TV-Kandidatenforum: Hart, fair und unterhaltsam

Bernkastel-Kues · Sechs Männer, alle im Alter zwischen Anfang und Mitte 50, wollen Landrat des Kreises Bernkastel-Wittlich werden. Beim TV-Kandidatenforum am Mittwochabend in der Güterhalle Bernkastel-Kues standen sie Rede und Antwort. 250 Menschen erlebten einen kurzweiligen Abend.

Ein Thema stand im Mittelpunkt. Ein unerfreuliches Thema. Für die einen ist es schlichtweg skandalös, für andere ein kaum zu lösendes Problem. Gemeint ist die gigantische Verschuldung des Kreises Bernkastel-Wittlich. Sind es nun 70 Millionen Euro, 90 Millionen oder gar mehr als 100 Millionen? So genau weiß das offenbar niemand. Es kommt halt auf die Berechnungsgrundlage an. Offiziell erwartet der Kreis am Ende dieses Jahres einen Schuldenstand von 93,4 Millionen Euro.

Die Verschuldung ist das zentrale Problem des Kreises. Darin sind sich alle Kandidaten einig. Aber: Wie will der neue Landrat damit umgehen, lautete die am häufigsten gestellte Frage beim von den TV-Redakteuren Alexander Houben und Harald Jansen moderierten TV-Forum.

CDU-Kandidat Gregor Eibes machte deutlich: Auch bei Einbringung viele neuer Ideen sei es kaum möglich, die Verschuldung deutlich zu senken. SPD-Kandidat Bernd Spindler sieht das ähnlich: "Aus eigener Kraft schafft das der Kreis nicht." Grünen-Kandidat Thomas Schmitt-Schäfer traut sich zu, das Problem mithilfe der Bürger zu lösen, und der parteilose Einzelbewerber Reinhard Niedersberg will seinen gesunden Menschenverstand benutzen. Dafür müsse man nicht studiert haben.

Landratswahl im Kreis Bernkastel-Wittlich



Trotz dieses ernsten Themas: Es durfte auch gelacht werden. Der parteilose Kandidat Stephan Henkel glaubt selbst nicht, dass er am 28. März morgens um 8 Uhr als Wahlsieger die Kreisverwaltung betritt. Und wenn er tatsächlich gewählt würde, sei er wohl kaum in der Lage so früh zu erscheinen. Niedersberg fand die Quizrunde ziemlich lächerlich. Was ist auf dem Kreiswappen zu sehen, wollte Redakteur Houben wissen. Niedersberg: "Ein Quiz ist was fürs Mittagsfernsehen, aber nichts für ein ernsthaftes Kandidatenforum."

Überhaupt: Die kommunalpolitisch unerfahrenen Kandidaten Niedersberg und Henkel konnten im Gegensatz zu den Profis Eibes, Schmitt-Schäfer und Spindler kaum punkten. FWG-Kandidat Frank Kanwischer stellte dafür seine parteipolitische Unabhängigkeit und seine Kompetenz als Unternehmensberater in den Vordergrund.

Gefragt waren aber nicht nur Fachkenntnisse. Die Kandidaten mussten auch Schlagfertigkeit und Redetalent unter Beweis stellen. Eine "flammende Rede" von gerade mal zweieinhalb Minuten musste jeder halten, ein Landkreis-Quiz bestehen, und jeder Kandidat durfte einem Mitbewerber eine Frage stellen. "Wie wollen Sie eigentlich diesen Job machen, ganz ohne Erfahrung mit Gremienarbeit, wollte Schmitt-Schäfer von Niedersberg wissen. "Das ist ganz einfach. Der Landrat segnet doch nur das ab, was der Kreistag beschließt", lautete seine Antwort.

Am Ende durfte auch noch gewählt werden. 122 der 250 Besucher füllten einen Wahlzettel aus und kreuzten ihre Favoriten an. Das Ergebnis dieser Probeabstimmung (siehe Tabelle) ist aber keinesfalls repräsentativ. Die Wahl ist am 27. März.

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