Auslese Fast vier Millionen Euro für zerstörte Winzerbetriebe im Ahrtal
Ahr/Mosel · 18 Monate nach der verheerenden Flut im Ahrtal erhalten ruinierte Betriebe nun insgesamt mehr als 3,8 Millionen Euro Spendengeld. Ein überwältigender Erfolg der Aktion #deradlerhilft. Dahinter steckt der Verband Deutscher Prädikatsweingüter, der mit vielen verschiedenen Aktionen Geld für die betroffenen Winzer sammelte.
Egal für welchen Betrieb, egal, ob VDP-Mitglied oder nicht. Tatsächlich war die Solidarität überwältigend, mehr als 4000 Menschen spendeten oder halfen tatkräftig vor Ort.
Einer davon ist der beliebte Fernsehmoderator Günther Jauch, Inhaber des Weingutes von Othegraven in Kanzem an der Saar. Nachdem seine Mitarbeiter tief erschüttert von den Aufräumarbeiten zurückkamen, startete er in dem sozialen Netzwerk Facebook eine Aktion: Das Geld aus allen Wein-Bestellungen im Monat August – also der komplette Rechnungsbetrag einschließlich Mehrwertsteuer und Versandkosten – spendete er an die am stärksten betroffenen Winzer.
Aber nicht nur Jauch wollte unbedingt helfen. Einige herausragende Aktionen initiierten Moselwinzer, die nicht Mitglied im VDP sind. 26 aktive und ehemalige Moseljünger – eine Vereinigung von jungen Winzern – fuhren ins Ahrtal und unterstützten ihre Kollegen dort mit Material, Nahrungsmitteln und ihrer eigenen Arbeitskraft.
„Moselwein hilft“ verfolgte einen anderen Plan. Die sechs Gründer Christian Amlinger, Christoph Hauth, Christian Jungblut, Michael Lorscheider, Daniel Theisen und Sven Zerwas verkauften Weinpakete. Die Flaschen, mit denen sie die Pakete füllten, erhielten sie von zahlreichen engagierten Moselwinzern. Alle eingehenden Spenden wurden unter den Ahrwinzern verteilt.
Die Hilfsbereitschaft in jenen Wochen nach der Katastrophe war überwältigend. Winzer aus fast jedem Moselort griffen ihren gebeutelten Kollegen materiell und finanziell unter die Arme.
Das war offenbar leichter, als das Spendengeld des VDP zu verteilen. Zwar wurden bereits im Jahr 2021 erste Soforthilfen ausschüttet, doch die weitere Auszahlung gestaltete sich aufgrund steuerrechtlicher Vorgaben als schwierig. Unbürokratisch, so wie von Politikern versprochen, war die finanzielle Zuwendung also keineswegs. Viele Gespräche seien notwendig gewesen, erinnert sich VDP-Präsident Steffen Christmann.
Doch mittlerweile ist das Geld da, wo es hin soll: „Mit Auszahlungsbeträgen, die durchschnittlich im fünf- bis sechsstelligen Bereich pro Weinbaubetrieb und bis zu fast 800.000 Euro für eine der Genossenschaften liegen, wird der Umfang der Spendenaktion besonders deutlich“, resümiert Steffen Christmann.
Ein Hoffnungsschimmer, denn lediglich fünf von 65 Weinbaubetrieben blieben im Ahrtal ohne Schäden. Die Solidarität der VDP-Winzer hört damit aber nicht auf. Ihre Spendenaktion geht weiter.
v.kerl@volksfreund.de