Die Beilage "Wir sind Wittlich" des Trierischen Volksfreunds zum Wirtschaftsstandort Wittlich ist ein bemerkenswerter und hoffentlich erfolgreicher Ansatz, mehr Geld in den schrumpfenden Stadtsäckel zu bekommen. Erkennbares Ziel ist es, Gewerbe und Industrie, somit Steuerzahler, anzulocken. Die Konkurrenz zwischen den Kommunen unterscheidet sich nämlich nicht wesentlich von der in der Wirtschaft: Wer nicht wirbt, der stirbt! Michael Scheid beklagt, dass das Kulturleben, durch das sich unsere Stadt auszeichnet, in der Beilage zu wenig hervorgehoben werde. Er übersieht dabei, dass eine Wirtschaftspublikation nicht der richtige Ort ist, mit einer allzu breiten Würdigung des kulturellen Angebots in Wittlich Selbstdarstellung zu betreiben. So etwas gehört eher in Tourismusprospekte. Oder erwartet der Verfasser des Leserbriefs, dass sich Unternehmen in Wittlich ansiedeln, weil das internationale Reputation genießende Emil-Frank-Institut hier seinen Sitz hat oder die Stadtbibliothek eine bessere Ausstattung erfährt als anderenorts? Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Um die weichen Standortfaktoren, zu denen die Kultur gehört, zu fördern, muss zunächst die Einnahmeseite der Kommune stimmen. Dazu kann die Beilage "Wir sind Wittlich" einen Beitrag leisten. Es ist gut, dass sich in unserer Stadt mehr als in vielen anderen Städten Bürgerinnen und Bürger kulturell engagieren. Dies wird aber nur dann so bleiben, wenn die finanzielle Unterstützung durch die Stadt und ihre Stiftung auf Dauer gesichert ist. Trocknet die Quelle aus, wird aus einer blühenden Kulturlandschaft rasch eine Wüste. Heribert Wipperfürth, Wittlich