Ungeduldiges Warten auf medizinische Hilfe

Rund 80 Menschen haben am Samstag bei einer Holzversteigerung miterlebt, wie ein Mann um sein Leben kämpft. Notarzt und Sanitäter konnten bei ihrem Eintreffen nicht mehr helfen. 30 Minuten habe es gedauert, bis ein Rettungswagen vor Ort war, sagten Augenzeugen. Das bestreitet Udo Horn vom DRK-Rettungsdienst.

Morbach/Hinzerath. André Zingler aus Gonzerath wird den vergangenen Samstagmorgen nicht so schnell vergessen. Mit einem Nachbarn hat der Maschinenführer im Revier Hinzerath an einer Versteigerung teilgenommen, um Brennholz für den heimischen Ofen zu erwerben. Kurz nach der Begrüßung von Förster Hans-Jörg Dröschel stürzte ein älterer Mann zu Boden und wurde bewusstlos. Anwesende leisteten Erste Hilfe. Wenig später begannen sie mit Wiederbelebungsmaßnahmen, berichtet der TV-Leser.

Rettungspunkte dienen der Orientierung



Noch bevor er selbst zum Handy greifen konnte, wurde ein Notruf mit Angabe des Rettungspunktes abgesetzt, schildert der Förster.

Das sind Punkte im Wald, die die Orientierung erleichtern sollen. Auf ihn hat Dröschel die rund 80 Anwesenden kurz zuvor hingewiesen.

Er sorgt nach eigenen Angaben dafür, dass jemand auf dem Forstweg bis zur rund zwei Kilometer entfernten Landstraße 160 zwischen Morbach und Bruchweiler fährt, um bei der eventuellen Suche nach dem richtigen Forstweg zu helfen. Auch einem Hubschrauber soll eine Landung erleichtert werden. Männer mit Leuchtwesten begaben sich auf eine nahe gelegene Wiese, um auf den möglichen Landepunkt hinzuweisen. Ein Helikopter kam allerdings nicht.

DRK: 15-Minuten-Frist gilt nicht für Standorte im Wald



Ein Rettungswagen, so die übereinstimmende Aussage von Zingler und Dröschel, sei erst nach mindestens einer halben Stunde eingetroffen. Die Einsatzkräfte konnten dem Mann nicht mehr helfen. Niemand wisse, ob der Mann bei einem schnelleren Eingreifen noch leben könnte, sagt Zingler.

Dennoch ist es aus seiner Sicht "unhaltbar", dass die Anfahrt so lange gedauert hat.

Beim zuständigen DRK-Rettungsdienst gGmbH Eifel-Mosel-Hunsrück bedauerte Leiter Udo Horn aus Daun auf TV-Nachfrage den Todesfall. Den geschilderten Vorgang selbst bestätigte er nur teilweise.

In der Regel soll innerhalb von 15 Minuten ein Rettungsdienstfahrzeug vor Ort sein. Ein Rechtsanspruch lasse sich daraus allerdings nicht ableiten. Von der Alarmierung bis zur Ankunft sind laut Horn in diesem Fall keine 30, sondern 20 Minuten vergangen.

Dass diese Zeit manchem Augenzeugen erheblich länger vorgekommen sei, dafür hat er allerdings Verständnis.

Rettungshubschrauber ersetzt fehlenden Notarzt



Die Frist gilt laut Horn nur für das am nächsten stationierte Fahrzeug. In dem Fall ist es das Morbacher.

Die dortigen Sanitäter seien allerdings durch einen anderen Notfall gebunden gewesen. Stattdessen habe die Leitstelle ein Fahrzeug aus Büchenbeuren alarmiert.

Keinesfalls gelte die 15-Minuten-Regel für Orte im Wald. Parallel sei der Rettungshubschrauber Christoph 10 nach Morbach beordert worden, weil der dortige Notarzt lediglich von 19 Uhr abends bis 7 Uhr morgens zur Verfügung steht.

Wegen Nebels habe der Helikopter allerdings nicht im Wald landen können. Stattdessen kam er in Morbach herunter. Auch die dortige Feuerwehr engagierte sich beim Rettungseinsatz. Wehrleute fuhren den Notarzt vom Feuerwehrgerätehaus bis in den Wald, um das Leben des Mannes zu retten. Vergeblich.

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