Eifel Air Base APRIL, APRIL: US Space Force wird NICHT in Spangdahlem stationiert

Spangdahlem/Washington · Eifel Air Base wird nicht zur Space-Base ausgebaut: Dass die neue Einheit der US-Streitkräfte den Weltraum von der Eifel aus erobern und verteidigen soll war eine Aprilscherz.

 Senkrechtstarter wie Raketen, das erklärt die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, seien für die Anrainer des US-Luftwaffenstützpunktes Spangdahlem nicht so lärmintensiv wie der Überflug durch Kampfjets oder Transportflugzeuge.

Senkrechtstarter wie Raketen, das erklärt die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, seien für die Anrainer des US-Luftwaffenstützpunktes Spangdahlem nicht so lärmintensiv wie der Überflug durch Kampfjets oder Transportflugzeuge.

Foto: AP/Bill Ingalls

  „Das ist eine großartige Air Base und ich liebe die Eifel mit ihren ‚lovely cows and friendly people’“, soll US-Präsident Trump während einer kurzen und bislang vor der Öffentlichkeit  geheimgehaltenen Zwischenlandung vergangene Woche auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem gegenüber deutschen Zivilbeschäftigten geäußert haben. Aber das war nicht alles, was Trump bei seinem kurzen Besuch auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in der Eifel mitzuteilen hatte.

Die bedeutendste Nachricht, die  der US-Präsident in Spangdahlem verkündete, während seine „Air Force One“ aufgetankt wurde, blieb erst mal unter Verschluss. Doch am heutigen Tag  endet die Sperrfrist für die bislang als top secret (Deutsch: streng geheim) eingestuften Informationen, die der Präsident dem Kommandeur in Spangdahlem mitgebracht hatte: „Die United States Space Force (USSF) als neue Streitkraft der Vereinigten Staaten wird in Spangdahlem stationiert“, sagte Trump. In Zukunft sollen also nicht nur Transport- oder Kampfflugzeuge von dem Eifel-Stützpunkt abheben, sondern auch Raketen in den Himmel starten. „Spangdahlem will be the first United States Space Command“, sagte Trump, was auf Deutsch heißt, dass dort die erste Space Force-Truppe aufgebaut werden solle. Trump hatte im Juni 2018  in einer Ansprache vor dem National Space Council die Schaffung einer sechsten Streitkraft, die im Weltraum operieren werde, angekündigt. Die US Space Force soll in etwa die gleichen Aufgaben wie die US Air Force aber außerhalb der Erdatmosphäre wahrnehmen.

US Vizepräsident Mike Pence erklärte dazu: „Viele Jahre haben Länder wie Russland, China, Nordkorea oder Iran Waffen angestrebt, um unsere Navigations- und Kommunikationssatelliten mit elektronischen Angriffen vom Boden aus zu stören. In jüngster Zeit arbeiten unsere Gegner daran, Kriegswaffen ins Weltall zu bringen.“ Die neue Streitkraft solle vor allem Angriffe aus dem All durch Raketen und „den möglichen Einsatz moderner russischer und chinesischer Antisatellitenwaffen abwehren“. Das Dekret zur Schaffung der neuen Streitkraft wurde am 19. Februar unterzeichnet und das Pentagon mit der Planung erster Stützpunkte und Startvorrichtungen beauftragt. Aufgrund der bereits vorhandenen militärischen Infrastruktur, sagte Trump, seien die Air Force-Stützpunkte in Rheinland-Pfalz erstklassige Standorte für die neuen Streitkräfte mit ihren modernen Waffensystemen.

Waffensysteme Für ihre neuen Aufgaben soll die Air Base Spangdahlem mit Antisatellitenraketen und Startrampen ausgestattet werden. Antisatellitenraketen (ASAT-Raketen) werden auf angezielte Satelliten abgeschossen,  wobei es sich oftmals um Spionagesatelliten handelt, deren Ausschaltung militärisch interessant ist und die sich meist in niedrigen Umlaufbahnen bewegen. Abgeschossen werden die Raketen meist von schnell und hoch fliegenden Militärjets, sofern die Raketen nicht von Startrampen am Boden aus gestartet werden können. Beim Aufprall werden Satellit und  ASAT-Rakete durch die Energie des Aufpralls zerstört, so dass die ASAT-Raketen nicht mit Sprengstoff ausgestattet werden müssen. Zu den Weltraumwaffen gehören aber auch boden-, und luftgestützte Laserwaffen sowie Space-Shuttles kompakter Bauart.

