Unterirdische Schätze für Touristen -Traben-Trarbacher Keller stadtgeschichtlich und touristisch von großer Bedeutung

Traben-Trarbach · Um 1900 war Traben-Trarbach hinter Bordeaux die zweitgrößte Weinhandelsstadt der Welt. Davon zeugen heute noch prächtige Häuser. Darunter sind große Weinkeller, in denen bis zu 800 Fässer gelagert werden konnten. 2008 wurden sie "wiederentdeckt" und haben sich zu einer Sehenswürdigkeit entwickelt.

 Ein Fass im Eingangsbereich begrüßt die Besucher der Unterwelt. TV-Fotos (3): Christina Bents

Ein Fass im Eingangsbereich begrüßt die Besucher der Unterwelt. TV-Fotos (3): Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Traben-Trarbach. Unter der Brücke zwischen Traben und Trarbach ist eine Touristengruppe unterwegs, und schaut sich den Brückenkeller an. Der Schiefergewölbekeller ist etwas ganz Besonderes: Er ist Teil der Traben-Trarbacher Unterwelt.

Diese Keller sind ein Zeugnis dafür, dass die Doppelstadt um 1900 zu den bedeutendsten Weinhandelsplätzen der Welt zählte. Insgesamt sind entlang des Trabener Moselufers 16 Keller, von denen elf besichtigt werden können. Jeder hat seinen eigenen Charakter und seine eigene Geschichte.TV-Serie Landmarke


Der Brückenkeller wurde 1899 gebaut, ist rund 70 Meter lang und hat acht hintereinanderliegende "Abteilungen" für je 14 Fuderfässer. Entstanden ist er, weil die Nachfrage nach Lagerkapazitäten für den Weinhandel damals stetig stieg, und man auch unter der Brücke einen Weinkeller anlegte.

Im Untergeschoss unter dem Moselschlösschen sind gleich mehrere Keller. In einem von Säulen getragenen, finden häufig Feierlichkeiten statt. Die Schieferwände sind gereinigt, die Säulen aus Basalt und Sandstein, der Schieferboden beleuchtet, und es stehen große silberne Kerzenleuchter auf den runden Tischen.
Verstaubte Flaschen und ein kleines Museumseckchen gibt es im Keller Bogner. Zu sehen ist dort ein niedriges Tonnengewölbe, an das sich zwei kleinere querlaufende Gewölbe anschließen. Für 100 Fuderfässer war hier Platz. Sie wurden nach Neuss gebracht und dort kam der Wein in Flaschen, wurde verkorkt und etikettiert. Heute wird der Keller für den Mosel-Wein-Nachts-Markt genutzt, da der größte Teil leer ist. Zudem inspiriert das ehemalige Weingut die Besitzerin Heidi Bogner zu besonderen Stücken: Sie bemalt Fassdauben mit Weinmotiven. 2008 kamen die Keller wieder ins Bewusstsein der Stadt und der Touristiker. Seitdem haben sie sich zu einem absoluten Renner entwickelt. Alleine an den wöchentlichen Führungen nehmen rund 80 Personen teil. Daneben gibt es Führungen auf Anfrage. Sehr beliebt ist auch der Mosel-Wein-Nachts-Markt in der Unterwelt, da er wetterunabhängig ist und ein besonderes Ambiente hat.

Zu einer Weinhandelsmetropole ist Traben-Trarbach geworden, weil das einflussreiche Geschlecht der Sponheimer zum Protestantismus konvertierte. Damals lebten viele Protestanten in den Niederlanden, Preußen sowie England, und sie kauften bei ihren Glaubensbrüdern an der Mosel. Zudem konnte der Wein über den Fluss transportiert werden, ab 1899 auch über die Schiene, denn eine Stichtrasse der Kanonenbahn, die Kaiser Wilhelm I. von Berlin nach Paris bauen ließ, machte Station in Bullay. So konnten die Fässer über zwei Wege befördert werden. Dieser Umstand führte auch zur Doppelstadt, denn Trarbach wollte ebenfalls die Vorteile der Schiene nutzen. Dazu musste man an den Bahnhof kommen, der an der anderen Moselseite lag. Deshalb entschied man sich für die Doppelstadt, die mit einer Brücke verbunden wurde.

Der Mosel-Wein-Nachts-Markt findet vom 25. November bis zum 18. Dezember, jeweils von freitags bis sonntags, statt. Vom 22. Dezember bis 3. Januar hat er täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet.
Extra

 Der Keller der Familie Bogner, rechts sieht man noch die einzelnen Abteilungen für besondere Weine.

Der Keller der Familie Bogner, rechts sieht man noch die einzelnen Abteilungen für besondere Weine.

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"
 Solche Fassdauben bemalt Heidi Bogner in ihrem Atelier.

Solche Fassdauben bemalt Heidi Bogner in ihrem Atelier.

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

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