Tiere Unterwegs mit der Rettungshundestaffel Eifel-Mosel: Hilfe auf vier Pfoten (Video)

Enkirch · Tierfreunde im Volksfreund: Gemeinsam mit ihren Herrchen und Frauchen suchen die Hunde der Rettungshundestaffel Eifel Mosel nach vermissten Personen. Sowohl die Tiere als auch ihre Halter brauchen dafür eine große Portion Idealismus.

Amy in voller Rettungs-Montur. Löst Frauchen Pia Schwaab die signalfarbene Leine, weiß die Hündin: Es geht los.

Amy in voller Rettungs-Montur. Löst Frauchen Pia Schwaab die signalfarbene Leine, weiß die Hündin: Es geht los.

Foto: TV/Lisa Bergmann

In einem Wald irgendwo bei Enkirch hocke ich zusammengekauert auf einem abgebrochenen Ast, meinen Mantel fest um mich geschlungen. Es ist kalt hier draußen, diese feuchte Kälte, die in jeden Winkel dringt. Wo ich genau bin, weiß ich nicht. Mein Auto steht ein gutes Stück weit weg von hier, auch ein Handy habe ich nicht dabei. Ich bin nicht sicher, ob ich alleine hier wieder rausfinden würde. Um mich herum knackt es immer wieder mal, wenn kleinere Tiere durch das Unterholz laufen. Wäre es nicht taghell an diesem frühen Januarnachmittag, würde ich mich jetzt ordentlich gruseln – die Nebelschwaden, die sich zwischen den Bäumen verfangen haben, machen die Sache nicht besser. Dann dringt plötzlich der Ton eines Glöckchens durch den Nebel. Bruchteile von Sekunden später taucht die Silhouette eines Hundes irgendwo weit hinten auf, wird immer größer und schärfer konturiert. Es ist Snooker, die da mit enormem Tempo auf mich zuläuft.

Snooker bildet zusammen mit Frauchen Miriam Siegel ein Team der Rettungshundestaffel Eifel-Mosel. Seit der Gründung 1996 sucht die Staffel nach vermissten Personen, überwiegend im Landkreis Bernkastel-Wittlich und in der Vulkaneifel. Etwa 40 Mal pro Jahr, schätzt Ausbilderin und Vorstandsmitglied Tanja Morscheit, geht es auf einen Einsatz. Zu jeder Tages- und Nachtzeit, wann immer ein Mensch verloren geht. Oft sind es ältere Menschen, die sich zum Beispiel aufgrund einer Demenzerkrankung verlaufen haben. Aber auch Kinder suchen sie oder Suizidgefährdete. „Wir wissen nie, was uns erwartet, ob wir die Person noch lebend antreffen oder nicht“, sagt Morscheit.

Hunde sind wegen ihrer feinen Nase prädestiniert für die Suche nach Vermissten. Ein Hund besitzt zwischen 125 und 220 Millionen Riechzellen – beim Menschen sind es fünf Millionen. Kleinste Duftspuren genügen, und Bello weiß, wo es lang geht. Die Tiere können auch den Geruch eines Menschen von anderen Düften sehr genau unterscheiden. Die sogenannten Trailer suchen gezielt nach einer bestimmten Person, während die Flächenhunde ein Gebiet nach Menschen absuchen. Letztere kommen nach Unglücken zum Einsatz, etwa wenn es nach Erdbeben Verschüttete gibt. Snooker ist ein Flächensuchhund. Sie durchkämmt gerade zu Trainingszwecken ein Gebiet im Enkircher Wald, so lange bis sie auf einen Menschen, in dem Fall mich, trifft. Ein fertig ausgebildeter Hund kann ein Gebiet von 30 000 Quadratmetern absuchen. „Ein Hund ersetzt so 70 menschliche Sucher“, erklärt Martina Dany, Hundeführerin und Pressewartin der Staffel. Das Glöckchen, das Snooker am Geschirr trägt, ist das sogenannte Falkner-Glöckchen. Es hilft, Hundeführer und Hund wieder zusammenzubringen. Denn viele Einsätze finden nachts statt, manchmal auch in unübersichtlichem Gelände.

