Vereine befürchten eine Zwei-Klassen-Gesellschaft

Gutenthal · Morbacher Vereine beklagen sich erneut über die Sperrzeiten für Feste in der Einheitsgemeinde. Sie befürchten eine Zwei-Klassen-Gesellschaft und schlagen ein Gespräch aller Vereine mit der Verwaltung vor. Doch diese will an der jetzigen Regelung festhalten.

Gutenthal. Andreas Schneider von den Gutenthaler Thekenkickern will Gerechtigkeit bei den Sperrzeiten. Er sagt: "Wir wollen eine einheitliche Regelung für alle Dörfer in der Einheitsgemeinde Morbach." Zurzeit müssen die Thekenkicker ihre Veranstaltungen früher beenden als Vereine aus Gonzerath, Haag, Morbach oder Morscheid-Riedenburg.
Während letztere bei öffentlichen Partys in ihren Gemeindehäusern Getränke bis drei Uhr verkaufen dürfen, ist bei den Thekenkickern im Gutenthaler Bürgersaal um zwei Uhr Schluss. Die Musik muss um 1.30 Uhr abgestellt werden, ab Mitternacht darf sie nur noch leise laufen.
Diese Regelung hatte die Morbacher Verwaltung Anfang 2011 ursprünglich für alle Veranstaltungen in den Orten erlassen, um auf Lärmbeschwerden zu reagieren. Für die Fastnachtssitzungen weitete sie die Öffnungszeiten Ende Februar bis drei Uhr aus. Im April wurden auch Ausnahmen für Veranstaltungen in den Gemeindehäusern der vier genannten Orte erlassen. Zur Begründung hieß es, diese Häuser lägen am Dorfrand und Anwohner würden durch Feste kaum gestört. Der Gutenthaler Bürgersaal liegt hingegen genauso wie andere Gemeindehäuser mitten im Ort.
Die Thekenkicker haben mit der Kölschen Nacht im Januar bereits Erfahrungen mit der neuen Regelung gesammelt. Ihr Resümee: Umsatzeinbußen von rund 25 Prozent. Der meiste Umsatz wird laut Schneider zu später Stunde in der Bar gemacht. Wenn um 1.30 Uhr die Musik ausgeschaltet werde, gingen die Besucher nach Hause. Schneider: "In der letzten halben Stunde haben wir kaum noch etwas verkauft. Viele junge Leute gehen erst gegen 22 Uhr zu einer Veranstaltung. Wenn dann gegen 1.30 Uhr Schluss ist, lohnt sich der ganze Aufwand für eine aufwendige Dekoration nicht."
Rückendeckung erhalten die Thekenkicker von Ortsvorsteher Lorenz Gemmel und Vereinen aus anderen Dörfern. Gemmel kann die Regelung nicht nachvollziehen. "Jedes Dorf soll gleich behandelt werden", sagt er. Die Hallen in den Orten mit längeren Öffnungszeiten grenzten auch an Grundstücke mit Wohnhäusern. In Gutenthal habe sich noch nie jemand beschwert. Auch Andreas Mettler von der Freizeitmannschaft in Hinzerath spricht sich für eine Gleichbehandlung der Ortsbezirke aus. Norbert Bernard von der Vereinsgemeinschaft Hunolstein wird deutlicher. Er fühlt sich benachteiligt. Die Halle in Hunolstein liege auch nicht anders zur Wohnbebauung als die in Haag. "Wo bleibt da die Chancengleichheit?", fragt Bernard.
Die Gutenthaler, die ihre Mexiko-Nacht am 23. Juli feiern, fordern in einem Schreiben an die Verwaltung eine Überarbeitung der Sperrzeitenregelung. Dies hat die Gemeinde nach einer Diskussion im Haupt- und Finanzausschuss abgelehnt. Jetzt wollen die Thekenkicker ein Gespräch mit Vertretern aller betroffenen Vereine und der Verwaltung, um eine einheitliche Lösung zu erreichen.
Unterschriftenaktion geplant


Büroleiter Theo Gätz weist daraufhin, dass Verwaltung und Ausschuss einer Meinung seien und ein Gespräch nicht nötig sei, doch ergänzt er: "Was man im Gespräch klären kann, sollte man auch klären." Hunolstein sei ein Fall, über den man nochmals nachdenken müsse. In Gutenthal sei es allerdings zu erheblichen Beeinträchtigungen durch Lärm und Belästigung gekommen. Bei der Kölschen Nacht Anfang des Jahres hatte die Polizei eine Schlägerei verhindert und bei einem Festbesucher Pfefferspray beschlagnahmt. Mitarbeiter des Ordnungsamts haben laut Gätz im Vorjahr eine Auseinandersetzung mit dem Diskjockey gehabt.
Auch die Vereine würden von der Neuregelung der Sperrzeiten profitieren. Nach der Rechtsprechung könne die Klage eines Einzelnen ein ganzes Fest verhindern, sagt Gätz. Auch die Regelung in den Orten mit längeren Öffnungszeiten könne bei Beschwerden wieder eingeschränkt werden. Die Thekenkicker wollen nicht locker lassen. Schneider kündigt an: "Wenn das Gespräch kein Ergebnis bringt, starten wir eine Unterschriftenaktion."Sperrzeiten: Bis 3 Uhr darf in der Gemeinde Morbach an Fastnacht gefeiert werden sowie bei Veranstaltungen in der Morbacher Baldenauhalle, der Gonzerather Schackberghalle, den Gemeindehäusern Haag sowie Morscheid-Riedenburg und außerhalb der Orte. Feste in anderen Gemeindehäusern dürfen nur bis zwei Uhr dauern, Musik ist dort ab 24 Uhr nur leise gestattet. Live-Musik muss um ein Uhr, Musik von Tonträgern um 1.30 Uhr beendet werden. Bei Zeltfesten dürfen Getränke bis drei Uhr ausgeschenkt und Musik bis zwei Uhr gespielt werden.

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