Trittenheimer wollen zu Schweich

Die Trittenheimer wollen die Kommunalreform nutzen, um in die VG Schweich zu wechseln. Zumindest war dies der Tenor bei der ersten von vier Bürgerversammlungen in der VG Neumagen-Dhron.

 Volles Haus bei der ersten Bürgerversammlung in Trittenheim. TV-Foto: Clemens Beckmann

Volles Haus bei der ersten Bürgerversammlung in Trittenheim. TV-Foto: Clemens Beckmann

Trittenheim. Es dauert lange, bis die für die Trittenheimer wahrscheinlich wichtigsten Sätze fallen. "Ich glaube die übermächtige Mehrheit will nach Schweich. Wie bekommen wir ein Votum hin? Wir können im Verbandsgemeinderat überstimmt werden, auch wenn die Bevölkerung das nicht will", sagt Ex-Ortsbürgermeister Helmut Ludwig.

Die etwa 220 Zuhörer im Jugendheim, die zur ersten Bürgerversammlung im Rahmen der vom Land verordneten Kommunalreform gekommen sind, warten gespannt auf eine Antwort. Sie ist wichtig, denn der VG-Rat Neumagen-Dhron wird entscheiden, ob und mit wem die Kommune eine freiwillige Fusion eingehen will.

Hubert Stubenrauch, stellvertretender Leiter der Kommunalabteilung im Mainzer Innenministeriums, findet Worte, die den Trittenheimern Hoffnung machen dürften. "Der VG-Rat kann sagen, dass ein Wechsel nur als Einheit geht. Er kann aber sagen, dass auch Teillösungen möglich sind." Ein Wechsel der gesamten VG zum Nachbarn nach Schweich sei aber auch aus rechtlichen Gründen so gut wie ausgeschlossen.

Finanziell würde sich Trittenheim im Bezug auf die VG-Umlage derzeit in der VG Schweich am besten stehen. Das könne aber eine Momentaufnahme, heißt es von einigen Seiten. Ulf Hangert, Bürgermeister der VG Bernkastel-Kues, spricht deshalb in Bezug auf Wein und Tourismus von einer "strategischen Allianz auf der Moselschiene". Hangert wirbt an diesem Abend ebenso um die VG wie Kollege Berthold Biwer (VG Schweich). "Wir würden Trittenheim mit Freude aufnehmen", sagt Biwer. Von mehr Orten oder gesamten VG spricht er im Wissen um die Stubenrauch-Worte nicht.

Hans Dieter Dellwo, Bürgermeister der VG Thalfang, bietet "intensive Gespräche" an und wirbt unter anderem mit intakter Natur und einer niedrigen Arbeitslosenquote. Dellwo ist doppelt betroffen. Seine VG (knapp 8000 Einwohner) gehört auch zu den Kommunen, für die das Land eine Fusion vorgesehen hat. Bernkastel-Kues und Schweich können mit jeweils mehr als 20 000 Einwohnern die Sache entspannt angehen.

Einen Grund für den Drang Richtung Schweich nennt Jürgen Maringer: "Schweich bietet Industrie, Bernkastel-Kues nicht." Er fügt noch etwas an: "Es wäre wichtig, wenn die Ortsgemeinde Neumagen-Dhron mitziehen könnte." Ortsbürgermeister Franz-Josef Bollig weist die Trittenheimer auf die im neuen Jahr anstehende schriftliche Bürgerbefragung hin. "Ohne rege Beteiligung wird es schwer, nach dem Willen der Bürger zu entscheiden", sagt er. Bürgermeisterin Horsch geht geradezu euphorisiert von der Bühne: "Wir haben drei Bürgermeister auf Brautschau. Und sie sind alle hinter uns her."

Meinung

Erster Akt der Brautschau

Zumindest die 220 Bürger, die am Mittwochabend im Trittenheimer Jugendheim saßen oder standen, waren gut informiert. Da wurde nicht mehr groß lamentiert und geklagt, dass die Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron ihre Eigenständigkeit verlieren wird. Stattdessen waren Informationen und konstruktive Lösungsansätze gefragt. Bürgermeisterin Christiane Horsch erwies sich dabei als glänzende Moderatorin, die den nun richtig einsetzenden Entscheidungsprozess gleich locker zur Brautschau ausrief. Die Kommunalpolitiker aus den drei anderen Orten der Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron dürften erkannt haben, dass es die Trittenheimer nach Schweich zieht. Wenn die Trittenheimer auch bei der schriftlichen Befragung mehrheitlich diesen Wunsch äußern, sollte der VG-Rat sie ziehen lassen. Alles andere würde nur böses Blut bringen. c.beckmann@volksfreund.deEXTRA

Fusion: Das Land will mit der Kommunal- und Verwaltungsreform mittelfristig 15 bis 20 Prozent der jetzigen Kosten sparen. Das Gesetz sieht vor, dass Verbandsgemeinden mit weniger als 12 000 Einwohnern mit einer Nachbarkommune fusionieren. Bis Ende Juni 2012 ist dies auf freiwilliger Basis möglich, danach will das Land Zwang anwenden. Freiwillige Fusionen werden mit einer Prämie und der Förderung von Projekten belohnt. (cb)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort