Tschernobylhilfe steht offenbar vor dem Aus

Neunkirchen · Wie lange noch können die sogenannten Tschernobylkinder Urlaub im Hunsrück machen? Diese Frage stellen sich Manfred Bungert aus Neunkirchen, Vorsitzender der Tschernobyhilfe Erbes-kopf, und seine Mitstreiter.

Neunkirchen. "Mehr als 25 Jahre nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl wird es immer schwieriger, Geldgeber für eine solche Aktion zu finden", sagt Tschernobylvorsitzender Manfred Bungert. "Wir können das noch ein Jahr finanzieren. Doch dann müssen wir wohl zumachen", befürchtet er. Die Kosten für den Aufenthalt belaufen sich nach Bungerts Auskunft pro Jahr auf etwa 8000 Euro. Diese Summe kam bisher durch die Weihnachtsmärkte in Neumagen-Dhron, dort ist der Verein Veranstalter, und am Erbeskopf sowie durch Spenden zusammen. "Doch das Spendenaufkommen sinkt rapide", sagt Bungert.
25 Jahre nach der Reaktorkatastrophe sei das Ereignis vielen Menschen offenbar nicht mehr präsent. "Grundsätzlich würden wir die Aktion gerne so lange weiterführen, wie sie finanzierbar ist und wir auch genügend Gastfamilien finden", sagt Bungert. Denn auch bei der Unterbringung gebe es zunehmend Probleme.
Doch erst einmal zählt die Gegenwart. Nach knapp 45 Stunden Busfahrt sind am Dienstagabend nämlich 35 sogenannte Tschernobylkinder und drei Betreuer aus Weißrussland an der Festhalle in Thalfang angekommen, um drei Wochen Ferien im Hunsrück zu verbringen.
Insgesamt 23 Gastfamilien - unter anderem aus Idar-Oberstein, Schweich, Wittlich, Hermeskeil und Simmern - haben sich bereiterklärt, Urlaubsgäste aufzunehmen. Manfred Bungert aus Neunkirchen, Vorsitzender der organisierenden Tschernobylhilfe Erbeskopf, und seine Mitstreiter haben ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Die Ölmühle in Morbach wird besichtigt, ein Besuch des Wildfreigeheges in Kempfeld steht auf dem Plan, und auch der Naturklettergarten in Idar-Oberstein ist ein Ziel. Am kommenden Samstag, ab 14 Uhr, findet in Neunkirchen eine Art Kennenlernnachmittag mit Spielen und Grillen an. In den drei Wochen stehen natürlich auch Schwimmbadbesuche auf dem Programm. "Die Städte und Verbandsgemeinden unterstützen uns hierbei, indem sie den Kindern Freikarten spendiert haben", berichtet Vorsitzender Bungert.
Doch erfahrungsgemäß vergehen auch diese drei Wochen für die Kinder wohl wie im Flug. Für den 1. August ist ein Abschiedsessen im Neunkirchener Bürgerhaus geplant. Am Mittwoch, 3. August, geht es am Morgen um 8 Uhr zurück in die weißrussische Heimat. red/cb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort