Turmbau zu Bremen

Bonjour, madame! Buon giorno, kalimera", so begrüßen wir uns in einigen Ländern Europas. Die Gastgeber dort freuen sich, wenn wir uns bemühen, sie in ihrer Landessprache anzusprechen. Am kommenden Sonntag feiern wir den Welttag der sozialen Kommunikationsmittel.

In seiner Botschaft zu diesem Welttag ruft Papst Benedikt besonders die jungen Katholiken auf, das Zeugnis ihres Glaubens in die Welt zu tragen, und zwar in die digitale. Sowohl diese Art der Verkündigung als auch die mündliche müsste heute in bis zu 10 000 Sprachen erfolgen, sollte die "Frohe Botschaft" von allen Menschen verstanden werden. Wäre es bei diesem Sprachenwirrwar nicht wünschenswert, wenn die Aussage aus dem Buch Genesis (11, 1) auch heute noch Gültigkeit hätte: "Alle Menschen hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte"? So aber bauen in der kommenden Woche bis zum 7. Oktober Schüler in der Welthauptstadt der Sprachen in Bremen, unter der Schirmherrschaft der UNESCO, einen Turm aus Lärchenholzklötzen. Mit dem biblisch inspirierten "Turmbau zu Bremen" wollen sie die Namen aller weltweit etwa 6500 Sprachen bildhaft inszenieren. Der Veranstalter will in der Öffentlichkeit das Bewusstsein dafür schärfen, dass Sprache das gesamte menschliche Leben entscheidend bestimmt. Der Initiator des "Turmbaus zu Bremen", Professor Stolz, der selbst sechs Sprachen spricht und 20 perfekt lesen kann, befürchtet, dass durch den Verlust von Sprachen nicht nur Kultur verloren geht, sondern auch ein Mittel der Welterschließung und des sozialen Kontakts. Solange es verschiedene Völker gibt, werden auch die vielen Sprachen bleiben; aber im Bekenntnis zum selben Gott und zum selben Heil und in der Sprache der tätigen Liebe kann heute noch die Gemeinschaft gefunden werden. Die Liebe und der gemeinsame Glaube sprechen ihre eigene Sprache, die alle verstehen. Näkemiin!

Günter Zisch, Diakon, Wittlich

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