Verleumdet, gefoltert, verbrannt

Wederath · Mit den Hexereiverfahren im Hunsrück befasst sich eine Sonderausstellung im Archäologiepark Belginum bei Wederath. Mehr als 300 Menschen sind heute bekannt, die in der Region zwischen 1523 und 1672 der Hexerei angeklagt worden waren.

Kuratorin Rita Voltmer erklärt Besuchern die ausgestellten Exponate. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Kuratorin Rita Voltmer erklärt Besuchern die ausgestellten Exponate. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Wederath. Verleumdet, gefoltert, verbrannt: Wer einst der Hexerei bezichtigt wurde, den erwartete ein schrecklicher Prozess, den nur wenige der Angeklagten überlebt haben. Die vom Frauenforum in Simmern konzipierte Ausstellung "Hexentod", die sich mit den Hexenverfolgungen im 16. und 17. Jahrhundert befasst und die jetzt im Archäologiepark Wederath zu sehen ist, ist vor etwa 100 Besuchern eröffnet worden. Bis zum 6. November ist dort zu sehen, wie der Hexenwahn auch vor der Region nicht haltgemacht hat.
Zehn Schicksale beschrieben


An einer Erinnerungswand werden exemplarisch die Einzelschicksale von zehn Opfern aus dem Hunsrück beschrieben, die seinerzeit unter dem Vorwurf der Hexerei verfolgt und gefoltert worden waren. Davor liegende Strohballen erinnern wie auch in der weiteren Ausstellung an die Feuer, in denen viele der Beschuldigten ums Leben gekommen sind.
Plakate zeigen, wo im Hunsrück Menschen der Hexerei angeklagt worden waren, eine weitere führt mehr als 300 Namen der bekannten Opfer im Zeitraum von 1523 bis 1672 auf. Dabei sind regionale Schwerpunkte zu erkennen. Beispielsweise sind für die Orte Breit, Büdlich, Bescheid, Beuren, Schönberg, Neunkirchen, Naurath und Dhronecken 64 Opfer von Hexenprozessen aufgeführt, für den Bereich der heutigen Einheitsgemeinde Morbach keine.
Doch bedeutet dies nicht unbedingt, dass es dort keine Hexenprozesse gegeben habe, sagt Kuratorin Rita Voltmer von der Universität Trier. Vielmehr sei das Wissen über die Prozesse und damit die Darstellungen von den überlieferten Unterlagen abhängig. Seien keine vorhanden, könnten auch keine Prozesse rekonstruiert werden. Die Opfer seien weniger, wie oft kolportiert wird, von der Kirche einem Hexenprozess unterworfen worden. Stattdessen führten meist weltliche Gerichte die meisten Verfahren aus, erfahren die Besucher in der Ausstellung.
Mehrheitlich seien die Beschuldigten Frauen gewesen, jedoch hätten auch Männer, Kinder und gut situierte Bürger zu den Angeklagten gehört. Und zwar unschuldig: "Keiner der angeklagten Frauen, Männer und Kinder hatte das Verbrechen der Hexerei begangen", sagt Voltmer. An 13 Stationen werden verschiedene Aspekte der Hexenverfolgung detailliert beschrieben.
Wo kommt der Hexenglaube her, welche Faktoren haben zu Hexenverfahren geführt, wie ist ein Prozess abgelaufen? Kopien von Originaldokumenten und Darstellungen von Gerichtsverfahren und Folterverhören runden die Ausstellung ab. Lange verweilen die Besucher der Vernissage vor den Tafeln und Vitrinen.
"Ein Besuch lohnt sich, weil die Ausstellung hilft, falsche Vorstellungen zu revidieren, beispielsweise, dass die Hexenverbrennungen von der Kirche gesteuert wurden", sagt der Hoxeler Frank Arend. "Ein ganz spannendes Thema", meint Daniela Petry aus Wederath. Ihr gefallen die aufgeführten Einzelbeispiele gut, die den Hexenprozessen die Anonymität nehmen. Petry: "Wenn der Name und das detaillierte Schicksal da ist, wird einem das Thema bewusster." cst

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