Trockene Sommer, dicke Weine

Kürzlich meinte ein Scherzkeks: Jetzt, wo es so trocken ist, müsste es in diesem Jahr doch viele trockene Weine geben. Der Witz ist nicht besonders originell. Die Landwirte sind in großer Sorge, sie müssen bei anhaltender Dürre enorme Ernteeinbußen befürchten.

Die Winzer können in diesem frühen Vegetationsstadium noch gelassen bleiben. Reben vertragen ganz gut Trockenheit, sie wachsen sogar in Wüstengegenden. Doch irgendwann werden auch sie durstig. Ein kräftiger Landregen in nächster Zeit würde ihnen sehr gut tun. Das Thema Trockenheit wird in den kommenden Jahren Landwirtschaft, Wein- und Gartenbau noch beschäftigen. Für den Weinbau bedeutet dies: Die Erntemenge wird schrumpfen, die Mostgewichte steigen, die Säurewerte gehen runter. Die Folge: Der Weincharakter wird sich ändern. Die 2003er, 2005er und 2006er Jahrgänge haben einen Vorgeschmack davon gegeben, was da womöglich noch kommt. Die Winzer werden umdenken müssen. Früher wurde im Wingert alles getan, um möglichst hohe Mostgewichte zu erzielen, in Zukunft geht es darum, die Säure zu erhalten. Denn der Moselwein, und vor allem der Riesling, lebt neben seinen wunderbaren Aromen auch vom Säurespiel, von seiner Spritzigkeit, Leichtigkeit und Finesse. Übrigens: Ich habe mir im Keller einige Kisten leichte Sommerweine zur Seite gelegt. Die frischen Roséweine und trockenen Riesling-Kabinett-Weine werden wohl schon jetzt dran glauben müssen.

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