Und er geht immer noch in die Luft

Landscheid · Den Traum vom Fliegen wie ein Vogel hat der gelernte Schreiner Günter Follmann schon vor mehr als 50 Jahren wahr gemacht, als er das erste Mal in einem Segelflieger abhob. Jetzt hat er sich einen weiteren Traum erfüllt und sich selbst einen Ultraleicht-Motorsegler gebaut.

 Nur noch ein paar Feinarbeiten hat Günter Follmann an seinem Motorsegler zu machen, bevor er sich zum Start nach Büchel aufmacht. TV-Foto: Ute Kuhnen

Nur noch ein paar Feinarbeiten hat Günter Follmann an seinem Motorsegler zu machen, bevor er sich zum Start nach Büchel aufmacht. TV-Foto: Ute Kuhnen

Landscheid. Manchmal bedarf es eines Zufalls, dass sich ein langjähriger Traum erfüllt, so wie bei Günter Follmann. Der 72-jährige rüstige Rentner und ehemalige Inhaber des Luftfahrttechnischen Betriebes (LTB) in Landscheid hat sich seinen eigenen Ultraleicht-Motorsegler selbst gebaut.
Und das kam so: Nachdem er jahrzehntelang für andere Flieger gebaut, gewartet und repariert hatte, begann er vor drei Jahren mit seinem ganz persönlichen Werk. Eine Firma beauftragte ihn, einen Flieger zur Flugerprobung zu testen.
Der Einsitzer war nicht mehr flugtauglich und konnte somit auch nicht zugelassen werden. Der Auftraggeber wurde zwischenzeitlich zahlungsunfähig, und so entschloss sich Follmann kurzerhand, daraus sein "eigenes Ding" zu basteln. Er machte Pläne, ersetzte die Flügel komplett und tauschte den ebenfalls mangelhaften alten Rumpf gegen einen neuen aus. Dabei unterstützte ihn ein Mitarbeiter des LTB, der sich um die aerodynamische und statische Berechnung kümmerte.
Herausgekommen ist nun ein komplett neuer Motorsegler mit 300 Kilogramm Tragkraft und einer Höchstgeschwindigkeit von 180 Stundenkilometern. Stolz sagt der gelernte Schreiner, ausgebildete Fluglehrer und Prüfer für Luftfahrtgeräte: "Das ist ein Flieger nach meinen Vorstellungen - genauso wie ich ihn immer haben wollte."
Dass er sich diesen Wunsch nicht eher erfüllen konnte, lag auch daran, dass er als Firmeninhaber keine Zeit hatte. Er bemerkt: "Als Rentner habe ich jetzt mehr Zeit, früher ging die Arbeit, die bezahlt wurde, vor."
Er fügt schmunzelnd hinzu: "Und was das Fliegen betrifft, das kennt keine Altersbegrenzung. Solange ich durch die jährliche Gesundheitsuntersuchung komme, fliege ich."
Die Premiere des Modells "Eigenbau" haben beide vor kurzem auf dem Flughafen in Büchel unbeschadet überstanden.
Darüber freut sich auch Ehefrau Hannelore, die ihren "Überflieger" in seinem Tun immer unterstützt hat. Sie sagt: "Das ist nun mal sein Hobby, und ich gönne es ihm." Angst habe sie keine, wenn er mit 72 Jahren noch in die Luft geht - im Gegenteil. Sie ist überzeugt: "Anscheinend hält die Fliegerei jung und fit."
Aber nicht nur mit Gefährten in der Luft kennt sich der gebürtige Landscheider bestens aus. Über 120 Händlerwagen hat er bis vor etwa 15 Jahren, teilweise mit Hilfe seines Vater, gebaut. Einige davon sind heute noch auf Deutschlands Straßen unterwegs. uku
Extra

Motorsegler bedeutet, dass der Flieger auch noch ohne Motorkraft im Segelflug betrieben werden kann. Bei einem ultraleichten Segler darf das Abfluggewicht bei einem einsitzigen Flugzeug 322,5 Kilogramm und bei einem doppelsitzigen 472,5 Kilogramm nicht überschreiten. Technische Daten: Einsitzer UL Motorsegler Tragkraft: 300 Kilogramm Spannweite: zwölf Meter Leergewicht: 210 Kilogramm Länge: 6,60 Meter Höhe: 1,15 Meter Höchstgeschwindigkeit: 180 Stundenkilometer Gleitzahl: 1: 28 Motor: ca. 32 PS Höchstgeschwindigkeit mit Motor: 120 Stundenkilometer uku

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