Friedhof in Wittlich Gießkannen, leere Blumenkübel: Wenn der Ort der letzten Ruhe in Unordnung gerät

Wittlich · Eine 68-jährige Wittlicherin, die das Grab ihres Mannes auf dem größten Friedhof der Stadt Wittlich pflegt, regt sich maßlos über Utensilien auf, die andere Friedhofsnutzer dort um Gräber herum deponieren.

 Wenn Resi Weinandy das Grab ihres verstorbenen Mannes Theo Weinandy auf dem Wittlicher Friedhof in der Burgstraße aufsucht, dann packt sie die Wut, weil andere Trauernde dort so viele Gegenstände hinter den Grabsteinen der Verstorbenen horten.

Wenn Resi Weinandy das Grab ihres verstorbenen Mannes Theo Weinandy auf dem Wittlicher Friedhof in der Burgstraße aufsucht, dann packt sie die Wut, weil andere Trauernde dort so viele Gegenstände hinter den Grabsteinen der Verstorbenen horten.

Foto: Christian Moeris

Blumenschmuck ziert die Gräber. Reichlich Bäume säumen die Wege. Bis auf das Vogelgezwitscher herrscht Stille. Wittlichs zentraler und größter Friedhof in der Burgstraße mit 2700 Grabstätten ist ein Ort der Ruhe, des Friedens und obendrein eine grüne Oase inmitten der Stadt.

Das Problem Doch wenn die 68-jährige Wittlicherin Resi Weinandy an das Grab ihres 2011 verstorbenen Mannes Theo Weinandy tritt, kann sie dort seit geraumer Zeit keine Ruhe mehr finden. „Das liegt an diesem entsetzlichen Unrat“, sagt sie, den viele Angehörige von Verstorbenenen der umliegenden Gräber dort lagern und horten würden.
Wer sich auf dem kleinen Gräberfeld im hinteren Friedhofsbereich, wo Weinandys Mann seine letzte Ruhe gefunden hat, umblickt, dem springen zugegeben sofort viele Gegenstände ins Auge, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Gießkannen, Putzeimer, leere und übereinandergestapelte Blumenkübel sowie mehrere Säcke Blumenerde: Die Angehörigen einiger Verstorbenen horten dort um die Gräber herum allerhand Kram, den man im weitesten Sinne für die Grabpflege benötigt.  „Das hat sich allmählich so eingeschlichen“, sagt Weinandy, die mehrmals in der Woche das Grab ihres Mannes besucht. Ihrer Meinung nach gehören die Sachen dort nicht hin und wie sie sagt, werde durch die dadurch entstehende Unordnung „die Würde der Toten missachtet“. Denn in diesem Bereich auf dem Friedhof sehe es mittlerweile aus wie in einer Besenkammer. „Ich finde das gehört sich nicht. Es passt nicht zum Friedhof und ist kein schöner Anblick. Die Sachen gehören hier nicht hin. Der Friedhof ist kein Abstellplatz für Putzutensilien.“ Aufgrund ihrer Verärgerung habe sie sich auch schon bei der Stadtverwaltung beschwert, sagt Weinandy, mit der Bitte, die Utensilien um die Gräber zu entfernen. Doch die Stadt habe ihr mitgeteilt, dass sie keine Handhabe habe.

Das sagt die Stadt Aber kann das wahr sein, dass die Stadt auf dem eigenen Friedhof keine Handhabe hat und nicht für Ordnung sorgen kann? Der Trierische Volksfreund hat nachgefragt.  Sebastian Klein, Pressesprecher der Stadt Wittlich, antwortet: „Grundsätzlich ist das Abstellen von Gegenständen, die im Zusammenhang mit der Grabpflege verwendet werden, zwar nicht schön, aber auch nicht verboten.“ Deshalb könne die Stadt die für die Grabpflege zuständigen Angehörigen auch lediglich darum bitten, Gießkannen, Blumenvasen, Putzeimer, Werkzeug oder andere Gegenstände nicht außerhalb der Grabstätten abzustellen.

Die Friedhofssatzung sehe in dieser Angelegenheit keine entsprechende Ordnungswidrigkeit vor. Klein: „Erst wenn sich Friedhofsbesucher oder Nutzungsberechtigte nicht mehr der Würde des Ortes entsprechend verhalten würden, kann die Stadt mit Ordnungsmitteln reagieren.“ Allerdings sei die Stadt nicht untätig geblieben, sondern habe im Amtsblatt bereits einen Hinweis veröffentlicht, was nun erneut erfolgen soll.

Klein: „Zudem werden in Bereichen, in denen besonders viele Gegenstände hinter den Gräbern abgestellt werden, entsprechende Hinweisschilder aufgestellt.“ Letztlich werde an das selbstverantwortliche und der Würde des Ortes angemessene Verhalten appelliert, sagt Klein, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein müsse. Die „Nutzungsberechtigten“ der knapp 5000 Gräber auf den sechs Friedhöfen der Stadt persönlich anzuschreiben, sagt Klein, das würde hingegen einen unverhältnimäßigen Aufwand darstellen.

Reaktion Resi Weinandy findet die Antwort der Stadt „traurig“. Es habe Zeiten gegeben, sagt sie, „da sei jemand über den Friedhof gegangen, um dort nach der Ordnung zu sehen. „Wenn da mal eine Efeuspitze über die Grabumrandung gewachsen ist, da wurde man schon angeschrieben.“ Wenn sie die Situation heute sehe, könne das nicht wahr sein, sagt die 68-Jährige zum Aufwand, den die Stadt bewältigen müsse, sagt Weinandy: „Die Stadt muss ja nicht alle anschreiben, sondern nur die Angehörigen von diesem Friedhofsbereich, was ja bei 20 bis 30 Gräbern recht überschaubar ist.“ Sie sehe darin keinen großen Aufwand, sagt Weinandy. Ein Treffen mit allen Beteiligten vor Ort halte sie ebenso für sinnvoll. Weinandy: „Es kann nicht sein, dass es da weiterhin so aussieht wie auf einer Müllkippe.“

Meinung

Christian Moeris

Die Satzung sollte geändert werden

Der Stadtrat Wittlich sollte die Friedhofssatzung ändern und darin schlicht die Lagerung von Gegenständen um die Gräber verbieten. Der 39 Paragraphen lange Vorschriftenkatalog, der unzählige Details zur Errichtung und Pflege der Gräber auf den städtischen Friedhöfen regelt, sollte sich doch dahingehend ergänzen lassen. Wenn man unverrottbare Kunststoffe in der Trauerfloristik verbieten kann, dann sollte ein Verbot zum Abstellen von Putzeimern auch kein Ding der Unmöglichkeit sein.

c.moeris@volksfreund.de

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