß der evangelische Pfarrer Winfrid Krause in Thalfang: "Ein junger Mann aus dem Raum Thalfang starb bei einem Autounfall. Die Familie bemühte sich um eine Trauerfeier, aber er war vorher aus der Kirche ausgetreten. Ein kirchliches Begräbnis war da nicht möglich." Meist stehen die Angehörigen dann vor der Frage, wie man der Bestattung nun einen würdigen Rahmen geben kann. Weder auf die Gemeinde noch auf die Kirchen kann man in diesen Fällen sicher bauen. Die Gemeinden haben keine Verpflichtung, in solchen Fällen einen Trauerredner zu stellen. Im oben geschilderten Fall begleitete Pfarrer Krause ausnahmsweise die Beerdigung und sprach einige Worte vor der Leichenhalle des Friedhofs: "Das war ein Akt der Barmherzigkeit gegenüber der Familie." Bei dem Tod von Konfessionslosen haben die Hinterbliebenen also nicht nur mit Trauer zu kämpfen, sondern auch mit dem zusätzlichen Organisationsaufwand für eine pietätvolle Beerdigung. Ganz allein stehen sie dabei aber nicht da. Die Bestattungsunternehmer in der Region sind sich der Lage der Angehörigen bewusst. "Wir raten meist zu Rednern aus dem Freundes- oder Familienkreis. Auf Wunsch stellen wir auch Kontakt zu nebenberuflichen Trauerrednern her", sagt Bestattungsunternehmer Karl-Otto Schläfer aus Thalfang. Der Service dieser halbprofessionellen Trauerredner ist mit einigen hundert Euro jedoch nicht gerade günstig. Auch bei uns passen sich die Bestattungsinstitute langfristig an diese Entwicklung an und verändern ihr Angebot. Einige Institute bieten bereits heute selbst den Dienst einer Trauerfeier an. "Wir gestalten Trauerfeiern mit Musik, stellen den Lebenslauf des Verstorbenen vor. Manchmal werden Gedichte vorgetragen. So wird die Feier persönlicher als bei vielen kirchlichen Begräbnissen", erläutert beispielsweise Bestatter Günter Trösch aus Hermeskeil. So verändert der gesellschaftliche Wandel mit der zunehmenden Zahl von Konfessionslosen auch das Berufsbild des Bestatters.

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