Lärm Wie ein Immissionsschutz-Experte der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord kurz vor Ablauf der Sperrfrist erklärt, soll von den neuen Waffensystemen im Gegensatz zu Kampfjets und Cargo-Maschinen weniger Lärm ausgehen. „Dahingehende Bedenken, mit den neuen Waffensystemen könnte der Fluglärm für die Anwohner rund um den Militärstützpunkt zunehmen, sind unbegründet.“ Und das sei logisch, erklärt die Pressestelle der Behörde. Denn bei den ASAT-Raketen mit leistungsstarken Flüssigkeitstriebwerken handele es sich um Senkrechtstarter. Beim Start und dem Einsatz der Raketen werde keine der umliegenden Ortschaften wie Binsfeld, Landscheid oder Spangdahlem überflogen. Es werde jedoch noch ein Gutachten zum Immissionsschutz in Auftrag gegeben.

Naturschutz In die Quere kommen könnte den Plänen des US-Verteidigungsministeriums ein kleiner pelziger Eifeler, der selber gerne nachts durch den Himmel bei Spangdahlem flattert: Die Rede ist von der Mopsfledermaus. Ein jüngst von den  Naturschutzorganisationen Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND)  und dem Naturschutzbund (NABU) in Auftrag gegebenes Gutachten hatte bei Spangdahlem ein Mopsfledermaus-Habitat nachgewiesen. Die SGD-Nord erklärt auf TV-Anfrage, dass die Tiere durch die neuen Waffensysteme nicht gefährdet seien. In Fachzeitschriften bereits publizierte wissenschaftliche Gutachten zur Auswirkung des Luftverkehrs auf Fledermäuse kommen zu einem anderen Ergebnis. „Fledermäuse haben ähnlich wie Eulen extrem lichtempfindliche Augen. Durch massive Helligkeit, wie sie Raketentriebwerke, die flüssigen Sauerstoff und Wasserstoff verbrennen, erzeugen, können  die Tiere erblinden oder gar  im Flug abstürzen“, ist in einer englischsprachigen Studie mit dem Titel „Navigation: Bat orientation using light“ zu lesen. Der SGD-Nord, erklärt die Pressestelle, sei diese fremdsprachige Studie nicht bekannt. Die Behörde werde selbst Gutachten zum Bestand und zur  möglichen Gefährdung der Tiere rund um die Air Base in Auftrag geben.

  Wie das Foto eines Anwohners belegen soll, könnten auf der US Air Base Spangdahlem bereits erste Antisatellitenraketen stationiert sein.

Wie das Foto eines Anwohners belegen soll, könnten auf der US Air Base Spangdahlem bereits erste Antisatellitenraketen stationiert sein.

Foto: AP/Dmitri Lovetsky

Politik Die Gremien der Anrainergemeinden wollen die Genehmigung der neuen ASAT-Flugzonen im Schnelldurchgang und ohne Bürgerbeteiligungen oder Workshops durchpeitschen. „Die Zeit drängt und man muss zuerst mal den wirtschaftlichen Vorteil für die Region sehen, den die Ansiedelung einer neuen Streitkraft  in Spangdahlem bedeutet“, sagt ein Ortsbürgermeister, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Getreu dem politischen Slogan „Spangdahlem first“ dürfe man sich von anderen Regionen nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. „Wir müssen jetzt Nägel mit Köpfen machen.“ Einer Pressemeldung des Pentagon zufolge, wollen die US-Streitkräfte mehr als eine Milliarde Dollar in den Umbau der Air Base und die Ansiedelung der Space Force in Spangdahlem investieren. Der Ortsbürgermeister meint: „Das wird großartig!“

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