Über Kunst lässt sich streiten - Leserreaktionen auf Brückenbau-Verschönerung

Klausen/Zeltingen-Rachtig · Die Meinungen der Volksfreund-Leser zur Idee, die Hochmoselbrücke mit einer Lichtinstallation zu verschönern, gehen auseinander. Begeisterung und alternative Vorschläge: Der Morbacher Künstler R.O. Schabbach möchte die im Bau befindliche Hochmoselbrücke mit einer Lichtinstallation in Szene setzen. Auf die Vision des Künstlers haben die TV-Leser mit vielen Leserbriefen reagiert.

Klausen/Zeltingen-Rachtig. In der vergangenen Woche überraschte der Morbacher Künstler R.O. Schabbach mit einer Idee zur Verschönerung der gigantischen Brücke, die derzeit in einer Länge von 1,7 Kilometern über das Moseltal bei Zeltingen-Rachtig gebaut wird. Mit einer Lichtinstallation will Schabbach die Brücke dauerhaft in Szene setzen, damit jährlich bis zu eine Million zusätzliche Touristen an die Mosel locken und dem Flughafen Frankfurt-Hahn auf diese Weise weitere 500 000 Fluggäste pro Jahr bescheren. Mit seinem Vorschlag, die Brücke künstlerisch zu gestalten, kommt Schabbach vielen Lokalpolitikern und Bürgern entgegen. Diese befürchten, das Bauwerk könne das Landschaftsbild des Moseltals entstellen und deshalb den Tourismus in der Region schwächen.Pro

"Durch eine Lichtinstallation oder wie auch immer", schreibt TV-Leser Dieter Olk aus Bitburg, "die Hochmoselbrücke hat auf jeden Fall verdient, dass darüber positiv gesprochen wird." Dem Moseltal und seinen Bewohnern, sagt Olk, sei es von Herzen gegönnt. "Ich bin überzeugt, wenn hier mit Fantasie und Kreativität daran gegangen wird, finden sich gute und bezahlbare Lösungen."Kontra

Für seine Vision, die den Steuerzahler acht Millionen Euro kosten werde, kann der Künstler aber nicht alle Menschen in der Region begeistern. TV-Leser Hermann Wurzel aus Lückenburg schreibt. "Es mutet an, dass hier mehr Geltungssucht im Spiel ist als dauerhafter Nutzen." Kein Mensch solle glauben, dass deshalb auch nur eine Person aus touristischem Interesse den Airport Frankfurt-Hahn anfliege. Nach Wurzels Meinung könne man sich solch ein modernes Kunstwerk in Hollywood, Katar oder Schanghai gut vorstellen. Im Moseltal, wo Urlauber Beschaulichkeit, Entspannung und Natur suchen würden, wirke diese Gigantomanie nur störend. Leser Wurzels Fazit: "Die acht Millionen wären am Flugplatz Hahn im Sinne des Tourismus besser aufgehoben."
Der TV-Leser Rudi Kemmer aus Wittlich kann einem möglichen Lichtkunstwerk ebenso wenig abgewinnen: "Die sachlich ausgetragene Diskussion über die Bedenken an der Brücke nun zu ignorieren und allabendlich ein spektakuläres Farbenspiel und eine Sinfonie aus Hollywood zu inszenieren, halte ich in mehrfacher Hinsicht für unpassend." Den politisch, technisch und wirtschaftlich Verantwortlichen käme es nun entgegen, dass ein Künstler vorschlägt die Hochmoselbrücke, die sich negativ auf das Landschaftsbild und dadurch auf den Tourismus in der Region auswirke und dessen Standsicherheit aus geologischen Gründen an dem Standort bis zuletzt zweifelhaft sei, mit einer Lichtinstallation in ein positives Licht zu stellen. "Wie das Ganze bei der Bevölkerung und bei den Gästen ankommt ist fraglich." Es wäre effektiver, sagt Kemmer, den benachteiligten Anrainergemeinden eine jährliche finanzielle Unterstützung für die Fremdenverkehrsförderung zur Verfügung zu stellen.
Der TV-Leser Knut Aufermann aus Ürzig begreift den Vorschlag des Künstlers Schabbach gar als Satire. "Ich kann die von den Politikern präsentierte Idee nicht ernst nehmen. Deshalb hier mein extrem kurzer Leserbrief, der meiner Meinung nach die Situation perfekt beschreibt: "Hurz!‘ (siehe Extra)".Alternativen

