Türkei, Vietnam, Russland

WITTLICH. (peg) Liebe geht durch den Magen, das ist ein alter Hut. Wenn sich zwei Fremde kennen lernen möchten, tun sie das ebenfalls am besten bei einem gemütlichen Essen. Wenn sich viele Fremde kennen lernen, nennt man das Integration.

Und dieser Integration kann man auf die Sprünge helfen: Mit seiner kulinarischen Weltreise an die multinationalen Tische und Tafeln der Säubrennerstadt verknüpft der Caritasverband Integration, die durch den Kopf geht, mit all jenen positiven Impulsen, die durch den Magen gehen. "Die Idee stammt aus Den Haag", berichtet Klaus Schrodt, im Caritasverband Anlaufstelle für Menschen in schwierigen Lebenslagen. Dazu gehören häufig ausländische Mitbürger, die gerade nach Deutschland ausgewandert sind. Schrodt begleitet solche Familien oft über einen längeren Zeitraum, schaut zu, wie sie sich mal langsam, mal schneller in ihrer neuen Heimat einleben. Trotzdem: Wer neugierig bleibt, dem sind die Beziehungen, die durch Nachbarschaft, Schule oder Arbeitsplatz automatisch entstehen, oft immer noch zu wenig. Alexandra Pretakov gehört zu denen, die neugierig geblieben sind. Vor drei Jahren kam sie ohne die geringsten Sprachkenntnisse nach Deutschland. "Ich möchte immer noch neue Familien kennen lernen", sagt sie, und ihre Muter nickt. "Wir mögen Gäste." Deshalb machen sie gerne mit, wenn am Sonntag andere Neugierige aufbrechen, die bunte Vielfalt ihrer Mitbürger im eigenen Zuhause kennen zu lernen. Gruppenweise bringen Kleinbusse die Teilnehmer zu den Gastfamilien. Insgesamt drei Adressen und damit drei eigene, kulinarische Welten werden in wenigen Stunden durchlaufen. Überall warten landestypische Gerichte, je nach Uhrzeit ein zweites Frühstück, ein kleines Mittagessen, oder das, was es zum Kaffee am Nachmittag gibt. Wobei dieser Kaffee durchaus auch ein strammer Mokka sein kann oder, wie bei Pretakovs, ein Tee mit Schlagsahne, oder, wie bei Simseks, ein starker Tee aus dem Glas. Noch viel spannender klingen die Gerichte, die auf dem Tisch stehen könnten: türkischer Schafskäse und kleine Pide mit Hackfleisch, Oliven, gefüllte Weinblätter, Baklava und allerlei Nussiges. Oder: hauchdünne Blinis, vielleicht ein kräftiger Borsch am Mittag, und später Pfannkuchen mit Erdbeermarmelade und Prjaniki, die köstlichen, dicken, russischen Kekse. Und was serviert eine angestammte Deutsche ihren internationalen Gästen? "Schwarzwälder Kirsch und Käsekuchen!", sagt Gudrun Krämer aus Bombogen. Da integriert sich, was ohnehin zusammenlebt, ganz zwanglos am Wohnzimmertisch. "Ich freue mich besonders darauf, Menschen näher zu kommen, die aus der ehemaligen Sowjetunion stammen", so Simsek. Und Gudrun Krämer, für dieses Mal Gastgeberin, hat sich von ihrem Mann versprechen lassen, beim nächsten Mal zu denen zu gehören, die sich bewirten lassen: aus purer Neugier. Für die Veranstaltung am Sonntag, 12. November, zwischen 11.15 Uhr und 17 Uhr sind noch Plätze frei. Anmelden können sich Familien und Einzelpersonen ab sechs Jahren bei Klaus Schrodt, Telefon 06571/91550.

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