Untreue-Prozess gegen Ex-Mitarbeiter der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues: Zähes Ringen mit Kassenbelegen

Bernkastel-Kues · Das Landgericht hat das Verfahren gegen einen Ex-Mitarbeiter der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues fortgesetzt. Ihm wird Untreue vorgeworfen.

Der Weg zur Wahrheitsfindung ist im Falle des 64-jährigen Angeklagten ein zähes Ringen mit Aktenbergen und sichergestellten Kassenunterlagen. Hat der ehemalige Mitarbeiter der Ordnungsbehörde öfter mal der VG Bernkastel-Kues heimlich zugegriffen oder nicht, wenn er Gebühren für Ausweise, Gaststättengenehmigungen oder amtliche Müllsäcke einzog oder eingegangenes Knöllchengeld verbuchte? Mit der Frage befasst sich weiterhin das Landgericht Trier. Der Vorwurf lautet auf Untreue.

Laut Staatsanwalt Dr. Nannen soll der Mann zwischen Dezember 2006 bis 2011 in 209 Fällen zugegriffen und dabei rund 70?000 Euro in die eigene Tasche geleitet haben. Dabei sei zunächst der Kassenbestand im Ordnungsamt durch Stornobuchungen reduziert worden. Die so gekürzte Summe habe der Mann dann an die Zentralkasse der VG abgeführt. Der Angeklagte, der auf 45 Jahre im Verwaltungsdienst zurückblicken kann, bestreitet dies. Dreh- und Angelpunkt des Verfahrens ist das elektronische Kassensystem des Ordnungsamtes - eine für den speziellen EinsatzZweck programmierte Kasse, zu der, so ist zu erfahren, alle Mitarbeiter der Abteilung Zugang hatten.

Eine Mitarbeiterin der Firma, die das Kassensystem verkauft und betreut, wird dazu als Zeugin gehört. Sie war im September 2011 in die VG-Verwaltung gerufen worden, weil etwas mit der Kasse nicht stimme. Die Frau erklärt, dass die Kasse nicht nur Einzahlungsquittungen für die Kunden ausgibt, sondern alle Buchungsvorgänge intern auf einer sogenannten Journalrolle dokumentiert. Außerdem erstellt das System regelmäßig ausgedruckten Finanzberichte.

Und diese Journalrollen sind weg. "Die Mitarbeiter erklärten mir, der Angeklagte habe sie angewiesen, die vollen Rollen wegzuwerfen", sagt die Zeugin. Nur ein Exemplar konnte sichergestellt werden und wird nun vom Vorsitzenden Armin Hardt aus dem braunen Umschlag befreit. Danach verlagert sich die Verhandlung nach vorne an den Richtertisch. Die Zeugin, das Gericht, die beiden Verteidiger und der Staatsanwalt brüten am Richtertisch intensiv über den Geheimnissen dieser Papierrolle. Die zahlreichen Zuhörer hinten im Saal kriegen nichts mit - außer, dass sich die Rolle immer weiter aufdröselt, bis sie sich schließlich wie eine Riesenluftschlange auf dem Saalboden windet. Meterware als Beweismittel.

Danach wird kommt als Zeuge ein pensionierter Mitarbeiter des Kreisprüfungsamtes, der in seiner aktiven Zeit die Behördenkassen kontrollierte, als Zeuge gehört. Auch er hatte damals die Journalrollen vermisst und erfahren, dass sie auf Ratschlag des Angeklagten vernichtet worden waren. Der Zeuge: "Dann wurde festgestellt, dass über Stornobuchungen Geld in der Kasse fehlte und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet."

Der Prozess wird am 14. März, 9 Uhr, mit weiteren Zeugen fortgesetzt.

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