Unterricht in Sachen Magie

Bitburg · Er hat seinerzeit die RTL-Show "The next Uri Geller" gewonnen. Der Berliner Jan Becker hat in Bitburg 250 Gäste mit seiner Magie-Show begeistert.

 Jan Becker nimmt Kontakt mit Johanna auf, die als Freiwillige aus dem Publikum auf die Bühne gekommen ist. Foto: Werner Pelm/Eifel Kulturtage

Jan Becker nimmt Kontakt mit Johanna auf, die als Freiwillige aus dem Publikum auf die Bühne gekommen ist. Foto: Werner Pelm/Eifel Kulturtage

Bitburg. Ein einzelner Scheinwerfer beleuchtet Jan Becker, wie er im schwarzen Gehrock ein Gedicht rezitierend durch das Publikum schreitet und auf die Bühne geht. Da steht der Mann, der mit seiner Magie-Show bundesweit für Aufsehen sorgt. Die Eifel Kulturtage haben ihn in die Stadthalle nach Bitburg geholt. Becker trägt an diesem Abend einen Vollbart. Aber seine typische Haartolle, die er auf seiner Glatze speziell herausfrisieren lässt, ist immer noch da. Sein Markenzeichen. Becker erzählt, wie im 19. Jahrhundert in den feinen Salons der Oberschicht hypnotisiert und verzaubert wurde, wie sich im Jahr 1882 dazu eine eigene Gesellschaft gegründet hat, die Royal Society of Psychical Research.
Gedankenlesen und Hypnose


In dieser Gesellschaft machten sich namhafte Wissenschaftler daran, Phänomene wie Gedankenlesen oder Hypnose zu erklären. Becker gibt seiner Show mit diesen Verweisen und Erklärungen Seriösität. Das will er schließlich auch mit seinen Kunststücken beweisen. Für Becker ist vieles erklärbar, was auf den ersten Blick magisch erscheint. Er beweist, dass Gedankenlesen möglich ist, indem man genau beobachtet. Zumindest meistens. Dazu rät er zum Beispiel Würfelzahlen oder lässt eine Frau aus dem Publikum sich farbige Punkte auf die Handfläche malen. Becker errät die Farbe, ohne auf die Hand zu schauen. Es brauche dazu eben äußerst scharfe Beobachtungsgabe. Menschen würden über ihre Atmung, ihr Augenblinzeln oder den Muskeltonus viel mehr preisgeben, als ihnen lieb sei. Aus diesen Informationen liest Becker heraus, welche Farbe es war oder welche Würfelzahl.
Nach diesen ersten Experimenten kommt ein Höhepunkt der ersten Halbzeit. Becker gibt einer Frau aus dem Publikum einen aufgeblasenen Luftballon in die Hand. Er lässt sich mit Klebeband die Augen verbinden, setzt noch eine zusätzliche Metallmaske darüber. Dann schickt er die Frau in den Saal. Sie solle sich an irgendeiner Stelle hinstellen, den Luftballon in beiden Händen halten, die Arme nach vorne ausgestreckt.
Becker, völlig blind, nimmt ein Messer in die Hand. Dem Publikum stockt der Atem. Dann geht er langsam, aber bestimmt, ohne sehen zu können, durch den Saal. Die Spannung steigt. Und da steht er auch vor Johanna, die den Luftballon in Händen hält. Vorsichtig bewegt er das Messer nach unten, und knall! Der Ballon platzt. Das Publikum macht sich mit tosendem Applaus Luft. Wie Becker Johanna gefunden hat, das erklärt er natürlich nicht im Detail. Vielleicht hat er ja ein Sonarsystem wie Fledermäuse? Da bleibt Raum für Spekulation - aber genau das macht die Show so spannend.
Im zweiten Teil beeindruckt Becker mit einer Massenhypnose. Und dazu stellt er fest, dass Hypnose eben nicht wie eine Narkose funktioniere. Tatsächlich würden die Menschen alles hören und fühlen, was um sie herum geschieht. Vor allem: Es sei wichtig, dass die Menschen sich freiwillig darauf einlassen. Und schon hat er ein rundes Dutzend Probanden auf der Bühne, die auf seinen Befehl - oder auch Wunsch? - einschlafen, den Arm hoch halten, sich nicht mehr bewegen können oder sich nicht an ihren Vornamen erinnern.
Nein - genau dieses Experiment gelingt nicht, denn Sebastian aus Bitburg bleibt standhaft und erinnert sich an seinen Namen. Das macht aber nichts. Das Publikum klatscht trotzdem, denn Becker überzeugt, eben auch damit, dass nicht jedes Experiment gelingen muss. Viel Applaus für einen spannenden Abend, der durchaus etwas länger hätte dauern können. hpl

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