Unbekannte zünden unbezahlte Kerzen an

Vier Mal haben vergangene Woche im Heiligenhäuschen bei Binsfeld alle Kerzen gebrannt, ohne dass jemand dafür gezahlt hätte. Für die, die das Häuschen pflegen, ist das ärgerlich. Doch nicht nur das. Der Gemeinde gehen Einnahmen verloren, um das vielbesuchte Häuschen instand zu halten.

 Nicht immer wurden die Kerzen, die hier brennen, auch bezahlt: Opferlichter im Heiligenhäuschen bei Binsfeld. TV-Foto: Rudolf Höser

Nicht immer wurden die Kerzen, die hier brennen, auch bezahlt: Opferlichter im Heiligenhäuschen bei Binsfeld. TV-Foto: Rudolf Höser

Binsfeld. Seit zwölf Jahren pflegen der Rentner Karl Valerius und seine Frau Franziska das Binsfelder Heiligenhäuschen ein Stück außerhalb des Orts an der Bundesstraße Richtung Spangdahlem. Sie reinigen die vielbesuchte Kapelle, erneuern den Blumenschmuck und füllen die Kerzen auf dem Ständer vor der Marienfigur mit dem toten Jesus im Arm immer wieder auf. Täglich kommen sie mindestens einmal dort vorbei.

Vergangene Woche machten die beiden eine unschöne Entdeckung. Alle Kerzen brannten. Von den 50 Cent, die pro Kerze verlangt werden, war im Opferstock jedoch nichts zu finden. Vier Mal in einer Woche ging das so. 100 Opferlichter wurden verbraucht. Zuvor war so etwas nur vereinzelt aufgetreten.

Franziska Valerius sagt: "Wir waren erschrocken und haben uns auch geärgert. Für die Gemeinde bedeutet das einen Verlust." Die Ortsgemeinde kauft die Kerzen ein und verkauft sie mit einem Aufschlag von etwa 20 bis 30 Cent. Mit dem eingenommenen Geld wird das "Bildchen", wie das Heiligenhäuschen auch genannt wird, renoviert und der Blumenschmuck erneuert. Auch die Beete beim Häuschen hatten in der jüngsten Vergangenheit gelitten. Karl Valerius führt das jedoch nicht auf Vandalismus zurück. "Die Beete waren zertrampelt, und es gab Radspuren, vielleicht ist da jemand mit dem Kinderwagen durchgefahren."

Ortsbürgermeister Walter Faber hat die Bürger auf der Homepage der Gemeinde dazu aufzurufen, Auffälligkeiten rund um das Heiligenhäuschen zu melden. Er will dem Treiben dort ein Ende setzen. Faber: "Der oder die Täter scheinen sich sehr sicher zu fühlen, weil das regelmäßig geschieht." Doch auch er hat keine Idee, wer dahintersteckt.

Klar ist hingegen, dass viele Menschen zum Teil regelmäßig zum Beten und Danksagen zum Heiligenhäuschen kommen. Franziska Valerius: "Vergangenen Sonntag haben 40 Opferlichter gebrannt." Pro Jahr werden 5000 Kerzen gebraucht. Auch eine Reihe von kleinen Tafeln, in die "Maria hat geholfen" eingraviert ist, zeugen von einer großen Anzahl an Besuchern. Extra Geschichte und Sage Das Heiligenhäuschen bei Binsfeld wurde 1905 erbaut. Es ist laut Lothar Schmidt, dem Vorsitzenden des Vereins zur Förderung der Heimat- und Kulturpflege, die zweite Kapelle an dieser Stelle. Errichtet wurde sie von einer Familie Heinz, die 1846 in die USA ausgewandert war. Bei einem Heimatbesuch bedankte sie sich mit der Kapelle dafür, dass es ihr so gutging. Die erste Kapelle stammt der Sage nach von einem Viehhirten. Er wurde beim Viehhüten von einem schweren Schauer überrascht und flüchtete in einen hohlen Baum. Die Muttergottes dort nahm er mit den Worten heraus: "Du kannst auch mal im Regen stehen." Nach dem Schauer schaffte er es erst aus dem Loch wieder heraus, als er gelobte, eine Kapelle zu bauen. (mai)

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