Trotz Belohnung keine Spur vom Brandstifter

Wittlich/Sehlem · Strohrundballen, Bäume, Hütten und Gartenhäuser gehen seit 2005 meist am Ortsrand von Sehlem in Flammen auf. Die Polizei sucht nach einem ortskundigen Täter, der nicht ins Bild des typischen Pyromanen passt. Die Landwirte des Ortes und die zuständige Versicherung haben eine Belohnung von 2000 Euro ausgesetzt: bislang ohne Erfolg.

Wittlich/Sehlem. Zehn Brände in und um Sehlem stellen die Kriminalpolizei vor ein Rätsel. Selbstentzündung kann sie ausschließen: Wenn es geregnet hat, das Stroh oder Heu gleich an mehreren Stellen Feuer fängt, wenn Bäume oder eine Hecke plötzlich brennen oder eine versteckte Hütte am Ortsrand, dann steckt mehr dahinter: jemand, den man gemeinhin Feuerteufel nennt oder offiziell Pyromane: ein Mensch, der den zwanghaften Trieb hat, Brände zu legen, den der Anblick von Feuer erregt. "Eigentlich legt so jemand permanent Feuer, bis er gefasst wird. Und meistens braucht er immer mehr. Das heißt, das Feuer wird immer größer. Doch das ist hier nicht der Fall und untypisch. Man kann nicht sagen, dass er sich steigert, und er setzt auch schon mal ein Jahr aus", sagt Kriminalhauptkommissar Peter Mayer über den unbekannten Täter, der im Verdacht steht, seit 2005 in Esch zu zündeln. Die vorerst letzten Fälle: Anfang August gehen nachts 15 Rundballen in Flammen auf, Ende Juli 100 Ballen. Immer nachts, meist nach Mitternacht, meist am Ortsrand überwiegend auf freiem Gelände wird gezündelt. "Wir gehen davon aus, dass es sich um einen Ortskundigen handelt. Der kommt vielleicht zu Fuß, und wenn das Feuer bemerkt wird, liegt derjenige wieder zu Hause im Bett", sagt Mayer.Ortsbürgermeister Norbert Mehrfeld sagt zu den Vorfällen: "Das beschäftigt die Leute. Die werden nachts wach, manche gehen dann auf die Straße, wenn die Sirene unserer freiwilligen Feuerwehr geht. Bei Feuer hat man immer Angst: Es könnte ja jemand aus der Familie, jemand den man kennt, betroffen sein. Das ist klar, dass man das nicht haben will. Es wäre gut, wenn wir wieder Ruhe im Ort hätten." Keine Ruhe haben auch die Landwirte unter den 900 Einwohnern. Sie sind die Hauptbetroffen, auch wenn die Versicherung einen Teil des Schadens zahlt. Und keiner weiß, ob er nicht der Nächste sein wird. Deshalb haben sich die drei Haupt- und acht Nebenerwerbslandwirte zusammengesetzt. weil sie dachten: "Wir müssen etwas machen." Gemeinsam mit der Versicherung haben sie eine Belohnung von 2000 Euro ausgesetzt für Informationen, die zum Brandstifter führen. Hans-Peter Lehnen vom Sonnenhof sagt: "Alle haben mitgemacht. Aus Angst, dass das so weitergeht, und damit der Täter möglichst schnell gefasst wird. Wenn genug Geld geboten wird, packt vielleicht einer aus. Meistens gibt es Mitwisser." Seinen Angaben zufolge ist aktuell ein Ballen Stroh je nach Größe und Qualität 20 bis 30 Euro wert, Heu kostet bis zu 50 Euro.Eine Woche nach der Aussetzung der 2000-Euro-Belohnung ist der einzige Anruf bei der Kripo die Pressenachfrage zum Stand der Dinge. "Null Resonanz", sagt Kripo-Mann Peter Mayer. Seine Kollegen fahren zwar unter anderem Streife, aber. "Wenn der nachts einen Scheinwerfer sieht, dann weiß der ja, was los ist. Wir hoffen, dass die Bevölkerung die Augen aufhält. Vielleicht haben wir ja Glück. Das ist alles sehr schwierig. Noch fischen wir im Trüben", sagt er.Auf ein Ende der Brandserie hoffen auch die 31 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Sehlem. Hans-Jürgen Ensch, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Wittlich-Land, sagt: "Man gewöhnt sich zwar an alles. Aber es ist nicht befriedigend, dass man den nicht bekommt. So einfach ist die Sache natürlich nicht. Im Moment ist es Gott sei Dank ruhig." Laut seiner Beobachtung ist die Alarmierung meist zwischen ein und drei Uhr nachts: "Dann müssen wir raus. Aber das ist halt unser Los."Hinweise an die Kriminalpolizei Wittlich, Telefon 06571/95000.volksfreund.de/blaulicht Peter Mayer, Kriminalinspektion Wittlich, geht bei folgenden Fällen definitiv von Brandstiftung aus: Oktober 2005: Holzhütte (Jugendraum), Januar 2007: alte, verlassene Gartenlaube, Januar 2007: 150 Rundballen, März 2007: Gartenlaube, Mai 2007: Holzhütte (Jugendraum), Januar 2008: 150 Rundballen, August 2010: Hecke, Juli 2011: einige Bäume, Juli 2011: 100 Rundballen, August 2011: 20 Rundballen. Ungewöhnlich sind die Pausen zwischen den Vorfällen. sos

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