Und was ist mit St. Paul?

Wittlich · Landesweit einmaliges Mehrgenerationendorf, Sternehotel, Biergarten, TCM-Klinik: Daraus ist in St. Paul bei Wittlich noch nichts geworden. Auf Nachfrage nach dem Sachstand kündigt Bürgermeister Joachim Rodenkirch an, bald sei Spatenstich für 60 bis 80 Wohneinheiten. Das sei aber noch nicht spruchreif.

 St. Paul in Wengerohr ist seit fünf Jahren Autobahnkirche und war damals die 37.in Deutschland. Nun hat die Konferenz bei ihrer Tagung in der Region die 43. und 44. Kirche genehmigt. TV-Foto: Klaus Kimming

St. Paul in Wengerohr ist seit fünf Jahren Autobahnkirche und war damals die 37.in Deutschland. Nun hat die Konferenz bei ihrer Tagung in der Region die 43. und 44. Kirche genehmigt. TV-Foto: Klaus Kimming

Wittlich. Für die Missionare ist die Mission Kirchen- und Immobilienverkauf erledigt. Sie hatten seit 2004 versucht, einen Käufer für St. Paul zu finden. Und Kirche traf auf Kapital: 2007 hieß es, man habe Interessenten für das Klostergelände gefunden und sich finanziell geeinigt.
Immerhin wollten die Steyler Missionare ihren Immobilienbesitz nicht an irgendwen abgeben. Damals war zu hören, sie hätten "cash verkaufen können zu einem entscheidend höheren Preis", aber man habe Nutzungen etwa durch Sekten oder gar den Betrieb eines Edelbordells vermeiden können.
Das haben die Missionare erreicht: Die Neubauten des stetig größer werdenden Seniorenheims oder die Umwandlung der Missions- in eine Autobahnkirche sind Folgenutzungen.
Doch das die Anlage prägende Hauptgebäude steht leer. Alle Jahre wieder gibt es große Pläne dafür: Therapiezentrum, Sternehotel sollte es werden, daneben Gastronomie mit Bierbrauerei und so weiter: Alles nichts geworden.
Dafür wurden Neubauten hochgezogen, die sich für Investoren rechnen: etwa das Seniorenheim St. Paul. Hinter der Klosteranlage auf ehemals freiem Feld wird ebenfalls fleißig gebaut. Bislang ist es bei konventionellen Häusern geblieben.
Dabei sollte auf dem Gelände ein Vorzeigeprojekt entstehen: Der Begriff Mehrgenerationendorf geistert nicht nur seit Jahren durch die Debatten. Es gibt auch einen engagierten Verein, der sich genau für diese Wohnform starkmacht. Finanziell allerdings müssten sich dafür auch Investoren starkmachen. Gibt es dazu Neuigkeiten?
Der Wittlicher Stadtrat, der das Projekt seit Jahren mit Beschlüssen begleitet und damit erst möglich gemacht hat, weiß nicht genau, wann seine Beschlüsse zum Mehrgenerationenwohnen umgesetzt werden.
So fragte Adelheid Wax, Grüne, in der Stadtratssitzung: "Gibt es denn etwas Neues, was St. Paul betrifft?"
Bürgermeister Joachim Rodenkirch sagte: "Es ist noch nicht spruchreif, aber demnächst soll Spatenstich für 60 bis 80 Wohneinheiten für Mehrgenerationenwohnen sein." Das Bauprojekt werde "genau das abbilden, was wir gefordert haben. Das Mehrgenerationenwohnen ist auf dem Weg. Ansonsten sind fast alle Grundstücke verkauft." Nur für das Klostergebäude gebe es noch keinen Investor, was auch an den Auflagen des Denkmalschutzes liege.
Auch halte sich die Entwicklungsgesellschaft "aus gemachter Erfahrung mit vollmundigen Erklärungen zurück". Michael Praeder, CDU, erinnerte daran: "Damals hat die überwiegende Mehrzahl die Entwicklung besonders wegen des Erhaltes der Gebäude vorne beschlossen. Man hat den Eindruck, dass dort überhaupt nix läuft." Er wünsche sich dazu "konkrete Infos".
Und Rudolf Bollonia, Grüne, merkte zu den nicht spruchreifen Neuigkeiten zum Wohnungsbau an: "Da bin ich ja sehr skeptisch. Das sehe ich nicht auf uns zukommen." Was denn das Projekt von anderen Mehrfamilienbauten unterscheide? Der Bürgermeister räumte ein: "Wer dann einmal da drin wohnt, da können wir natürlich nichts ausrichten."Extra

Der Bürgerverein Generationendorf St. Paul und die Grundstücksentwicklungsgesellschaft (GEG) St. Paul GmbH & Co. KG stehen hinter dem Mehrgenerationenprojekt. Auf ihrer Homepage werben sie für den Neubau mehrerer Mehrfamilienwohnhäuser: "Derzeit werden rund 70 Wohneinheiten geplant und umgesetzt. Wachstum nicht ausgeschlossen." sos

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