Trotz Widerstand: Landscheider Rat winkt Schießstand durch

Landscheid · Bereits seit drei Jahren beschäftigt sich der Gemeinderat in Landscheid mit dem geplanten Bau einer Schießanlage. Auf der jüngsten Sitzung hat der Rat dem Vorhaben grundsätzlich zugestimmt. Allerdings gab es Gegenstimmen im Rat - und den anwesenden Bürgern gefiel die Entscheidung auch nicht. Im nächsten Schritt gibt es eine Öffentlichkeitsbeteiligung.

Wenn in einer knapp 2000 Einwohner großen Gemeinde rund 70 Bürger zur Sitzung des Rates kommen, dann geht es offenbar um ein Thema, das den Leuten unter den Nägeln brennt. Wenn auch noch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Christoph Holkenbrink, mit Mitarbeitern extra aus Wittlich anreist, dann muss es um eine sehr bedeutende Angelegenheit gehen.

3,5 Millionen Euro Investition

In Landscheid will ein Investor einen modernen Schießstand bauen. Auf der aktuellen Sitzung ging es nun um die Anerkennung des Bebauungsplan-Vorentwurfes durch den Gemeinderat. Anschließend wird der Bebauungsplan veröffentlicht, und Anwohner können ihre Anmerkungen vorbringen.

Bereits 2011 gab es erste Anfragen, aus dem seit 40 Jahren bestehenden alten Schießstand eine moderne Anlage zu machen. Ein Investor aus Coesfeld (Münsterland) will dort 3,5 Millionen Euro investieren (der TV berichtete). VG-Bürgermeister Holkenbrink erinnerte an die vorangegangenen Sitzungen: "Wir sind nicht an einem Nullpunkt."

Es habe bereits mehrere Sitzungen gegeben, in denen der Rat Nachbesserungen gefordert habe, dem Projekt aber grundsätzlich positiv gegenüberstand. Vornehmlich ging es dabei um den Schallschutz. Ortsbürgermeister Ewald Heck erinnerte ebenso an diese grundsätzlich positive Einstellung dem Vorhaben gegenüber.
Ingenieur Peter Rosenkranz, zuständig für die Planung, stellte das Projekt vor. Nach mehreren Messungen würde sich die Schallbelastung im gesetzlichen Rahmen bewegen, ihn teilweise sogar unterschreiten. Ingenieurin Christina Sondermann vom Büro Gierske und Klauke in Meschede (Nordrhein-Westfalen) erläuterte, dass es sich um ein 15,3 Hektar großes Areal handele, das sich über 500 Meter in Nord-Süd- und über 400 Meter in Ost-Westrichtung erstrecke.

300-Meter-Bahnen

Es soll Schulungsräume geben, 400 Quadratmeter Verkaufsfläche für Waffen- und Outdoorshops, Gastronomie, Übernachtungsmöglichkeiten und natürlich Schießstände. Darunter drei Bahnen mit einer Länge von jeweils 300 Metern, zehn weitere Bahnen mit einer Länge von jeweils 100 Metern.

Die Vertreter der Verbandsgemeindeverwaltung bestätigten, dass das Projekt sich im gesetzlichen Rahmen der Bauleitplanung bewege. Anton Hauprich von der VG sagte: "Es sind keine Konfliktpotenziale erkennbar."
Das überzeugte aber nicht alle Mitglieder des Rates. Auch aus dem Publikum gab es mehrmals Zwischenrufe. Besucher fürchten, dass es doch lauter wird als erlaubt. In der Aussprache verwiesen Ratsmitglieder auf die Beschlüsse der Ortsbeiräte der beiden Ortsteile Burg und Landscheid, die sich gegen das Projekt ausgesprochen hätten. Bei der Abstimmung schließlich stimmten elf für den Vorentwurf des Bebauungsplans, fünf dagegen. Der Schießstand schaffe Arbeitsplätze.

Zudem würde der alte, mit Blei verseuchte Schießstand damit auch saniert, hieße es vonseiten der Befürworter.
Die Anwohner verließen daraufhin den Saal, manche diskutierten noch lange vor dem Gebäude und machten ihrem Ärger Luft.

Das Verfahren geht nun weiter in die eigentliche Planphase, bei der die Öffentlichkeit wiederum beteiligt wird.
Extra: Stimmen der Anwohner


Willy Marx, Landwirt und Eigentümer des Wollscheider Hofs bei Landscheid: "Wer trägt denn die Verantwortung, wenn die Angaben nicht stimmen, die den Lärm betreffen, wenn es lauter wird als geplant? Wir sind betroffen, weil wir in der Nähe wohnen."

Johannes Plohmann aus Burg: "Es wird einfach ignoriert, dass zwei Ortsbeiräte sich gegen den Schießstand ausgesprochen haben. Aber die Bürger werden nicht richtig angehört. Das war bei der Kommunalreform genauso."

Gerd Meyer aus Burg, Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen den Landscheider Schießstand: "Das Verfahren war nicht so transparent, wie wir es uns erhofft haben. Das war früher der Schießstand eines Schützenvereins. Jetzt soll das gewerblich betrieben werden. Das ist eine ganz andere Dimension." hpl

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