"Und ich bin trotzdem Landwirt geworden"

Thalfang · Die parallel zum "Letzten Markt" in Thalfang stattfindende Bauerntagung wartet mit einer Neuheit auf: Verbraucher sind eingeladen. Ziel ist es, Verständnis für die Rolle der Landwirte zu wecken. Bauern, Politiker und Wirtschaftsvertreter debattieren bei einer Diskussionsrunde über Aspekte des Miteinanders.

Thalfang. Diesmal wollen es die Bauern anders machen. Seit Jahren findet die Bezirkstagung des Bauern- und Winzerverbands in Thalfang als eine geschlossene Veranstaltung zusammen mit dem "Letzten Markt" statt. Das Datum, der kommende Samstag, bleibt. Aber: In diesem Jahr sollen auch die Verbraucher in die Festhalle kommen. Das Motto heißt "Bauer sucht Verbraucher - Chancen und Risiken der Landwirtschaft im Hunsrück". Technisiert und hochmodern

Ziel der Tagung ist es, mit den häufig veralteten Vorstellungen von Landwirtschaft aufzuräumen. Technisierung prägt laut Manfred Zelder, Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbands, den hochmodernen Beruf. Zelder: "Ein Verbraucher isst und trinkt nicht nur gut und billig, er sollte auch die Arbeitsweise der Bauern verstehen." Ihm solle klar sein, wie viel Arbeit in der Fleischproduktion stecke, was tiergerechte Haltung bedeute und warum ein Landwirt oft noch abends arbeite.Warum er trotz vieler Widrigkeiten Landwirt geworden ist, erklärt Björn Faller vom Idarhof aus Kleinich bei der Tagung. Der 26-Jährige bewirtschaftet mit seinem Vater 200 Hektar Fläche. Zum Hof gehören 70 Milchkühe und eine Biogasanlage. Faller möchte mit der Bevölkerung im Einklang leben. "Dazu gehört, dass ich erst den Wetterbericht schaue, bevor ich Gülle auf die Felder ausbringe", sagt er. Wenn es kurz darauf regnet, sickert die Gülle besser ein, Gerüche werden reduziert.Die Vielseitigkeit seines Berufs hat es dem Landwirtschaftsmeister angetan. "Landwirtschaft ist mehr als Traktor fahren und Vieh füttern", sagt er. Die Felder zu bestellen, das Getreide heranreifen zu sehen und dann zu ernten, das sei ein Erfolgserlebnis. Dazu kommt das Management: Pflanzenschutzmittel oder Medikamente für kranke Kühe, alles muss dokumentiert werden. Risiken müssen beachtet werden.Die Betriebe sind heute größer und arbeitsintensiver als früher. "Wer als Landwirt überleben will, muss entweder wachsen und Mitarbeiter einstellen oder sich spezialisieren", sagt Faller.Beruf mit Zukunft

Der Beruf hat in seinen Augen auf jeden Fall Zukunft: "Es gibt immer mehr Menschen, und alle wollen ernährt werden." Zudem gebe die Energiewende mit der Förderung regenerativer Energien die Gelegenheit, sich mit Biogas ein zusätzliches Standbein aufzubauen.776 Bauern gibt es im Kreis Bernkastel-Wittlich, etwa 150 davon im Hunsrück. Ihre Schwerpunkte: Milch, Rindfleisch, Getreide, Schweine. Manfred Zelder schätzt die Situation der Landwirte generell als schwierig ein. Die Jahresgespräche zwischen Molkereien und Lebensmittelkonzernen seien "nicht positiv" verlaufen, so dass keine höheren Milchpreise zu erwarten seien. Gleichzeitig würden die Kosten für Dünger und Futter steigen. Auch im Schweinesektor stimmten die Preise nicht. Hinzu käme die anhaltende Reduzierung der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen durch regenerative Energien wie Biogas und Windkraft, durch die Zunahme von Ausgleichsflächen und die europäische Stilllegungspolitik. Zelder: "Das Bewusstsein der Menschen für die Situation der Bauern muss verstärkt werden. Wir sichern die Zukunft des ländlichen Raums und brauchen dazu die Unterstützung der Gesellschaft."Im Mittelpunkt der Tagung, die vom Dachverband der Landwirte erstmals zusammen mit der Verbandsgemeinde und der Ortsgemeinde Thalfang ausgerichtet wird, steht eine Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Landwirtschaft und Politik, darunter Landrat Gregor Eibes. Fragen sind erwünscht bei der von TV-Redakteur Dieter Lintz moderierten Runde.Extra

Tagung des Bauern- und Winzerverbands: - 10 Uhr Begrüßung Manfred Zelder, Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes und Hans Dieter Dellwo, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thalfang - Kurzvorträge von: Stefanie Sakwerda, Geschäftsführerin des Bauern- und Winzerverbandes mit aktuellen Zahlen, Daten und Fakten Landwirt Björn Faller, Kleinich: "... und ich bin trotzdem Landwirt geworden." Karl-Heinz Engel, Hauptgeschäftsführer der Hochwald Nahrungsmittelwerke: "Milchwirtschaftliche Produkte aus dem Hunsrück in alle Welt" Ralf Becker, Vorsitzender Regionalinitiative Ebbes von Hei!, zu Möglichkeiten der regionalen Vermarktung - Podiumsdiskussion mit Fragen aus dem Publikum mit Karl-Heinz Engel, Björn Faller, Landrat Gregor Eibes, Hans-Dieter Dellwo und Manfred Zelder, Moderation: TV-Redakteur Dieter Lintz - Infostände: Landjugend und -frauen, Winzer, Urlaubsregion Thalfang am Erbes-kopf, Regionalladen - Sinnessachen, Hochwald Nahrungsmittelwerke, Ebbes von Hei!, Maschinenring mit zwei Maschinen

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