Umwege zum Kloster

HIMMEROD. (ger) Das biblische Nachtcafé ist so begehrt, dass sogar heftigste Schneefälle die Besucher nicht davon abhielten, den Weg in die Eifel zu finden. Bruder Stephan begrüßte 70 Besucher beim zweiten Nachtcafé in der Abtei Himmerod. Und die kamen zum Teil auf Umwegen.

Am Freitagabend stöhnte Deutschland unter ungewohnt kräftigen Schneefällen. Die Telefonleitungen glühten heiß bei Bruder Stephan Reimund Senge in der Abtei Himmerod. Zum zweiten biblischen Nachtcafé hatten sich 140 Personen aus der Region Trier, aus dem Saarland und natürlich aus der Eifel angemeldet. 70 Teilnehmer mussten absagen. Aus dem Saarland und auch von Trier herauf war kein Durchkommen mehr. Dennoch - nach der Premiere vor drei Monaten mit 100 Besuchern hat es sich schnell herumgesprochen: Bruder Stephan hat mit seinem biblischen Nachtcafé eine Einrichtung geschaffen, die die Menschen anspricht. Renaissancemusik mit Flöten und Gitarre durch das Ehepaar Heusser aus Kenn und einer Schülerin eröffnete den Abend. Musik sei ein Teil seines Nachtcafés, sagte Bruder Stephan, ebenso wie Getränke und Imbiss während der Pause bei der zweistündigen Veranstaltung, damit die Menschen ins Gespräch kommen. Selbstredend führte er das erste Interview mit den Musikanten. Bibelzitate leiteten jedes Gespräch ein. Katrin Bornmülller aus Wittlich erzählte von ihrer Arbeit in der Internationalen Sektion für Menschenrechte. Sie organisiert seit vielen Jahren Hilfstransporte zum Beispiel ins Baltikum und kümmert sich persönlich um einzelne Familien, Krankenhäuser und Kinderheime. Werner Schmitz vom Schönfelderhof, einer Behinderteneinrichtung bei Zemmer, arbeitete viele Jahre für das katholische Hilfswerk "Missio". Sein Credo: "Wir regen uns hier auf über die Vogelgrippe, aber es kümmert uns nicht, dass in Afrika jeden Tag 6000 Menschen an Aids erkranken oder sterben". In den Medien spiele dies keine Rolle. Die Bibel sei ihm wichtig: Das "Bibelteilen", eine Art Umgang mit der heiligen Schrift und das Mitteilen darüber, übt er in Gesprächskreisen ein. Viel Hoffnung in die Kirche der Zukunft

Dechant Rudolf Halffmann aus Wittlich war mit dem indischen Pater Fijoy Thevarakadt gekommen, der als Gemeindepraktikant in Wittlich wirkt. Halffmann ist ein beliebter, weil volksnaher, froh gelaunter und aufgeschlossener Seelsorger, dessen Gottesdienste gerne besucht werden. Der Dechant zeigte sich zudem als Mensch, der ganz viel Hoffnung für die Kirche der Zukunft hat. Er habe keinerlei Angst um den Fortbestand der Kirche, weil es neue Formen geben werde, wie dies im Laufe von zwei Jahrtausenden immer wieder geschehen ist. Absagen musste der ehemalige Trierer Regierungspräsident Gerhard Schwetje, der im Saarland eingeschneit war. Schwetje wird am 23. Juni beim dritten Himmeroder Nachtcafé zu Gast sein. Wer sonst noch kommt: "Noch ist es Überraschung", meint Bruder Stephan. Wichtig für den rührigen Pater: "Wir wollen nicht Prominente sammeln, die in den Schlagzeilen der Medien stehen, sondern engagierte Mitbürger, die auf die Menschen zugehen, sollen unsere Gäste sein."

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