Die Vision des Künstlers Schabbach mag die unterschiedlichsten Reaktionen hervorrufen - mit seinem künstlerischen Entwurf gelingt es ihm jedoch vor allem eine konstruktive Debatte um das Bauwerk zu befeuern. Schabbachs Idee inspirierte zum Beispiel den Architekten Heinz Maes aus Klausen, sich ebenfalls Gedanken darüber zu machen, wie man die Hochmoselbrücke zu einer touristischen Attraktion gestalten kann. "Ich habe den Bericht über die Lichtinstallation im TV mit Interesse gelesen", sagt Maes. "Dies hat mich dazu angeregt, mir Gedanken zu machen über eine - zugegeben etwas futuristische - Attraktion. Meine Idee nennt sich "Mosel Triangel". Der Architekt möchte die Hochmoselbrücke mit einer Schwebebahn an der Brückenseite ausstatten, unter der Fahrbahn eine schwebende Aussichtsplattform installieren, die Touristen von einer Talstation über einen Aufzug erreichen könnten. Sein Konzept sieht auch einen Wanderweg zwischen Talstation und Bergstation vor. Wie der Architekt selber sagt, habe seine Idee jedoch einen Haken: "Bei der Kostenfrage ist das Projekt zum Scheitern verurteilt!" redExtra

Am 18. August treffen die kommunalen Vertreter und Peter Bleser (MdB für den Wahlkreis Mosel/Rhein-Hunsrück) im Bundesverkehrsministerium Staatssekretär Rainer Bomba, um über das Vorgehen zu beraten. Um die Hochmoselbrücke mit Kunst zu verschönern, planen die Politiker ein für Deutschland einzigartiges Pilotprojekt. Die Genehmigung eines solchen Pilotprojekts obliege dem Bundesverkehrsministerium, das dazu auch die finanziellen Mittel bereitstellen könne, sagt Bleser. "Wir versuchen jedoch weitere Beteiligte wie das Land und Kommunen mit ins Boot zu holen." Bleser hält es für unrealistisch, dass für die Installation acht Millionen Euro bewilligt werden. "Unter einer Millionen Euro werden wir allerdings nicht zurecht kommen." Das Projekt müsse man nicht zwangsläufig ausschreiben, so Bleser. Möglich wäre auch eine ausschließliche Zusammenarbeit mit dem Künstler R.O. Schabbach, "wenn die Bürger das wollen". redExtra

 Schabbachs Idee inspirierte zum Beispiel den Architekten Heinz Maes aus Klausen, sich ebenfalls Gedanken darüber zu machen, wie man die Hochmoselbrücke zu einer touristischen Attraktion gestalten kann. Allerdings: "Bei der Kostenfrage ist das Projekt zum Scheitern verurteilt!, sagt der Architekt.

Schabbachs Idee inspirierte zum Beispiel den Architekten Heinz Maes aus Klausen, sich ebenfalls Gedanken darüber zu machen, wie man die Hochmoselbrücke zu einer touristischen Attraktion gestalten kann. Allerdings: "Bei der Kostenfrage ist das Projekt zum Scheitern verurteilt!, sagt der Architekt.

Foto: Heinz Maes

1989 trug der Komiker Hape Kerkeling in der Maske eines polnischen Opernsängers zur Klavierbegleitung von Achim Hagemann ein "expressives Stück" vor, eine Parodie auf zeitgenössische klassische Musik, die in dem lauten und unvermittelten Ausruf "Hurz!" mündete. Das nicht eingeweihte Publikum nahm die Darbietung ernst und ließ sich anschließend zu einer intellektuellen Diskussion über die Aussage des Stücks verleiten. Dabei wagte nur eine Teilnehmerin offen auszusprechen, dass sie damit überhaupt nichts anfangen konnte. "Hurz!" erschien 1992 als Single. Quelle: Wikipedia

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