Trotz Kälte: Mitte Juni beginnt die Rebblüte an der Mosel

Bernkastel-Kues · Es ist eine gefährliche Zeit für die Weinproduktion. In diesen Tagen kann ein jäher Frosteinbruch für Schäden sorgen. Denn in der Zeit des Austriebs, dem die Rebblüte folgt, sind die Rebstöcke besonders empfindlich. In wenigen Wochen könnte die Blüte beginnen, sagt Daniel Regnery vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Bernkastel-Kues.

Das frostige Intermezzo Ende April hat in Rheinland-Pfalz nur an bekanntermaßen frostempfindlichen Stellen größere Schäden in den Weinbergen hinterlassen, meldet die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz in Bad Kreuznach.

Ganz anders als in den Weinbauregionen in der Steiermark, in Südtirol oder in Burgund seien die Anbaugebiete an Rhein, Mosel, Ahr und Nahe sowie entlang der Deutschen Weinstraße glimpflich davon gekommen, sagt Frieder Zimmermann von der Landwirtschaftskammer. Vielerorts habe das frühsommerliche Wetter seit dem Himmelfahrtstag für einen kräftigen Austrieb gesorgt.

An günstigen Standorten lassen sich bereits erste Triebe erkennen, aus denen sich der rispenförmige Blütenstand entwickelt - das sogenannte Geschein. Je nach Witterungsverlauf sei dann mit der Weinblüte zu rechnen. Das bestätigt auch Ansgar Schmitz vom Moselwein e.V. in Trier: "Es gab überwiegend keine Frostschäden. Nur in Seitentälern wie der Sauer oder Lieser hat es leichte Schäden gegeben. Aber manche der betroffenen Rebstöcke treiben noch nach. Unser Vorteil war, dass der Frost sehr früh kam, als der Austrieb noch gering war. Außerdem sind die Steillagen begünstigt, weil die Kaltluft abfließen kann."

Allerdings habe der spätere Austrieb in diesem Jahr den Nachteil, dass die jetzt gerade geschlüpften Raupen des Rhomben-Spanners die noch jungen Austriebe fressen. Schmitz: "Das ist aber nur lokal zu beobachten." Daniel Regnery vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Bernkastel-Kues, sagt ebenfalls, dass es schon Frostschäden gegeben habe, diese sich aber in Grenzen halten würden.

Die Rebstöcke seien in der Zeit des Austriebs besonders empfindlich. "Im Gegensatz etwa zu einem Kirschbaum, an dem sich an den Knospen die Blüten bilden, muss bei einem Weinstock erst ein Trieb wachsen. Dieser entfaltet sich mit zwei bis fünf Blättern, je nach Lage. Erst dann blüht der Weinstock."

Angesichts des aktuellen Wetters sei ab Mitte Juni mit der Blüte zu rechnen. Durch den Regen der vergangenen Wochen seien die Weinberge ausreichend mit Wasser versorgt. Gefährdete Standorte seien, so Frieder Zimmermann von der Landwirtschaftskammer, Höhen, Mulden, Senken, aber auch Täler mit nicht abfließender Kaltluft und flachere Lagen bei Windstille.

Besonders Mitte Mai, während der sogenannten "Eisheiligen", sei die Gefahr groß. Zimmermann: "2011 hatten wir in der Nacht auf den 4. Mai in einigen Regionen Frosttemperaturen, die großflächig Schaden anrichteten und zu Totalausfällen führten, weil es in den Wochen davor wärmer und der Austrieb schon weit fortgeschritten war." Aber auch Hagel, zu viel Sonne oder Regen können den Rebstöcken zusetzen.

In den Weinbergen geht mit der Blüte die Arbeit weiter. Dann stehen nämlich Laubarbeiten an, so Regnery. Unnötige, wilde Triebe in Bodenhöhe werden zurückgeschnitten, damit sich nur die besten Triebe entwickeln können. "Mit dieser Reduktion wird bereits in diesem frühen Stadium die Qualität verbessert," sagt der Experte. Bis Mitte August sei das Wachstum beendet. Dann folge die Reifezeit der Trauben.

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