US-Soldaten rücken ab

Seit etwa 60 Jahren sind amerikanische Soldaten im Kreis Birkenfeld beheimatet - auch in der Stadt Idar-Oberstein. Ziehen die Truppen ab, geht nicht nur ein Stück Identität verloren, sondern auch ein regionaler Wirtschaftsfaktor.

Idar-Oberstein. (red) Eine Ära geht zu Ende: In vier bis sechs Wochen wird das 1. Bataillon der 94. Feldartillerie die Straßburg-Kaserne endgültig verlassen haben. Von Idar-Oberstein geht es zurück in die Vereinigten Staaten: nach Fort Lewis im Bundesstaat Washington. Gestern traten die Soldaten der Einheit "Deep Steel" auf dem Appellplatz zur Abschlusszeremonie an. Der Abzug der Truppen ist Teil einer massiven Umstrukturierung der US-Landstreitkräfte in Europa. Das Ergebnis dieser Veränderungen bringt eine Reduzierung um rund 795 Soldaten, 1215 Familienangehörige und 18 amerikanische Zivilangestellte in Deutschland mit sich. Davon rücken allein aus der Stadt Idar-Oberstein 350 Soldaten ab. Die Ausrüstung des Bataillons wurde bereits über den Wasserweg in die Vereinigten Staaten verschifft. Zurück in der Straßburg-Kaserne bleiben lediglich einige wenige Zivilangestellte und das Wachpersonal. Was mit dem Gebäudekomplex in Algenrodt geschehen soll, sei bis jetzt noch unklar, sagt Madeleine Dwoiakowski, Pressereferentin der US-Armee in Baumholder. Zunächst geht das Kasernengelände zurück an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), Gespräche über die weitere Nutzung seien jedoch noch nicht geführt worden. Für Idar-Oberstein ist die Truppenveränderung der US-Streitkräfte keinesfalls eine erfreuliche Entwicklung. "Da ist Wehmut dabei", sagte Oberbürgermeister Bruno Zimmer im Rahmen der Zeremonie. Zwar führe der Abzug im Grunde nicht zu einem Abbau von Arbeitsplätzen, aber dadurch, dass ganze Familien - insgesamt etwa 1000 Menschen - auf dem Gelände der Straßburg-Kaserne leben, breche ein Stück Kaufkraft innerhalb der Stadt weg. Bereits seit längerer Zeit ist bekannt, dass der Tag irgendwann kommen wird - nach all den Jahren sei es dann aber doch überraschend. Die Straßburg-Kaserne ist seit 1951 Stützpunkt amerikanischer Soldaten. Der Kommandeur des Bataillons, Lieutenant Colonel Thomas Matsen, wird nicht mit seinen Soldaten in die Heimat zurückkehren, sondern in Heidelberg neuen Aufgaben nachgehen. In einem Rückblick erinnerte der Offizier an die Vergangenheit der Kampfeinheit. Für Einsätze in der Normandie während des Zweiten Weltkrieges und des Vietnam-Krieges wurde die Truppe ausgezeichnet. Von April 2003 bis Juli 2004 diente die Einheit mit der 1. Panzerdivision als Unterstützung der "Operation Iraqi Freedom". Mit der Änderung der Truppenstruktur unterstützt die US-Heeresführung in Europa (Usareur) die Pläne des Pentagons, die strategischen Aufgaben im Kampf gegen den Terror zu optimieren. Außerdem nähert sich Usareur damit auch der endgültigen Anzahl von Hauptoperationsbasen in Europa. Die Entscheidung des Kongresses, den Standort Baumholder zu einer solchen "Main Operating Base" zu machen, steht immer noch aus.

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