Trödelmarkt statt Perle der Mosel: Neues Büchlein sorgt für Dikussion

Cochem · Für viel Gesprächsstoff sorgt derzeit in Cochem ein kleines Büchlein, das seit einigen Tagen im Handel erhältlich ist.

Cochem. Hinter dem etwas sperrigen Titel "Von den Kinderschuhen des Fremdenverkehrs in die Knobelbecher des Tourismus" verbirgt sich eine "Abrechnung mit der weißen Industrie der Moselstadt", wie es im Untertitel heißt. Autor ist Jean Pirol, ein Ur-Cochemer, der mit bürgerlichem Namen Manfred Bukschat heißt.
Die vielen Besucher in Cochem sind Bukschat schon lange ein Dorn im Auge. "Während in vergleichbaren Orten längst einiges unternommen wird, dem unerträglichen Massentourismus Paroli zu bieten, wird in Cochem mit aus dem Hut gezauberten und neu erfundenen Festivitäten das Gegenteil praktiziert, weil die Rathauspolitik keinerlei Handlungsbedarf sieht oder sehen will", schreibt er im Vorwort zu dem Büchlein. Und gerade die Stadtpolitiker tragen für Manfred Bukschat, der früher selbst einige Jahre dem Stadtrat angehörte, eine gehörige Mitschuld an der Situation der Stadt mit den von Bussen, Motorrädern und Menschenmassen überfüllten Straßen, den Billigangeboten von auswärtigen Anbietern und den zugeparkten Gehwegen.
Das alles werde von den Verantwortlichen "mit einer gewissen Scheuklappenmentalität" nicht nur ignoriert, sondern sogar noch gefördert, obwohl dieser ungebremste Massentourismus nur einigen Vorteilsnehmern zu Gute komme. In dem Büchlein illustriert Manfred Bukschat die von ihm angeprangerten Missstände mit Bildern von Bussen auf dem Marktplatz, von johlenden und trinkenden Urlaubern am Moselufer und von vermüllten Parkflächen. Für ihn jedenfalls ist die Kreisstadt nicht mehr liebens- und lebenswert, sondern seiner Meinung nach hat die weiße Industrie aus der "Perle der Mosel" einen überfrequentierten Trödelmarkt gemacht, wo der Ruf nach einem sanften Tourismus ungehört verhallt.
Und weiter: "Die Perle an der Mosel hat an allen Ecken und Enden unübersehbaren Rost angesetzt, der allerdings von einer Handvoll Vorteilsnehmern vergoldet wird, denen die Trampelpfade des ungeliebten Massentourismus nicht lang genug sein können." Dass solche Vorwürfe für Gesprächsstoff sorgen, dürfte in der Urlaubsstadt Cochem nicht verwundern. dju

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