Neben dem Glöckchen trägt Snooker auch eine orangefarbene kleine Weste mit einem Kreuz darauf. „Die soll das Opfer beruhigen, damit es den Hund nicht als Bedrohung empfindet, sondern weiß: Da ist jetzt Hilfe unterwegs“, sagt Tanja Morscheit.

Keine schlechte Idee, denn Snooker bellt mich lautstark an – so hat sie es gelernt. Sie signalisiert ihrem Hundeführer damit: „Achtung, hier ist jemand“. Im Einsatz macht sie das solange, bis ihr Frauchen zur Fundstelle kommt. Im Training wartet sie dagegen ab, bis ich als vermeintliches Opfer einen kleinen Beutel mit Futterstücken aus der Manteltasche ziehe. Den Unterschied zwischen Einsatz und Training kennen die Tiere übrigens sehr genau: „Wir sind im Einsatz angespannter als im Training. Das überträgt sich auf die Hunde“, sagt Martina Dany.

Mit dem Beutel im Maul flitzt Snooker zurück zu ihrem Frauchen. Erst jetzt bekommt sie ihre Belohnung. Die ist wichtig, denn für die Hunde ist die Suche ein Spiel. Damit sie die Lust am Spiel nicht verlieren, brauchen sie Erfolge. Viel Lob als positive Verstärkung, aber eben auch leckere Snacks halten die Motivation des Tieres über einen längeren Zeitraum aufrecht. Auch wenn es mal nicht so klappt: Die Hundeführer strafen oder schimpfen niemals, weder im Training noch im Einsatz. „Das ist ein bisschen wie bei kleinen Kindern, die lernen mit positiver Verstärkung ja auch besser“, sagt Tanja Morscheit. Und es gibt nicht einfach nur Kekse zur Belohnung, sondern Würstchen, Hähnchen oder Leberwurst aus der Tube – wahre Delikatessen aus Hundesicht: „Die Suche ist Hochleistungssport, da muss es schon was Besonderes sein. Das muss sich lohnen für den Hund“, sagt Martina Dany.

Die Hunde investieren viel Energie in die Suche nach Vermissten, aber auch die menschlichen Mitglieder, allesamt Ehrenamtler, der Staffel geben einiges. 800 Arbeitsstunden pro Jahr leisten die Mitglieder im Durchschnitt, schätzt Morscheit. Einmal in der Woche trainieren sie, einmal im Monat gibt es theoretischen Unterricht, im Karten- und Kompasslesen zum Beispiel. Dazu kommen die Einsätze. Die sind kostenlos, sowohl für den, der die Staffel alarmiert, als auch für die vermisste Person. Die Kommunen unterstützen bei einmaligen Anschaffungen. Regelmäßige Förderung gibt es nach Angaben des Vereins aber nicht. Er finanziert sich überwiegend über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Ihre Einsatzkleidung und die Unterhaltskosten des Hundes zahlen die Mitglieder jeweils selbst. Sie seien eben Idealisten, sagen die Hundeführer.

Hündin Finnja braucht viel Lob und positive Verstärkung um motiviert bei der Sache zu bleiben. Kein Problem für Pia Schwaab, Martina Dany und Miriam Siegel (von links).

Hündin Finnja braucht viel Lob und positive Verstärkung um motiviert bei der Sache zu bleiben. Kein Problem für Pia Schwaab, Martina Dany und Miriam Siegel (von links).

Foto: TV/Lisa Bergmann
Finnja war erfolgreich bei der Suche – und wird vom vermeintlichen Opfer Andrea Klein prompt mit Köstlichkeiten belohnt.

Finnja war erfolgreich bei der Suche – und wird vom vermeintlichen Opfer Andrea Klein prompt mit Köstlichkeiten belohnt.

Foto: TV/Lisa Bergmann

Und die Hunde sind sowieso mit Leidenschaft dabei. Sie jaulen und fiepen während der Trainingspausen vor Ungeduld in den Autos, bis sie endlich wieder auf die Suche gehen dürfen. Vielleicht wissen sie ja, wie wichtig ihre Aufgabe ist. Denn ich bin in meinem Versteck im Wald natürlich nicht hilflos, die Mitglieder der Staffel sind außerdem in Ruf- und Sichtweite. Wäre ich jetzt aber alleine unterwegs, verletzt oder orientierungslos, dann wäre Snooker meine Rettung.

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