Turbodünger-Produktion rückt näher

Morbach · Die erste Anlage zur großindustriellen Herstellung der extrem fruchtbaren Schwarzerde Terra Preta soll in der Morbacher Energielandschaft entstehen. Der Morbacher Gemeinderat hat den Bebauungsplan auf den Weg gebracht.

Morbach. Gerade erst hat die äußerst fruchtbare Schwarzerde, die in Morbach produziert werden soll, positiv von sich reden gemacht. Die Standortinitiative "Deutschland - Land der Ideen" kürte sie zu einem der innovativsten Produkte (der TV berichtete).
Die Erde ist der Indianer-Schwarzerde (auf Portugiesisch: Terra Preta do India) nachempfunden, die Hochkulturen vor Tausenden von Jahren in brasilianischen Amazonasgebieten verwendet haben.
Ausgezeichnet wurde die Wundererde, die die Nährstoffe lange im Boden hält, eine dauerhafte Humusschicht aufbaut und Kohlenstoffdioxid bindet, wegen ihres dreifachen Nutzens: Sie steigert den landwirtschaftlichen Ertrag, schützt das Klima und schont die Ressourcen.
Nun beschäftigte sich der Gemeinderat mit den Vorplanungen für die Terra-Preta-Anlage, die in der Morbacher Energielandschaft (Mel) entstehen soll. Der Rat stimmte aktuell dem Entwurf des Bebauungsplans zu.
Vorerst keine Vergärung


Behörden und Öffentlichkeit hatten zuvor die Möglichkeit, Stellung zu nehmen, was nicht zu wesentlichen Änderungen geführt hat. Nun folgt eine zweite Offenlage und Beteiligung der Träger öffentlicher Belange. Gibt es auch dort keine Einwände, kann der Plan verabschiedet werden. Damit hat die Gemeinde die Voraussetzungen für den neuen Mel-Betrieb geschaffen.
Geplant wird dieser Betrieb von der Firma Palaterra, einem Tochterunternehmen der Wörrstadter Juwi-Gruppe (siehe Hintergrund). Paleterra ist nach eigenen Angaben das weltweit einzige Unternehmen, das die vielseitige Schwarzerde, deren Zusammensetzung jahrelang erforscht wurde, großindustriell herstellen kann. Die Erde kann - je nach Zusammensetzung - als Kultursubstrat, organischer Dünger oder Bodenhilfsstoff genutzt werden.
Produziert wird bislang nur das Kultursubstrat und zwar in einem Pilotprojekt im pfälzischen Ort Hengstbacherhof. Ein Teil dieser Produktion wird zur weiteren Erforschung verwendet. Die Anlage in Morbach soll die erste im großen Stil werden. Geplant ist, auf fünf Hektar jährlich 50 000 Kubikmeter Schwarzerde herzustellen. Laut Juwi-Sprecher Ralf Heidenreich wird mit Kosten im zweistelligen Millionenbereich gerechnet.
Ursprünglich war von 20 Millionen Euro die Rede. Allerdings sollte mit diesem Geld auch eine Abfallvergärungsanlage gebaut werden. Doch diese Anlage, gegen die es im Morbacher Rat ursprünglich Bedenken wegen Geruchsbelästigungen gab (der TV berichtete), ist vorerst zurückgestellt. Heidenreich begründet dies damit, dass die enormen Mengen von Bioabfall, die zur Vergärung gebraucht würden, bislang nicht langfristig und zum wirtschaftlichen Preis gesichert werden könnten.
Die 40 000 Tonnen Gärreste, die zur Terra-Preta-Produktion gebraucht werden, sollen nun aus Biogasanlagen aus der Region kommen. Sie werden ergänzt durch Grünschnitt, landwirtschaftliche Erntereste und Holzfasern.
Die Firma Palaterra betritt mit ihrer Anlage Neuland. Dies ist laut Juwi-Sprecher Ralf Heidenreich der Grund dafür, dass sie keine genaue Aussage treffen kann, wann die Genehmigung der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz für den Bau vorliegt und der erste Spatenstich in Morbach erfolgt.Die Firmengruppe Juwi mit Sitz im rheinhessischen Wörrstadt ist ein Generalunternehmer, der alles zusammenführt, um ein Projekt mit erneuerbaren Energien zu verwirklichen. Dazu gehören Standortsuche, Planung, Finanzierung, Errichtung und Betriebsführung. Der Firmenname setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der beiden Gründer Fred Jung und Matthias Willenbacher zusammen. Das Zwei-Mann-Büro von 1996 hat sich zu einer weltweit tätigen Unternehmensgruppe mit rund 1000 Mitarbeitern entwickelt. Juwi-Niederlassungen gibt es unter anderem in den USA, Südafrika, Spanien, Italien, Polen und Tschechien. Der Umsatz des Unternehmens liegt bei 900 Millionen Euro im Jahr. In der Morbacher Energielandschaft betreibt Juwi 14 Windräder, eine Biogas- und eine Holzpelletieranlage. mai

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