Umbaupläne fürs Rathaus Wittlich

Wittlich · Wittlich wollte ein neues Rathaus bauen und hat das alte Stadthaus bekommen. Die Aufteilung des Verwaltungssitzes soll verbessert werden. Ein Konzept sieht eine komplette Umstrukturierung des Erdgeschosses mit mehr Flächen und einen neuen Eingang vor.

Wittlich. Wenn Architekten ihre Ideen an den Mann bringen wollen, zeigen sie nicht nur Pläne. Sie reden über ihre Gestaltungsidee. Sie bauen mit Worten schon einmal das, was noch eine Skizze auf Papier ist. Ihre Sprache ist dabei speziell. Das gilt auch für Verwaltungsprojekte wie das Vorhaben, im Wittlicher Stadthaus das Bürgerbüro umzugestalten. Das entpuppt sich als mehr als ein neues Büro. Da ist die Rede vom "fensterorientierten Arbeitsplatz" der Zukunft, und der "sehr verrissenen Fassade" des Stadthauses nebst "relativ schwerer Orientierung aus der Fernsicht" in der Gegenwart. Und noch ein paar Architekten-Worte zur Zukunft des Verwaltungssitzes, die die Pläne zeigen: "Optimale Arbeitsbedingungen in vorhandenen Ressourcen" sollen es sein in Räumlichkeiten, in denen die Mitarbeiter "dem Souverän, dem Bürger, dienen können". Das ist demnach die vornehmliche Aufgabe der Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Und das soll im Stadthaus Wirklichkeit werden. Der Souverän hat bislang nur hören können, dass ein neues Bürgerbüro im Wittlicher Verwaltungssitz entstehen soll. Jetzt konnte er sehen und hören, was damit gemeint ist. Denn Architekt Oliver Baumheier hat sein Gestaltungskonzept erstmals öffentlich vorgestellt. Wer die letzte Sitzung des Stadtrats besucht hat, bekam einen ersten Eindruck: Es geht um eine komplette Neuordnung der Verwaltung auf 650 Quadratmetern, (davon 530 Quadratmeter reine Nutzfläche) im Erdgeschoss des Stadthauses. Dazu gehören unter anderem die Bereiche, die ehemals das RWE gemietet hat. Ganze Abteilungen vom Ordnungsamt bis zum Einwohnermeldeamt werden ins Erdgeschoss verlagert. Dabei wird das Dienen für den Souverän aufgeteilt: Reine Verwaltungstätigkeit wird von direkter Bürgerberatung getrennt. "Es können also auch keine falschen Akten auf dem Tisch liegen", wie der Architekt erklärt und: "Besucher werden künftig nicht mehr im Stadthaus herumirren müssen, um Büros zu finden." Eine zentrale bauliche Veränderung ist dabei die Verlegung des Eingangs. Wer jetzt vor dem Stadthaus steht, geht an seiner rechten, rund geschwungenen Seite hinein. Künftig soll mittig (also nach links verschoben) ein zentraler Eingang entstehen, der sich in einen weiten langen Flur öffnet. Links geht es dann ins neue Bürgerbüro mit Wartebereich und höhenverstellbaren Stühlen zu Kasse, Sozial- und Ordnungsamt, rechts zu Standesamt mit Trauzimmer. Vor dem jetzigen Eingang wird eine Außenterrasse vorgeschlagen. Kosten wurden nicht genannt. Beschlossen und entschieden ist noch nichts. Bürgermeister Joachim Rodenkirch betonte: " Es ist ein Konzept, das weiterer Konkretisierung bedarf." Die neben dem Bürger betroffenen Mitarbeiter scheinen schon einmal recht zufrieden mit den Ideen zu sein. Das "Konzept wurde gemeinsam mit dem betroffenen Personal des Fachbereichs 1 und dem Personalrat in zwei Workshops erarbeitet", steht in den Stadtratsunterlagen. Dort steht auch: "Es ist beabsichtigt, die Maßnahme zeitnah zu beginnen, sodass Anfang 2015 das Bürgerbüro ins Erdgeschoss verlagert werden kann."Meinung

Ball flach haltenLeider klang, was der Architekt vortrug, nicht nach "quadratisch, praktisch, gut". Und sein Spruch, dass die Verwaltung, "dem Souverän, dem Bürger dienen soll" und deshalb das Stadthaus umgebaut werden muss, ist ein bisschen zu dick aufgetragen. Das muss nicht sein. Jeder will sicher, dass die Verwaltung ordentliche Arbeitsplätze hat und die Mitarbeiter dem Bürger nicht in versteckt gelegenen Kabuffen zur Verfügung stehen. Diesen Eindruck konnte der gewinnen, der den Vortrag hörte und noch nie im Stadthaus war. Es sollte nicht vergessen werden, dass das jetzige Stadthaus damals für die Verwaltung und nach deren Wünschen gebaut wurde. Es gibt aber immer etwas zu verbessern. Schön, dass die betroffenen Mitarbeiter mitreden durften. Das wünschen sich sicher viele Mitarbeiter auch in anderen Betrieben. Wenn der Umzug und Umbau finanziell vertretbar ist, sollte der künftige Stadtrat zustimmen. Aber genau diese wichtige Frage bleibt offen. Geschätzte Kosten? Fehlanzeige: Dazu hat der Architekt geschwiegen. Das kann ein Unternehmer tun, der seine Firma umbaut. Jemand, der dem Bürger dienen soll und von dessen Steuergeld bezahlt wird, nicht. s.suennen@volksfreund.de

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