TV-Serie Das Küferhaus birgt eine Überraschung

Piesport · In Piesport saniert Andreas Schemer ein mehr als 100 Jahre altes denkmalgeschütztes Haus. Das haben einst vermögende Menschen gebaut, die sich klar gegen die Obrigkeit aufgelehnt haben.

 Die Inschrift des Steins, den der Erbauer des Hauses, Peter Arens-Graf, in seinem Vorgarten stehen hatte, bis er ihn entfernen musste.

Die Inschrift des Steins, den der Erbauer des Hauses, Peter Arens-Graf, in seinem Vorgarten stehen hatte, bis er ihn entfernen musste.

Foto: Christina Bents

„Das Haus hat Charakter, es erzählt Geschichten und das Gesamtbild stimmt einfach“, so fasst Andreas Schemer zusammen, was ihn an seinem Haus im Ortskern von Piesport fasziniert – und warum er sich zum Kauf entschieden hat.

Noch wohnt er mit seiner Lebensgefährtin in Emmelshausen, denn im Wohnbereich ist die Renovierung noch voll im Gang.

Ihr Schieferbruchsteinhaus ist aus dem Jahr 1903. Es wurde von einem Küfer, also einem Fassbauer, errichtet. Er besaß einen Weinberg und lebte in einfachen Verhältnissen, wie Andreas Schemer weiß. „Die Bauart und die Größe des Hauses weist allerdings auf Vermögen hin“, so der Hausherr. Besonders sind etwa die beiden Betondecken, die damals schon eingebaut wurden. „1870 wurden sie erst von Joseph Monier erfunden und 1903 schon hier eingebaut. Das war sehr fortschrittlich“, erklärt er. Neben dem Wohnbereich, indem bis zu zwei Familien gelebt haben und in dem auch einmal ein Laden gewesen ist, fand das Vieh in einem Scheunentrakt seinen Platz.

Für einen Altbau spricht aus der Sicht des Hausbesitzers: „Weil es einfach Charme hat und ortsbildprägend ist. Solche Gebäude sind wichtige Elemente unserer Kulturlandschaft. Wenn Touristen unterwegs sind, fallen ihnen solche Häuser gleich auf. Sie bleiben stehen und fotografieren sie.“

Einen hohen Stellenwert haben für ihn und seine Lebensgefährtin, dass sie natürliche Materialien, wie Kalk- und Lehmputze verwenden und der Stil des Hauses erhalten bleibt. Die Türen sind beispielsweise noch da. Sie werden aufgearbeitet und wieder eingesetzt. Eichenbretter, die auf dem Speicher lagen, bekommen als Fensterbänke einen neuen Platz. Die Fenster lassen sie aufwendig nachkonstruieren, mit vier Flügeln. „Das kostet natürlich alles viel Geld und ist in unserem Fall deutlich teurer als ein Neubau. Deshalb sind wir froh, dass wir Mittel aus der Dorferneuerung und dem Denkmalschutz bekommen, die diese Mehrkosten auffangen.“ Weiter erklärt er: „Die Beratung von den Mitarbeitern der Kreisverwaltung hat uns dabei sehr weitergeholfen.“

Über die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner hat er einiges von der Tochter der dritten Generation, die im Haus gelebt hat und die heute in Hamburg wohnt, erfahren. Zudem hat er die original Bauzeichnung und den Bauantrag gefunden, über den er sich sehr gefreut hat.

Eine Überraschung hat Andreas Schemer erlebt, als er ein Steinkreuz gefunden hat, wie man es früher auf Friedhöfen stand. Ganz ungewöhnlich ist das eigentlich nicht, aber es hat weder auf einem Friedhof gestanden, noch war es zu Ehren eines verstorbenen Angehörigen. Die Inschrift lautet: „Vater vergib Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Da Gemeinderatsbeschluss Nr. 3877. Errichtet zur Ehre Gottes und zur Erinnerung an die Bausteine dieses Hauses 1903 von Familie Peter Arens-Graf.“

Der jetzige Besitzer hat herausgefunden, dass es im Vorgarten der Familie gestanden hat. Peter Arend-Graf stellte es auf, weil er sich vom Gemeinderat um ein Geschäft betrogen fühlte. Er musste es aber entfernen. „Der Erbauer des Hauses scheint eigen gewesen zu sein und hatte keine Scheu, gegen die Obrigkeit zu opponieren.“

 Das Haus von Andreas Schemer ist mit 60 bis 80 Zentimeter dicken Bruchsteinen gebaut. Momentan wird es umgebaut.

Das Haus von Andreas Schemer ist mit 60 bis 80 Zentimeter dicken Bruchsteinen gebaut. Momentan wird es umgebaut.

Foto: Christina Bents
 Die Fensterläden werden aufgearbeitet und kommen dann wieder an die Fenster.

Die Fensterläden werden aufgearbeitet und kommen dann wieder an die Fenster.

Foto: Christina Bents

Im Haus macht Andreas Schemer alles selbst, bis auf die Heizung und die Arbeiten am Strom. Schon heute können er und seine Lebensgefährtin sich vorstellen, wie sie auf der Bank vor dem Haus sitzen, sie eine Falsche Wein genießen und mit Nachbarn oder zufällig vorbeikommenden Personen ins Gespräch kommen. „Das hat man in einem Neubau in der Stadt so nicht.“

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