Überall Land unter in Wittlich: Überflutete Straßen und Keller, Wasser in Kindertagesstätte

Wittlich · Felder können die Regenmassen nicht mehr aufnehmen, die Lieser und die Rommelsbach schwellen gefährlich an: Seit dem späten Nachmittag sind die Hilfskräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk im Dauereinsatz. Ob die Lieserbrücken im Zentrum und damit auch Teile der Stadt überflutet werden, war am Abend noch unklar.

 Wasserwege: Die B 49 zwischen Wittlich und Bombogen ist am Nachmittag überflutet. Das gilt auch für die Erdbeerfelder in Richtung Lüxem.

Wasserwege: Die B 49 zwischen Wittlich und Bombogen ist am Nachmittag überflutet. Das gilt auch für die Erdbeerfelder in Richtung Lüxem.

Foto: Klaus Kimmling
 So hoch ist die Lieser nahe der Innenstadt gestiegen, dass der Pavillon an der Feldstraße von einer Überflutung bedroht ist.

So hoch ist die Lieser nahe der Innenstadt gestiegen, dass der Pavillon an der Feldstraße von einer Überflutung bedroht ist.

Foto: Klaus Kimmling

Eine riesige Übersichtkarte von Wittlich und Umgebung hängt in der Feuerwehreinsatzzentrale. Sie ist am Spätnachmittag überklebt mit Zetteln: Allesamt Meldungen von überfluteten Kellern. "Es sind mehr als 30", sagt Wehrleiter Christian Vollmer und: "An der Kita Jahnplatz sieht es schlecht aus. Da steht das Wasser am Fenster. Die brauchen dringend Sandsäcke. Jetzt müssen wir priorisieren, uns um die Fälle kümmern, die ganz akut sind." Zum Beispiel die Kita. Dort ist erneut die sonst klein und tief eingraben plätschernde Rommelsbach zu einer breiten braunen Flut angeschwollen. Das war im Februar bereits so, jetzt ist es schlimmer. Alles hat die Schlammflut überdeckt: die Wege zur neuen Kita, den Spielplatz, das Rasengrün, die Böschung. In sicherem Abstand stehen Schaulustige, machen Handyfotos. Manche haben gerade Feierabend, gehen zum Auto und fragen erstaunt: "Was ist denn hier los?"

Für die Kita kommen die Sandsäcke fast zu spät. Es ist schon Wasser, das zu stinken anfängt, eingedrungen. Wehrführer Martin Schmidt steht auf der kleinen Holzbrücke vor dem umfluteten Bau und sagt: "Das hätte ich mir so nicht vorgestellt. Wir versuchen jetzt, die Türen zu schützen. Das Nächste ist dann der Pavillon. Aber es nutzt alles nichts, wenn wir keine Sandsäcke haben." Die werden am Bauhof aufgefüllt. Ein paar Meter weiter blicken Schaulustige auf die braune Lieserflut. Im Glasanbau des als Café genutzten Pavillons sitzen noch Gäste. Auch sie filmen per Handy den Fluss der nur ein paar Zentimeter noch unter ihren Füßen durchrauscht, voller Stöcke und Stämme. "Das Problem ist das Treibgut. Wenn das am Geländer hängenbleibt, reißt es im Extremfall die Brücke mit weg. Im Notfall müssen wir das Geländer abschneiden", sagt derweil Christian Vollmer. Auf die Frage, wie viele der durchweg Freiwilligen der Feuerwehr Wittlich helfen, dass es nicht zu schlimm ausgeht, zuckt er mit den Schultern: "Viele, alle Einheiten sind alarmiert." Sie können sich auf eine lange Nacht gefasst machen. Der höchste Pegel wird nach Einbruch der Dunkelheit erwartet. Weiter in der Römerstraße sieht man ganze Bäume, die in den Fluss gekippt sind, Felder verwandeln sich in Seen.

Eine alte Wittlicherin hat mit einer Kamera Fotos gemacht. Sie steht auf der Rommelsbachbrücke, dort, wo das Liesergelände nach aktuellen Plänen umgestaltet werden soll. Sie sagt: "Das ist ein Fingerzeig Gottes, dass die das lassen mit der Treppenanlage." Sie hat Angst vor einem möglichen Jahrhundert-Hochwasser, das die Altstadt absaufen lässt.

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