Und wieder schließt eine Dorftankstelle - In Reil gibt es keinen Sprit mehr zu kaufen

Reil · Im Moselort Reil geht eine Ära zu Ende. Mehr als 60 Jahre gab es dort die Tankstelle Thomas. Am 31. Dezember war Schluss. "Es lohnt sich einfach nicht mehr", sagt Bernd Thomas.

 Hermann Heimes(rechts) aus Pünderich ist einer der letzten Kunden der Tankstelle Thomas in Reil. Christiane Thomas, Maria Thomas und Bernd Thomas (von links) geben die Tankstelle auf. TV-Foto: Winfried Simon

Hermann Heimes(rechts) aus Pünderich ist einer der letzten Kunden der Tankstelle Thomas in Reil. Christiane Thomas, Maria Thomas und Bernd Thomas (von links) geben die Tankstelle auf. TV-Foto: Winfried Simon

Foto: Winfried Simon (sim) ("TV-Upload Simon"

Reil. Sein Vater Manfred hat Sprit verkauft, Großvater Wilhelm ebenfalls. Die kleine Tankstelle von Bernd Thomas in der Reiler Bergstraße ist eine Institution im Dorf. Die meisten Reiler haben dort ihr Fahrzeug betankt, ebenso zahlreiche Kunden aus den umliegenden Orten wie Enkirch, Burg, Pünderich und Briedel. Viele waren Stammkunden - vor allem die Winzer, die auf dem Weg in den Weinberg ihre Schlepper dort mit Diesel befüllten. Jetzt müssen sie weite Wege in Kauf nehmen - bis nach Zell, Bengel oder Traben-Trarbach.100 000 Euro investiert


Bernd Thomas und Ehefrau Christiane haben 1990 die Tankstelle übernommen. Gegründet wurde sie Anfang der 1950er Jahre von Großvater Wilhelm.
Rund 100 000 Euro haben die jungen Leute vor 25 Jahren in neue Technik investiert. Vor allem die Umweltauflagen gehen richtig ins Geld.
"An den Kunden hat es nicht gelegen, dass wir nun schließen", sagt Bernd Thomas. "Wir hatten zuletzt einen stabilen Umsatz." Zwei Cent verdient er am Liter Sprit. Doch was ihm und den vielen anderen kleinen Tankstellenbetreibern zu schaffen macht, sind die ständig steigenden Kosten für Versicherungen, Tüv-Prüfungen, Zollamt und Personal. "Mein Steuerberater hat mich schon vor zwei Jahren gefragt: Warum tust du dir das an?", sagt der 49-Jährige.
Die Entscheidung ist ihm und seiner Frau nicht leicht gefallen. "Wir haben sozusagen mit der Tankstelle gelebt", sagt Christiane Thomas. Werktags von 7 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 8 bis 18 Uhr geöffnet - das bedeutet wenig Freizeit. Zwei Aushilfskräfte haben im Laden mitgeholfen. Der Kassenraum ist gerade mal 14 Quadratmeter groß. Vor der Theke steht ein Regal, gefüllt mit Süßigkeiten, auf dem Tresen liegen Zeitungen und Zeitschriften, und im Wandregal sind Tabakwaren einsortiert. Auch diesen Laden gibt es nun nicht mehr. Die Tankstelle war für das Ehepaar stets ein Nebenverdienst, denn KFZ-Meister Bernd Thomas führt eine freie Werkstatt, die natürlich weiter bestehen bleibt. Christiane Thomas, die fast jeden Kunden persönlich kennt, will sich nun einen anderen Job suchen.
25 Tankstellen gibt es derzeit noch im Kreis Bernkastel-Wittlich, in den 1960er und 1970er Jahren waren es drei Mal so viele. Und das Sterben der kleinen Dorftankstellen wird sich wohl fortsetzen. Immer weniger, dafür immer größer und unpersönlicher - das ist schon seit langem der Trend. Das gilt auch für Bäckereien, Metzgereien und Lebensmittelläden. In Reil gab es mal sechs Lebensmittelgeschäfte - noch eines ist bis heute übrig geblieben.

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