TV-Serie: Der Oestelbach hat viel über die Geschichte Osann-Monzels zu erzählen

Osann-Monzel · Er fließt nicht ungestört durch Osann-Monzel nach Maring-Noviand, wo er in die Lieser mündet: Der Oestelbach wurde vor rund 50 Jahren bis zur Unkenntlichkeit begradigt und eingemauert. Nun wird er renaturiert.

Schnurgerade zieht sich der Oestelbach durch Wald und Wiese, immer wieder eingeengt von Mauern, Äckern und Weinbergen, die bis direkt an sein Ufer reichen. In den 1960er und 1970er Jahren wurde er, wie viele andere kleine Gewässer im Land, begradigt und befestigt. Um Platz zu schaffen für Flurbereinigung, landwirtschaftliche Äcker und Weinberge wurde der Bach streckenweise in Rohre gezwängt, eingemauert oder unter die Erde verlegt. Die Folgen: Auen trockneten aus, die Artenvielfalt ging zurück, verstärkte Hochwassergefahr.

Nun soll der Oestelbach im Rahmen des Landesprogramms "Aktion Blau Plus" wieder zu alter Pracht renaturiert werden - sprich: in seinen ursprünglichen, natürlichen Zustand zurückversetzt werden. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken formulierte etwas pathetisch: "Diese Sünden der Vergangenheit müssen wir mühevoll rückgängig machen, um unsere artenreiche Gewässer wieder herzustellen."

In neu angelegten Auen und Polderflächen soll der Bach sich wieder natürlich ausbreiten können. Und das "Plus" der "Aktion Blau Plus": Großzügige Randstreifen sollen das Ufer des Oestelbachs einfach wieder zu einem schönen Platz für Jung und Alt machen, an dem Kinder im seichten Wasser spielen und Erwachsene sich im Bachtal erholen können.
Aber das ist Zukunftsmusik. Auch jetzt gibt es schöne Flecken am Oestelbach: Im Ortsinneren findet man direkt am Bach das alte Eichhaus. Bis 1972 wurden hier Weinfässer genau geeicht. Die modernen Stahltanks machten das Eichen schließlich überflüssig. Darum wurde das Eichhaus 2001 im Rahmen der 1000-Jahr-Feier Osann-Monzels zu einem Heimatmuseum umfunktioniert. Es ist von 10 bis 12 Uhr für Führungen geöffnet.

Westlich von Osann steht an der L?47 direkt am Bachufer die alte Hahnenmühle. Sie hat ihre Arbeit schon seit gut 80 Jahren eingestellt, aber schaut auf eine lange Vergangenheit zurück: Bereits 1652 wird die "Mühle zu Osann" in Kellereirechnungen erwähnt. 1937 wurde sie schließlich stillgelegt.

Folgt man dem Bach weiter nach Westen in Richtung seiner Quelle, gelangt man an den Kompener Weiher. Er wurde in den 1950er Jahren angelegt. Viele Winzer der Umgebung griffen auf das Wasser des Weihers zurück, um ihre Weinberge zu berieseln. Über ihn sausten Anfang der 1980er Jahre die Jugendlichen des Ortes auf Schlittschuhen und spielten sogar Eishockey.

Die Quelle des Oestelbachs, östlich von Klausen, war vor mehr als 100 Jahren eingerahmt von einem großen Eichenwald. Hier wurde die Natur zu einem guten Zweck zurückgedrängt: Die Grundschule Osann-Monzel existiert nur, weil der Wald in den 1910er Jahren abgeholzt wurde. Aus dem Erlös vom Verkauf des Holzes wurde nämlich der Bau der Schule im Jahr 1920 finanziert. Extra

Der Oestelbach durchfließt auf einer Länge von 8,8 Kilometern die Gemeinden Minheim, Osann-Monzel und Maring-Noviand. Die Quelle befindet sich östlich von Klausen in circa 267 Metern Höhe. Der Bach mündet bei Maring-Noviand in die Lieser. ian

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