Unter dem Schutz des Kurfürsten

"In höchstem Maße informativ und zugleich anschaulich umgesetzt." So oder ähnlich fielen die Kommentare der Teilnehmer des Seminars "Balduin und die Juden in Wittlich und im Erzstift Trier" aus, das im Dezember und Januar vom Emil-Frank-Institut unter Leitung von René Richtscheid veranstaltet wurde. Anlass war das 700. Jubiläum der Übernahme des Trierer Erzbischofsamtes durch Balduin von Luxemburg.

Wittlich. (red) Die Situation der Juden zur Zeit des großen Trierer Kurfürsten wurde dabei in das breite Spektrum der deutschen und europäischen Geschichte, eingeordnet. Balduin griff moderne Entwicklungen auf und bezog die erzbischöflichen Juden in seine Politik mit ein. Er baute das Erzstift Trier zu einem Flächenstaat aus, unterteilte ihn in Ämter und gründete dort Verwaltungssitze, die sich - wie im Falle Wittlichs - in der Folge von Dörfern zu Städten entwickelten.

Die Juden siedelte Balduin in diesen Orten ebenfalls an, um die hohen Investitionen, die die Errichtung von Stadtmauern und Befestigungen verursachten, finanzieren zu können. Dabei machte er sich die erste Vertreibung der Juden aus Nordfrankreich im Jahre 1306 zunutze. Anhand von hebräischen Fragmenten aus dem Kloster Klausen lässt sich sogar nachweisen, dass die ersten Juden in der Region offenbar tatsächlich aus Nordfrankreich stammten. Doch darin erschöpfte sich die Rolle der Juden in der Politik Balduins keineswegs. So waren beispielsweise bei den Wittlicher Juden Adlige verschuldet.

Zuweilen konnten sie ihre Raten nicht mehr aufbringen und sahen sich gezwungen, einen Teil ihrer Steuereinkünfte an die jüdischen Gläubiger zu verpfänden. Wenn sich hoch verschuldete Adlige weigerten, ihre Schulden gänzlich zu bezahlen, trat Balduin den Juden hilfreich zur Seite und zog die verpfändeten Güter ein, wobei er die Juden als Ausgleich wahrscheinlich finanziell entschädigte. Auf diese Weise gerieten die Besitzungen, die der ebenfalls bei Wittlicher Juden verschuldete Herr Hartrad von Schönecken an der Mosel hatte, in Balduins Besitz. Von da an war es nur noch ein kleiner Schritt, bis Juden die gesamte Finanzpolitik quasi als eine Art Finanzminister des Trierer Erzstiftes führten. Dieser Hochzeit jüdischen Einflusses setzten jedoch nicht nur in Wittlich die Pestverfolgungen von 1348/49 ein jähes Ende. Auch Balduin vermochte "seine" Juden nun nicht mehr in dem ausreichenden Maße zu schützen.

In dem Seminar stand neben der Aufarbeitung dieser Ereignisse und Entwicklungen auch die Vermittlung methodischer Herangehensweisen im Mittelpunkt.

Weitere Informationen zu dieser und weiteren Veranstaltungen des Emil-Frank-Instituts unter Telefon 06571/260124 oder im Internet unter www.emil-frank-institut.de.

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