Unfreiwilliger Umzug der Patienten

MANDERSCHEID. Die Sanierung der Eifelklinik war sowieso vorgesehen, nun wird sie vorgezogen. Denn Schäden an den Zwischendecken des Hauptgebäudes machten die Umquartierung von rund 140 Patienten nötig.

In Zimmer 529 der Eifelklinik ging es los: Risse in der Decke, Hohlräume. Trotz Sachverstand im Haus beauftragte der Klinikträger, die Landesversicherungsanstalt (LVA) Rheinprovinz, einen externen Gutachter. Seine Empfehlung: den betroffenen Gebäudeteil räumen. Das hieß: 128 Patientenräume, vier Speisesäle, ein Diagnostik- und mehrere Therapieräume sind erst einmal tabu. Bereits am vergangenen Freitag verließen daraufhin 66 Patienten aus akut gefährdeten Räumen die Klinik mit dem psychosomatischen Schwerpunkt. Weitere 44 wurden in ein Nebengebäude verlegt. Später reisten noch einmal 29 Rehabilitanden ab; für einige war auch der Zerfall ihrer Therapiegruppe ein Abreisegrund."Die Leute haben besonnen reagiert"

Bei einer Pressekonferenz ge-stern erklärte Annegret Kruse, Mitglied der Geschäftsführung der LVA Rheinprovinz: "Alle Patienten werden schnell und unbürokratisch an geeignete Häuser vermittelt. Eine Anrechnung der bisherigen Reha-Dauer erfolgt nicht, auch beim Übergangsgeld werden wir großzügig verfahren." Der Umzug der Patienten sei geordnet verlaufen, die Leute hätten besonnen reagiert. Die Patienten der Eifelklinik kommen zum Großteil aus den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf. Da die LVA laut Kruse nur wenige Häuser mit Schwerpunkt Psychosomatik besitzt, kommen für die Patienten nun auch andere Kliniken in Frage, wie Belegkliniken in Nordrhein-Westphalen oder im Schwarzwald. Probleme aufgrund einer eventuellen Distanz sieht Kruse nicht: "Abstand von zu Hause ist in der psychosomatischen Therapie in der Regel hilfreich."130 neue Einzelbetten sollen gebaut werden

Aufgrund des Schadensfalls wird die für 2006 vorgesehene Sanierung des 180-Bettenhauses nun vorgezogen. Mit der Sanierung soll zudem eine Erweiterung einhergehen: Zwei Nebenflügel mit 30 Einzelzimmern sowie eine Küche und ein Speisesaal sollen neu entstehen. Kostenpunkt: 17,6 Millionen. Da diese Arbeiten europaweit ausgeschrieben werden müssen, rechnet Kruse mindestens mit einem Jahr bis zumindest die Sanierung abgeschlossen ist. In den vergangenen Jahren war die Eifelklinik laut Verwaltungsdirektor Thomas Kaut immer zu 97 bis 98 Prozent ausgelastet. Was bedeutet es für die 130 Mitarbeiter, wenn ein Jahr lang 128 Betten weniger betrieben werden können? "Niemand ist von Kündigung bedroht", sagte Kaut. Die etwa 25 befristeten Verträge würden allerdings überprüft. Ansonsten behelfe man sich damit, dass alte Urlaube aufgebraucht werden müssten und Arbeitszeitkonten eingerichtet würden. 41 Jahre ist die Eifelklinik nun alt. Hätte der Schaden nicht vorher auffallen müssen? Dazu meinte Peter Buciek, Leiter der Bauabteilung der LVA Rheinpfalz: "Auch uns hat es sehr überrascht, wie akut die Sache war; regelmäßig finden Begehungen statt." Aber Risse in der Decke seien nun mal etwas ganz normales. Zudem investiere die LVA jährlich 500 000 Euro für Sanierungsarbeiten. Trotz des "bedauerlichen Vorfalls" sieht Annegret Kruse von der Geschäftsführung die Zukunft der Eifelklinik positiv. "Psychosomatische und orthopädische Beschwerden sind Zeitseuchen vor allem der arbeitenden Bevölkerung. Da sehen wir einen hohen Bedarf." Die Erweiterung der Klinik diene außerdem dazu, die Fixkosten zu senken und so den Bestand der Klinik zu gewährleisten. Die Patienten der Eifelklinik sind keine Akutfälle, ihre Reha-Behandlung dauert im Schnitt drei bis vier Wochen. Behandelt werden Krisen unterschiedlichster Art: wegen Mobbing, Arbeitslosigkeit, Trennung oder Tod. Auch frauenspezifische Probleme wie unerfüllter Kinderwunsch oder Wechseljahre sind ein Schwerpunkt.

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